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Renate von Mangoldt (*15.12.1940) ist mit Ihrer fotografischen Arbeit als Chronistin der jüngeren deutschen Literatur seit den 1960er Jahren bekannt geworden. In dieser Ausstellung zeigt die Kunststiftung Poll ein Thema ihres Werkes, das bisher weniger Beachtung fand - ihre Dokumentation der Berliner S-Bahnhöfe zur Zeit des Kalten Krieges. Ihre Kindheit verbrachte sie in Erlangen und besuchte nach dem Abitur die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie in München. Zu diesem Entschluss angeregt hatte sie die Arbeit des Fotografen Helmut Lederers, der für sie Vorbildcharakter hatte. In ihrer künstlerischen Arbeit widmete sie sich zunächst Steinformationen, Dolmen und Menhiren. Erst als sie 1963 den Schriftsteller und Professor für Literaturwissenschaften der TU Berlin, Walter Höllerer, kennenlernte, den sie später heiratete, drängte sich ein neuer Fokus auf. Sie folgte Höllerer in sein neu gegründetes „Literarisches Colloquium” (LCB) nach Berlin und wendete sich fortan der Portrait-Fotografie zu. Ihr besonderes Augenmerk lag nun - stets in Schwarzweiß - auf dem Ablichten von Autorinnen und Autoren. Portraitiert hat sie beispielsweise Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Uwe Johnson, Heiner Müller und Günter Grass.

Gelegentlich machte sie fotografische „Abstecher” und wandte sich anderen Themen zu. Ihr 1977 erschienener Bildband über Berlin „übern Damm und durch die Dörfer” (mit 12 Essays von Walter Höllerer) vermittelt bis heute einen authentischen Blick auf die eingeschlossene Teilstadt Westberlin. Später befasste sie sich mit der Berliner S-Bahn. Da diese seit Kriegsende zur von der DDR weiterbetriebenen „Reichsbahn” gehörte, erlebte man ein Stück „Zone” hautnah, wenn man im Westberliner Sektor die Waggons bestieg. Vielen war dies suspekt, so dass sie lieber auf andere Verkehrsmittel umstiegen; der Mauerbau führte zu Boykottaufrufen von Senat und Springerpresse. In der Folge wurden viele S-Bahnhöfe geschlossen und Gleisanlagen stillgelegt. Der Verfall setzte ein. Anfang der 1970er Jahre begann Renate von Mangoldt, diese Westberliner Orte fotografisch zu dokumentieren. 1981 tat sie dies noch einmal. Heute sind die S-Bahnhöfe wieder voller Leben, und in der Hektik des Alltags erinnert uns kaum etwas an diese Zeit des Kalten Krieges, die von Mangoldt in ihren wunderbar stimmungsvollen Fotografien subtil konserviert hat. Sie hat damit ein umfangreiches Zeitzeugnis geschaffen, das aus Anlass des 70. Geburtstages der Fotografin in der Galerie der Kunststiftung Poll, im 2. Stock der Gipsstraße 3, bis Mitte Januar 2011 zu sehen ist.

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Renate von Mangoldt
Nachtrag zur S-Bahn
Fotografien 1974 bis 1981
Ort: Kunststiftung Poll