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Vom 22. April bis 21. August 2005 zeigt das Kunsthaus Zürich eine umfassende Ausstellung der Stilleben von Pieter Claesz (1596/97-1660). In den Sammlungsräumen des Kunsthauses Zürich sind 35 Gemälde dieses wichtigsten Stillebenmalers des 17. Jahrhunderts zu sehen. Die Kunst Pieter Claesz' wird erstmals in einer monografischen Ausstellung gewürdigt.

Zu den bedeutenden Errungenschaften der europäischen Malerei um 1600 gehört die Gattung des Stillebens. War die erste Generation der Stillebenmaler fasziniert von den Dingen der äusseren Welt – von Blumen, von Exotischem, aber auch von Alltäglichem – und ihrer naiven, objektiven, überrealen Fixierung im Bild, erschliesst die zweite Generation die ganze Komplexität der Fragen der Wahrnehmung der Gegenstände, ihrer Ordnung in Raum und Fläche, ihrer Erscheinung in Licht und Atmosphäre. Pieter Claesz ist der Hauptvertreter dieser für die realistische Malerei bis ins 19. Jahrhundert grundlegenden Phase.

HERKUNFT Um 1597 wohl in Flandern geboren, muss er früh in das florierende Haarlem gekommen sein: hier wird er bei der Taufe seines Sohnes Nicolaes Berchem, dem bedeutenden Landschaftsmaler, erstmals aktenkundig und hier stirbt er 1660. Haarlem war nicht nur das Zentrum der manieristischen Malerei in Holland und die Stadt von Frans Hals. Hier pflegten mehrere Meister auch früh die Stillebenmalerei mit Darstellungen sorgsam gedeckter Tische. Claesz knüpft an diese an, aber sehr rasch entwickelt er seine eigene Vorstellung

NEUE KÜNSTLERISCHE FRAGESTELLUNG In den Bildern der zwanziger Jahre lässt sich Schritt für Schritt die Entwicklung und Professionalisierung der neuen künstlerischen Fragestellungen verfolgen: Präzisierung der optischen Wahrnehmung, Verdichtung der Komposition, Reduktion der Gegenstände und der Farbigkeit. Von der Frische des Suchens und Beginnens geprägt, sind diese Werke von einer überraschenden Vielfalt und begründen Claesz’ spezifische Bildform. Er entfaltet sie in den Meisterwerken der dreissiger und vierziger Jahre und steigert die kunstvoll gefügten, bald reichhaltigen, öfters aber sparsam strengen Arrangements und ihre souveräne malerische Umsetzung zu höchster Vollendung. Neben den Esswaren, den Gläsern, Zinntellern und Silberschmiedearbeiten erscheint das Thema der Vanitas, der Vergänglichkeit des Irdischen, und eröffnet die geistesgeschichtliche Dimension des die Bilder erfüllenden, alle Gegenstände transzendierenden Lichtes. Das Licht ist Ausdruck der protestantischen Lebensauffassung, die hier in ihrer bis heute nachwirkenden Verbindung mit der Methodik und Genussökonomie des Humanismus einen beispielhaften Ausdruck gefunden hat.

AUSSTELLUNG Die Kunst Pieter Claesz' wird erstmals in einer monografischen Ausstellung gewürdigt. Die vergleichende Betrachtung von 35 seiner Gemälde mit weiteren 20 Werken von Vorläufern und Zeitgenossen macht die Intensität seiner künstlerischen Recherche sichtbar, erklärt seine Stellung als Prototyp von Stillebenmalern wie Chardin und Cézanne und unterstreicht den hohen Rang, der seinen Werken in der Kunstgeschichte zukommt. Die ausgestellten Gemälde stammen aus renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa und den Vereinigten Staaten und wurden mehrheitlich noch nie in der Schweiz gezeigt. Die Ausstellung, von Kunsthaus-Konservator Christian Klemm kuratiert, wird gemeinsam mit dem Frans Hals Museum in Haarlem und der National Gallery of Art in Washington veranstaltet, wo sie im Anschluss zu sehen sein wird.

KATALOG Zur Ausstellung erscheint der Katalog «Pieter Claesz. Stilleben», mit Beiträgen von Pieter Biesboer, Konservator des Frans Hals Museum; Martina Brunner-Bulst, der Autorin des ersten Werkkataloges von Pieter Claesz; Christian Klemm, Konservator am Kunsthaus Zürich und Henry D. Gregory.

Pressetext

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Pieter Claesz - Stilleben im Goldenen Zeitalter
Kurator: Christian Klemm