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„Raumschiff Jugoslawien – Die Aufhebung der Zeit“ blickt aus der Gegenwart auf den Umgang mit der (post-)jugoslawischen Geschichte. Es werden künstlerische Projekte und theoretische Standpunkte präsentiert, die kulturelle und ästhetische sowie politische und sozioökonomische Aspekte der postjugoslawischen Realität beleuchten. Die Ausstellung sucht kritische Sichtweisen auf die multiplen Politiken der ehemals jugoslawischen Nationalstaaten in der so genannten Transition zum Kapitalismus zu stärken und zu etablieren.

Seit der Transformation der europäischen sozialistischen Staatssysteme (nach 1989) artikulieren sich politische Positionen des Postkommunismus dadurch, dass sie nahezu alle Facetten des ehemaligen Systems als Teile eines totalitären Gebildes abwerten, um ihren Freiheitsanspruch zu rechtfertigen - Freiheit in Bezug auf ethnische Identität und/oder auf privates Eigentum. Die vielfach als „historisch“ abgelegte Thematik einer sozialistischen Realität wird in der Ausstellung konträr dazu neu verankert und als alternative Konstruktion neu denkbar und benennbar gemacht. Sie wird aus dem Bereich des Persönlichen/Privaten evakuiert und im Hinblick auf konkrete politische Entwicklungen – etwa die vollzogene oder bevorstehende Eingliederung der ex-jugoslawischen Staaten in die Europäische Union – untersucht. Jenseits romantisierender Rückblicke oder (kunst-)historisch abgesicherter Positionen der Dissidenz werden in der NGBK Arbeiten überwiegend jüngerer Künstler_innen präsentiert. Die Ausstellung versteht sich als Plattform selbst-initiierter Bildung sowie als Reflektionsrahmen, innerhalb dessen sich ein Spektrum kritischer Perspektiven auf die Vergangenheit wie auf die Gegenwart manifestieren kann. „Raumschiff Jugoslawien“ fragt danach, auf welche Weise heute die sozialistische Vergangenheit konstruktiv reflektiert werden kann – eine Vergangenheit, die der jüngeren Generation zumeist nur durch den Filter einer ideologisch motivierten, öffentlichen Ablehnung zugänglich war und ist.

Inwiefern eine von Revisionismus und Nostalgie Abstand haltende Anerkennung der Vergangenheit zur Konzeption zukünftiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse beitragen kann, ist eine Frage, die sich nicht in der Auseinandersetzung mit Geschichtsbildern in Ex- Jugoslawien erschöpft. Auch in Berlin scheint es durchaus angebracht, diese Frage im Hinblick auf die Narrative des deutschen Wende- und Einheitsdiskurses zu stellen. „Raumschiff Jugoslawien – Die Aufhebung der Zeit“ legt seinen Betrachter_innen nahe, normativen Erzählungen zu misstrauen und diesen die genaue Recherche und ästhetische Auseinandersetzung entgegen zu halten.

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Raumschiff Jugoslawien
Die Aufhebung der Zeit
Kuratoren: Anita Surkic, Arman Kulasic, Arnela Mujkanovic, Dejan Markovic, Jovana Komnenic, Katja Sudec, Naomi Hennig

Künstler: Adela Juslic, Lana Cmajcanin, Alban Muja, Bojan Fajfric, Damir Radovic, Igor Grubic, Hristina Ivanoska, Klopka za pionira, Marko Krojac (Marc Schneider), Marijan Crtalic, Marcel Malis,  Monument Group , Nina Höchtl,  Laibach , Phil Collins, Sebastjan Leban, Vahida Ramujkic, Vesna Pavlovic