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Roman Signer nimmt seit Jahren eine eigenständige, etablierte Position als Bildhauer in der internationalen Kunstwelt ein und hat damit nachfolgende Künstlergenerationen beeinflusst. Das Unverwechselbare und Wesentliche seiner Werke ist der kontinuierliche Versuch, mit Hilfe einer existentiellen Intensität Gebrauchsgegenstände (und innerhalb der Aktionen ebenso sich selbst als Künstler) in Zustände simpler, physikalischer Abläufe und Gesetzmäßigkeiten zu setzen, um das Artifizielle mit dem Natürlichen zusammenzuführen.

Die beweglichen Skulpturen, die Roman Signer manchmal raumgreifend und manchmal nur als Gedan-kenbild mit ebenso potentieller Spannungskraft zusammenfügt, besitzen eine Unabdingbarkeit: Der Ge-genstand benötigt eine physikalische Kraft, um zu einer beweglichen Skulptur zu werden, und die sinnli-che Erfahrbarkeit der natürlichen Phänomene wie Wind, Schwerkraft und Rauch werden erst durch den Einsatz des Gegenstandes sichtbar. Durch diese Synthese, die gleichzeitig immer ein Wechselspiel ist, gelingt es Roman Signer, überraschende Seh- und Erfahrungsmomente geschehen zu lassen.

Die Inszenierung und Anordnung der beweglichen Objekte und Installationen wird von Roman Signer präzise kalkuliert, in zahlreichen Versuchen erprobt und so dem Fall des Scheiterns und möglichen Ver-unglückens fast entzogen. Aber eben nicht ganz, denn die rein visuell wahrgenommene Unwahrschein-lichkeit der Beständigkeit des Gelingens dieser inszenierten Ereignisse wecken beim Betrachter zugleich Erstaunen, Furcht und Lust.

Die vier Skulpturen und die Fotografieserien Roman Signers in der Galerie Barbara Weiss laden ein, die-ses Spannungsfeld zu erfahren und zu betreten. Der Galeriebesucher wird von den Gebläsemotoren der Ventilatoren akustisch in den Hauptraum gezogen und bleibt an der Aluminiumverkleidung der Skulptur Runder Raum stehen. Wird sich die umherschleudernde, wirbelnde rote Plastiktüte in dem Rondell mit Ventilatoren immer im Kreise drehen oder vielleicht hinaus in den Ausstellungsraum fliegen? Diese poe-tische, bildliche Vorstellung klingt durch die spürbare, kraftvolle Energie des künstlichen Windes ab, denn die fragile Plastiktüte reibt sich beim längeren Betrachten stringent an der metallenen Innenwand. In Nachbarschaft zum Runden Raum steht die Tabakpfeife auf einem Holzsockel und wirkt auf den ersten Blick wie ein autonomes Objekt. Folgt der Blick des Betrachters jedoch dem schwarzen Schlauch, der aus dem Mundstück der Pfeife zu einer roten Gasflasche führt, erahnt er ein spektakuläres Ereignis: Wird der Hebel der Gasflasche gedrückt, entweicht flüssige Kohlensäure durch die Öffnung der Pfeife und zischt schrill als weißer Rauchstrahl in die Luft.

Um ein Metallfass ins Rollen zu bringen, könnte man es mit dem Gestus eines kindlichen Forschungs-drang an einen Hang legen und dann loslassen. Doch Roman Signer benutzt eine blaue, für chemische Flüssigkeiten hergestellte Tonne, um sie von der rechten zur linken Wandseite des zweiten Ausstellungs-raumes mit dem Einsatz zweier Ventilatoren hin- und herrollen zulassen.

Im dritten Ausstellungsraum flattern acht rote, auf einem Holzstab befestigte Signalfahnen im Wind von acht Ventilatoren. Die Fahnen wehen in konstanter Position zur rechten Seite oder zur linken Seite in ei-ner alternierenden Reihenfolge. Diese abwechselnde Ausrichtung wirkt wie eine bewegte Ornamentik, die den physikalischen Gesetzen des Windes ein ausgefeiltes künstlerisches Konzept entgegensetzt.

Die beiden Fotografieserien Bürostuhl und Floß zeigen in Sequenzen zwei Aktionen Roman Signers. Auf einem Bürostuhl sitzend hält Roman Signer in seinen Händen Raketen, deren Schubkraft den notwendigen Antrieb geben, um den Bürostuhl und ihn rotieren zu lassen. Ein italienischer Piaggio wird in der Aktion das Floß von zwei in Trachten gekleideten Fährmännern stromabwärts gefahren. Der Piaggio gleitet mittels Fähre in die hügelige Flusslandschaft Polens.

Birgit Szepanski

Ausstellung mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung

Eröffnung am Freitag, 27. April 2007, 18-22 Uhr Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 11-18 Uhr

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Roman Signer
Vier Skulpturen