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Eröffnung mit der Künstlerin: Freitag, den 05.12., 19 -22 Uhr

In dieser Ausstellung der Galerie Wagner + Partner steht das Verhältnis zum Raum im Mittelpunkt. Die mächtigen Betonsäulen des Ausstellungsraumes in der Karl-Marx-Allee wetteifern mit den erhabenen Kirchenschiffen, Tempeln und Hallen auf den großformatigen Fotoarbeiten der amerikanischen Fotokünstlerin Raïssa Venables (* 1977). Durch erfolgreiche Einzelausstellungen in mehreren deutschen Kunstvereinen wurde eine breites Interesse an der bei New York lebenden Künstlerin geweckt und ihre neuen Arbeiten mit Spannung erwartet. Nun kann dieses Raumerlebnis der besonderen Art besucht werden.

Text zur Ausstellung Seit der Renaissance sind wir gewohnt, Räume in der Malerei perspektivisch zu sehen. Was sich im Italien der Vorrenaissance mit einer neuen Raumauffassung bei Giotto langsam herausschält, findet bei Brunelleschi seinen Höhepunkt in der Erfindung der Zentralperspektive um 1420. Der Bildraum wird mathematisch auf einen Fluchtpunkt hin konstruiert. Die bildgemäße Anordnung aller Gegenstände darin entspricht einer illusionistischen Wiedergabe der Wirklichkeit. Dies ist auch bei der später aufkommenden Fotografie nicht anders; die mathematische Konstruktion wird durch die Gesetze der optischen Linse ersetzt.

Raïssa Venables Arbeiten durchbrechen die fotografischen Gesetze der Optik, indem die Künstlerin mithilfe digitaler Bearbeitung und Intervention sich eine neue Freiheit im Umgang mit der Gestaltung des Bildes verschafft. Die Werke von Venables erinnern an die mittelalterliche Bedeutungsperspektive. Räume und Gegenstände sind entsprechend ihrer geistigen Bedeutsamkeit und nicht der natürlichen Beschaffenheit dargestellt. Dies wird unterstützt durch eine expressive Farbwahl der Künstlerin. Was formal wie ein Rückschritt in der Auseinandersetzung mit Räumen erscheint, ist bei Venables Programm: spielten ihre frühen Arbeiten vor allem in privaten, eher intimen Räumen, so zeigt die Künstlerin in ihrer neuen Ausstellung große und öffentliche Orte. Profane wie sakrale Räume sind das Thema von „Maybe too lofty?“. Der unbewussten Erfahrung, die wir in solchen Räumen machen, geht Venables mit hoher Sensibilität nach und verleiht ihnen Ausdruck. Die Künstlerin spürt den Orten nach und findet zu einer neuen „Bedeutungsperspektive“, die viel mehr einem anthropologischen Sehen entspricht.

Ihre neusten Arbeiten sind von formaler wie farblicher Eleganz. Sie führen uns durch große Bahnhofskathedralen, hinein in jahrhunderte alte Kirchen und verborgene Tempel. Alle Orte sind „lofty“ (erhaben). Man muss nur sehen können. Mit ihrer neuen Einzelausstellung schenkt uns Raïssa Venables ein Stück Sehen zurück.

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Raissa Venables
Maybe too lofty?