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Eröffnung: 29. Juni, 19 Uhr, NGBK

Die Begriffe Syntropie und Utopie verschmelzen zum Titel der neuen Ausstellung des Realismus-Studios. Sechs Kunstprojekte stellen sich der öffentlichen Begutachtung an verschiedenen Orten im Stadtraum, - einer davon ist die NGBK.

Der Begriff „Syntropie“ wurde 1944 von dem italienischen Mathematiker Luigi Fantappié in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt und bezeichnet dort die Fähigkeit lebender Systeme sich auf einen in der Zukunft liegenden Zustand optimalerer Organisation auszurichten. Im Gegensatz zum Begriff der Entropie, mit dem man davon ausgeht, dass Systeme zu einem Ausgleich der Energieniveaus tendieren, ist Syntropie charakterisiert durch die Konzentration von Energie, durch Ordnung und die Herstellung von Differenzen, sowie die Fähigkeit eines Systems gegen den entropischen Tod zu arbeiten.

Beteiligte Künstler und Künstlergruppen Ei Arakawa, Diana Artus, Department für Öffentliche Erscheinungen, Henry VIII’s Wives, Raumlabor, Klaus Weber, u. a.

Geschichten von nah und fern werden unter einem mobilen, künstlichem Sternenhimmel erzählt. Eine ambulante Bar entsteht über den Zeitraum einer Woche, die sich zeitweise in den Kreuzberger CSD eingliedert und die Ursprünge Schwulen- und Lesbenbewegung erinnern soll. Das Experiment wird unternommen der Kreuzberger Bevölkerung Strom von einer öffentlichen Steckdose zur Verfügung zu stellen. Ein Tornado im Bastelformat tobt in der Oranienstraße. Prototypen für ein Teeservice stellen eine weitere Etappe bei dem Versuch dar, Tatlins berühmte Architekturvision "Monument der Dritten Internationale 0 10" als Denkmal einer großen Utopie zu realisieren. Graffitikürzel werden einer signifikanten Veränderung unterzogen.

SYNTROPIA stellt künstlerische Positionen vor, in deren Fokus Interventionen und gesellschaftliches Handeln stehen. Interaktionen und Eingriffe in urbane Systeme werden dabei eben so vorgenommen wie Umwertungen von Stadträumen und Untersuchungen der dort herrschenden Regeln, Leitideen, Statements, Displays. Den Schnittstellen zwischen so genanntem öffentlichem und privatem Raum kommt dabei eine zentrale Rolle zu.

Die vorgestellten künstlerischen Projekte beschäftigen sich alle mit Prinzipien der Umnutzung, der Neubewertung, der Verbreitung und Verteilung. Sie dringen ein in Geschichte, Ökonomie, Architektur und verändern deren Systeme auf eigentümliche Art und Weise.

SYNTROPIA handelt von künstlerischen Strategien, die das Mittel der Affirmation, der Camouflage, der subversiven Infiltration ebenso einsetzen, wie das der Irritation oder des offenen Protest. Allen Arbeiten ist die Vision gemeinsam, durch das Bündeln künstlerischer Energien positive Umwertungen zu erreichen und gesellschaftliche Räume im Großen wie im Kleinen nachhaltig umzuwerten und/oder zu verändern. Die Projekte werden alle im Umkreis der NGBK in der Oranienstraße und am Moritzplatz zu sehen sein.

Ei Arakawa RIOT THE 8 BARS Künstlerisch interaktive Performance mit Gästen und wechselndem Programm NGBK Ausstellungsraum und Hof, 22.–29.6. 07, täglich ab 20 Uhr bis 0 Uhr (23.6. 07 ab 17 Uhr) In den 90er Jahren habe ich Unzufriedenheit mit einer rasch in mein Land importierten amerikanischen, ‚offiziellen‘ Gay Culture wahrgenommen. RIOT THE BAR wurde von der Erinnerung an eine gescheiterten Gay Pride Demonstration in Tokyo angestoßen. Später lernte ich das kommerzialisierte Stonewall-Business in New York kennen. Nur sehr wenige sprachen über die tatsächliche Bedeutung des Aufruhrs in der Christopher Street im Jahr 1969. Der japanische Künstler imitiert und persifliert in einer mehrtägigen Performance kapitalistisches Unternehmertum als immer wieder sich erneuerndes und zerstörendes System. RIOT THE 8 BARS entsteht täglich neu. Die Bar ist sowohl ein Ort um Gespräche und Strategien über die derzeitige schwul-lesbische Politik anzuzetteln und das historische Ereignis des Christopher Street Days zu würdigen als auch globalisiertes, enthemmtes Unternehmertum in Zeiten von G8 zu kritisieren.

Klaus Weber Ohne Titel (Basteltornado ) Schaufenster der U.S.E. Union sozialer Einrichtungen (ehemalige Blindenanstalt), Oranienstr. 26 Das Objekt von Klaus Weber besteht aus wenigen, einfachen und alltäglichen Elementen. Eine neue Maschine entsteht aus dem unsachgemäßen Zusammenfügen von Maschinen und Gegenständen: einer flachen Wasserschale mit Ultraschall-Nebler, die in Wellness- und Esoterikkontexten gerne zur gestalterischen Luftbefeuchtung benutzt werden, einem Haushaltsstaubsauger (aus der TV-Werbung) und einem zylinderförmigen selbstgebauten Gehäuse aus Dachlatten, Teerpappe und gebrauchten Warenkartons. Alles wie in einem alchemistischen Hobby-Keller zusammengemischt, ergibt eine Tornadomaschine für den Hausgebrauch, die höchst lebendige, sehr realistische und hypnotisch-beruhigende Naturkatastrophen im Miniaturformat produziert.

Diana Artus Domestication Intervention im öffentlichen Raum / Moritzplatz, Berlin-Kreuzberg Drei zufällig gewählte tags aus Kreuzberg werden originalgetreu reproduziert, ohne ihre Urheber zu fragen oder zu kennen. Für die Dauer eines Monats werden sie in einen neuen Kontext gestellt, durch den sie eine temporäre maximale Sichtbarkeit erhalten. Diese wird mit einer Strategie erzielt, derer sich normalerweise nur etablierte Marken bedienen können. Mit den tags wird die Webadresse veröffentlicht, die Feedback ermöglicht und eine Diskussionsplattform bietet.

Stefanie Bürkle Berlin Hanoi – Tên tôi là Duc Videoprojektion, Fototapete Bar in der Karl-Marx-Allee 36 In einer filmischen Installation werden Vietnamesen zu ihren Lebenswirklichkeiten in Berlin befragt und auf den Glaswänden einer Bar zur Karl-Marx-Allee projiziert. Räume aus Deutschland und Vietnam werden ineinander verschränkt und als großformatige Fototapeten den Videoprojektionen gegenübergestellt. Duc bedeutet treu, zuverlässig und deutsch, ein sehr beliebter und häufiger vietnamesischer Vorname. Ten toi la Duc bedeutet: Mein Vorname ist Deutsch. Welche Wünsche und Vorstellungen werden von den MigrantInnen mit Deutschland assoziiert, was veranlasst sie, Vietnam für Deutschland zu verlassen oder eine Rückkehr in das aufstrebende Wirtschaftswunderland Vietnam anzustreben? Das Restaurant Jasminreis kocht vor Ort vietnamesische Pho-Suppe. (28. 6.–3. 7. 2007) Berlin Hanoi – Tên tôi là Duc ist ein Teil von „Loi chao tu Hanoi“, ein interdisziplinäres Kunstprojekt gefördert vom Hauptstadtkulturfonds Berlin.

Christine Berndt Ursula Burkia Eine Videodokumentation in 4 Teilen Audio-Videoinstallation Die Dokumentation konfrontiert den Betrachter mit dem Universum der Ursula Burkia, welches sie in der ihr eigenen Art beschreibt. Hierzu gehören u.a. ein Holzklavier, erbaut, um ungestört Fingerübungen machen zu können; eigensinnige musiktheoretische Exerzitien in tabellarischer Form, für unterwegs, für die Handtasche, für das Holzklavier; frei erfundene und gestaltete Spiele und viele andere Dinge, nicht zuletzt das ihr eigene Klavierspiel, das sie sich selbst beigebracht hat. Die Installation ermöglicht dem Betrachter, sich Ursula Burkia auf unterschiedliche Weise anzunähern und Zugang zu einzelnen Facetten des ihr eigenen Kosmos zu erhalten.

Henry VIII’s Wives Tatlins Turm und die Welt Wladimir Tatlins unrealisierter Entwurf eines Denkmals der III. Internationale spielt mit Bezügen zur Erdachse, dem Äquator und drei, vier stereometrischen Grundformen, die übereinander rotierend eine Turmhöhe von 400m ergäben. Dieser künstlerische Impuls aus sozial-utopischen Motiven fand nicht die Resonanz, die dazu geführt hätte zu investieren und den Turm zu bauen. Die internationale Künstlergruppe Henry VIII’s Wives beschäftigt sich seit 2005 mit der Idee, Tatlins Architekturentwurf für die III. Internationale im Maßstab 1:1 zu errichten. An weltweit verteilten Standorten sollen nach und nach Einzelteile des Bauwerks realisiert werden, bis es in Gänze in der Welt ist. Bisherige Stationen des Projektes waren Bern, Frankfurt, London und Belgrad. In Berlin soll ein Tee-Service für das Café im Inneren des Utopischen Turms entstehen, inspiriert vom Konstruktivismus und dem Abstand eines Jahrhunderts. Zur Ausstellung werden der Stand der Verhandlungen, Kooperationspartner und erste Entwürfe präsentiert. Henry VIII’s Wives sind: Rachel Dagnall, Bob Grieve, Sirko Knüpfer, Simon Polli, Per Sander & Lucy Skaer

raumlabor_berlin Der Sternenschleifer Das klingende Planetarium im Wohnwagen zeigt ein Universum, das anhand einer lokalen Erzählung entworfen wird. Seine erste Reise führte den Sternenschleifer im September 2006 durch die Steiermark. Die Geschichten, die er dort sammelte, waren der Ausgangspunkt, um mit einem speziell entwickelten numerischen Verfahren Sternbilder zu generieren, die einen anderen, neuen Blick auf das Universum eröffnen. Als Hörstücke produziert, bilden die Geschichten die Grundlage der planetarischen Vorführung. Am 29. Juni sind unterm Sternenhimmel Geschichten aus der Steiermark zu hören. Am 6. Juli findet die Uraufführung einer für SYNTROPIA eigens produzierten Geschichte aus Kreuzberg statt, zu der der Sternenschleifer ein neues Sternbild entwerfen wird. Besatzung: Benjamin Foerster-Baldenius (raumlabor_berlin) Anna Katharina Laggner (Radiojournalistin; kennwort:bergstation, Österreich)

Department für öffentliche Erscheinungen Unter dem Motto „Kostenlos Strom für alle auf öffentlichen Plätzen“ installiert das Department für öffentliche Erscheinungen am Oranienplatz erstmalig, für einen Zeitraum von einer Woche, die ÖFFENTLICHE STECKDOSE. Ohne Einschränkung und Ausgrenzung bietet die ÖFFENTLICHE STECKDOSE kostenlos Strom für alle. Die Energie wird der Öffentlichkeit dort angeboten, wo sie, auch durch einen weit verbreiteten Einsatz mobiler Kommunikationsmittel immer häufiger gebraucht wird. Erstmalig wird am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg der Bedarf einer Grundversorgung von Strom im urbanen Raum getestet. Eine Verkehrsinsel als urbanes „Nirgendwo“ wird zu einem zentralen Ort der Kommunikation und zum Sinnbild von Vernetzung. Department für öffentliche Erscheinungen sind Peter Boerboom, Gabriele Obermaier, Carola Vogt und Silke Witzsch

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REALISMUSSTUDIO
Syntropia
an verschiedenen Orten in Kreuzberg

mit Ei Arakawa, Diana Artus, Christine Berndt, Stefanie Bürkle, Department für Öffentliche Erscheinungen , Henry VIII Wives, raumlabor berlin , Klaus Weber ...