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Eröffnung: 13. Juni 2009, 17–21 h

Die Gruppenausstellung Red Thread ist ein ‘Prolog’ zur 11. Istanbul Biennale, die vom 12. September – 8. November 2009 unter dem Titel What Keeps Mankind Alive? stattfindet. Der Titel der Istanbul Biennale zitiert somit Bertolt Brechts bekanntes Lied “Denn wovon lebt der Mensch?” aus der Dreigroschenoper, die 1928 in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann und Kurt Weill entstand und Brechts Ausgangspunkt für eine Revolutionierung des Theaters und dessen politischer und gesellschaftlicher Anliegen war.

Istanbul Biennale 2009 “Denn wovon lebt der Mensch?” ist – wie es das Kuratorinnen-Kollektiv WHW formuliert – nach wie vor eine wichtige und zeitgemäße Frage, die vor dem Hintergrund der in Brechts Theaterstück fokussierten Themen und Motive neu gestellt und auf die Auseinandersetzung in der zeitgenössischen Kunst übertragen werden soll. Das Zitat “What keeps mankind alive?” dient dabei als ein Trigger, Fragen heutiger ökonomischer und sozialer Dringlichkeit sowie politischer und kultureller Verhältnisse und Möglichkeiten zu thematisieren. Die Bezugnahme auf Brecht ist ein Versuch, über künstlerische Praxis unter den Bedingungen zeitgenössischen Kapitalismus nachzudenken sowie Bewertungssysteme und Handlungsmodelle zu reflektieren. Was können wir heute als Künstler, Kuratoren, Kritiker und Kulturschaffende von Brecht lernen?

Die Gruppenausstellung Red Thread in Berlin Mit Red Thread geben die Kuratorinnen der Istanbul Biennale im Berliner Ausstellungsraum Tanas einen Einblick in ihren Arbeitsprozess. Die Gruppenausstellung nimmt dabei thematische Fäden der Istanbul Biennale auf und zeigt Künstler, die auch dort vertreten sein werden. Red Thread untersucht das Erbe eines historischen ‘Auf und Ab der Linken’ in seinen lokalspezifischen Kontexten. Vor dem Hintergrund eines ‚sanften‘ Übergangs zu neoliberalen Diskursen werfen die Künstler Fragen zu dominierenden institutionellen Modellen, ökonomischen und kulturpolitischen Strukturen sowie Repräsentationen einer globalen Kunstszene auf. Mit Überlegungen zur Selbst- Historisierung, Selbstpositionierung und Neuinterpretation von (Kunst)Geschichte und künstlerischer Auseinandersetzung jenseits des westlichen Projektes ‘Moderne’ fokussiert Red Thread kulturelle Praktiken, die sich dem Spiel der Repräsentation entziehen und dialektisch mit Spannungen zwischen „The West and the Rest“ umgehen.

Vyacheslav Akhunov (Usbekistan), KP Brehmer (Deutschland), Shahab Fotouhi (Iran), Igor Grubi? (Kroatien), Nilbar Güres (Türkei), Vlatka Horvat (Kroatien/USA), Jesse Jones (Irland), Runo Lagomarsino (Schweden), Marina Naprushkina (Weißrussland), Trevor Paglen (USA), Lisi Raskin (USA), Canan Senol (Türkei), Walid Sadek (Libanon)

Die Kuratorinnen What, How & for Whom/WHW ist ein unabhängiges Kuratoren-Kollektiv, das sich 1999 in Zagreb gegründet hat. Die Kuratorinnen Ivet ?urlin, Ana Devi?, Nata?a Ili? und Sabina Sabolovi? leiten seit 2003 das Programm der Gallery Nova in Zagreb und genießen durch Projekte wie Kollektive Kreativität (Kunsthalle Fridericianum, Kassel 2005) international größte Beachtung.

Red Thread 16. Juni – 8. August 2009 Tanas – Raum für zeitgenössische türkische Kunst, Berlin Eröffnung: 13. Juni 2009, 17–21 h