press release only in german

"Jump on me", die erste Einzelpräsentation von Rita Ackermann (*1969, Budapest/New York) in Deutschland, vereint Zeichnung, Malerei und Wandmalerei wie auch Performance, Film, Musik und Tableau Vivant. Ausgehend von ihrem zeichnerischen Werk lässt sich die Künstlerin immer wieder auf lose organisierte Kollaborationen mit Musikern, Modedesignern oder Fotografen ein. Bezugnehmend auch auf die Geschichte des Bonner Kunstvereins mit vielen Verbindungen zu Fluxus, Happening und Performance wird der multidisziplinäre künstlerische Ansatz von Ackermann präsentiert.

Den Zeiten, in denen "das Böse" als politisch korrekte Terminologie salonfähig ist, setzt Rita Ackermann eine Bilderwelt entgegen, in der Lebenslüge und Wahrheitssuche nicht voneinander zu unterscheiden sind und die Verzweiflung lustvoll ausgekostet wird. Ackermann opponiert gegen die offizielle Version des Guten. Die in ihrem Werk immer wiederkehrende Protagonistin, eine Frau, die der Künstlerin selbst ähnlich sieht, und die zwischen der Figur des unschuldigen Mädchens, der Mutter und Madonna und Femme Fatale oszilliert, verstört und irritiert. Es sind unbequeme Bildwelten, die dunkle Seiten des Unbewussten berühren und an das berühmte Diktum "Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer" anklingen.

Immer wieder kreist Ackermanns Arbeit um die „Architektur des Ichs“ (Hans Witschi). Emotionale Grenzerfahrungen, der rauschhafte Wahnsinn, aber auch das Versprechen vollkommener Auflösung in Liebe und Frieden, bezeichnen tragende Momente in ihrem künstlerischen Ansatz. „Jump on me“, Titel der Ausstellung und der jüngsten Reihe von Aquarellen, ist von einer japanischen Tanzform inspiriert, in der Personen aufeinander zugehen, um sich in einer Umarmung zu vereinen und dann wieder abzustoßen. In der Ambivalenz zwischen Zuwendung und Aggression findet die Künstlerin spannungsgeladene und unauflösbare Bildwelten. Die Reihe zeichnet sich durch durchgängige Rottöne aus, die im feinen Farbfluss des Aquarells und im Rhythmus der Strichführung zuweilen beschwingt und leicht an um so schwieriger fassbare, surreale innere Bildwelten anklingen. Daneben wird eine Reihe früherer, bisher noch nicht gezeigter Zeichnungen (1995) präsentiert. Erstmals zeigt Ackermann die gleichnamige Film-Installation „Jump on me“ (Bühnenbild: Rita Ackermann, Hanna Liden, Agathe Snow, Kostüme: AS FOUR, Tänzer: Takemi Kitamura, Ryutaro Mishima, Musik: Michael Portnoy, Rita Ackermann, Choreografie: Nami Yamamoto, Fotos: Richard Kern), die sich raumgreifend über mehrere Wände verteilt.

Andro Wekua (*1977 Sochumi, Georgien/lebt in Zürich) konstruiert mit gezeichneten, collagierten und gefilmten Bildern eine Vorstellung von der Welt, die sich dem festen Zugriff entzieht. Seine Erinnerungen und Fiktionen sind so präzise wie erfunden. Erinnerungen und Fiktionen, etwa an seine Kindheit am schwarzen Meer oder biografische Momente in der Figur seines jüngeren Bruders, tauchen in Fragmenten immer wieder auf. Kleine Manipulationen offizieller Dokumente zielen darauf ab, die Systeme der Repräsentation und Identifikation zu stören. Vom Zeichnerischen ausgehend hat Wekua in den letzten Jahren auch in Installationen und Videoarbeiten das Motiv der Reise zwischen unbenennbaren Orten zwischen Ost und West thematisiert, so unter anderem in "Sicut Lilias Inter Spinas (Like a Lily in the Back)", Video, 2003, Sound: Felix Profos.

Seit 2002 arbeiten Andro Wekua und Rita Ackermann immer wieder zusammen. Beiden gemeinsam ist die Hinwendung zum Abgründigen, ein Spiel mit dem Biografischen und die Erfahrung, zwischen Ost und West zu pendeln. Die künstlerische Zusammenarbeit äußert sich in gemeinsam publizierten Künstlerbüchern, bisher bestehen drei Folgen, Chapter 1-3. Andro Wekua wird in der Ausstellung eine Videoarbeit präsentieren.

Pressetext