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Viele Dinge formen unsere persönliche Wohlfühlzone: Gutes Essen, niedliche Katzen, hübsche Möbel, Kuscheln oder Sex. Ob Pizza, Porno, Haustiere oder Hello Kitty – diese Alltagsklischees haben längst ihren Weg vom realen Leben in die virtuelle Welt des Internet gefunden.

Das World Wide Web ist Teil der täglichen Umgebung und verbindet uns ständig mit der Welt außerhalb unseres Wohnzimmers. Informationen erreichen uns und wir posten persönliche Dinge und Erlebnisse. Häuslichkeit hat sich vom realen Leben (IRL) in das virtuelle (URL) hinein ausgeweitet. Jedoch ist das Internet kein Spiegel der Wirklichkeit, es eine hyperrealistische Version davon. Wie bei einem Fotoalbum wählen wir Bilder aus und veröffentlichen nur den lustigsten Katzenfilm, das aufregendste Sexvideo, das appetitlichste Essen oder das coolste Selfie.

Zudem verschmelzen Fotografien und digitale Darstellungen auf unserem Bildschirm. Fiktion und Realität existieren nebeneinander und virtuelle Bildwelten sind von der Wirklichkeit kaum mehr zu unterscheiden. Aber wie erkennen wir die Wahrheit? Bilder im Zeitalter des Internet erfordern ein Umdenken. Alles, was wir sehen, ist real, weil wir es sehen, egal, wie es produziert wird oder welcher Parallelwelt es entstammt. In Bezug auf das häusliche Umfeld scheint dies besonders schwer vorstellbar, weil menschliches Verhalten dort nicht nur im Visuellen, sondern vor allem im Haptischen und Physisch-Körperlichen verwurzelt ist: Essen, Kuscheln oder Sex.

Künstler, die mit dem Internet oder digitalen Mitteln arbeiten, greifen die hyperrealistischen Bilder und die Problematik des Realen auf, um den Einfluss des Internets auf die häuslichen Sphären und persönlichen Wohlfühlzonen zu reflektieren. Einige benutzen die Ästhetik von im Netz gefundenen Amateurfilmen und verstärken sie satirisch, um auf die Unterschiedlichkeit zwischen banaler Alltagskultur und hoher Kunst hinzuweisen. Bildwelten werden aus einer Kombination von wirklichen und digitalen Bildern neu kreiert. Die virtuelle Erstellung von Objekten und ihren Oberflächen spielen eine wichtige Rolle, ebenso wie die Anfertigung von Skulpturen und Installationen mit neuen Materialien im wirklichen Raum.

Diese Arbeiten offenbaren viele Bezüge zur Pop Art, wie die Verwendung von Bildwelten des täglichen Lebens und der Populärkultur im Kunstkontext, der Einsatz von vorgefundenen Materialen, Kitsch- oder Comic-Elemente, Collage, Übertreibung und Ironie, mechanische (Re)Produktion oder das Experimentieren mit neuen Techniken und Werkstoffen aus anderen Zusammenhängen.

Die Ausstellung „PORN TO PIZZA – Domestic Clichés“ präsentiert künstlerische Arbeiten, die sich mit den Auswirkungen des Internets und des Virtuellen auf unsere Alltagswelt beschäftigen. Das häusliche Umfeld ist hierbei von besonderer Bedeutung, weil es zeigt, wie sehr sich private Verhaltensweisen durch das Internet verändert haben und vor allem, wie sehr der Konflikt zwischen realen und digitalen Bildern in unsere heimischen Wohlfühlzonen eindringt.

KÜNSTLER: Anthony Antonellis (US), Kim Asendorf and Ole Fach (DE), Domenico Barra (IT), Petra Cortright (US), Kate Durbin (US), Carla Gannis (US), Laurence Gartel (US), Emilie Gervais (FR), Claudia Hart (US), Paul Hertz (US), Faith Holland (US), Lindsay Lawson (US/DE), Jessica Lichtenstein (US), Patrick Lichty (US), Mark Napier (US), Eva Papamargariti (GR/UK), Angelo Plessas (GR), Hayley Aviva Silverman (US), Cornelia Sollfrank (DE), Jonny Star (DE)