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Pierre Huyghe, geboren 1962 in Paris, hat für die Secession eine Installation konzipiert, die den Beginn einer neuen Auseinandersetzung mit den Funktionsmechanismen von Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozessen markiert und die er mit weiteren Ausstellungen fortsetzen wird.

In zahlreichen Arbeiten Pierre Huyghes bildet der Film, mit seinen imaginativen Qualitäten und dem spezifischen Verhältnis zwischen der Erfahrung von Fiktion und Wirklichkeit, den Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Anstatt selbst Filme zu produzieren, überprüft Pierre Huyghe seine Er-kenntnisse und Beobachtung aus Filmen an der Wahrnehmung und Interpretation der Realität. Beispielsweise läßt er in seiner Version von Alfred Hitchcocks Filmklassiker "Rear Window" die Rollen von James Stewart und Grace Kelly von Laiendarstellern nachspielen und thematisiert damit unterschiedliche Fragen: Was wäre, wenn jede Person ihr Leben als Rolle in einem Film und sich selbst als Schauspieler in diesem Film auffassen würde? Oder, was wäre, könnten wir den realen Ereignissen und Situationen des Alltags wie Filmsettings begegnen und sie lediglich als Realität eines imaginierten Films begreifen? In seinem Ausstellungsprojekt in Bordeaux ("Traffic", 1996) hatte Pierre Huyghe diese Wechsel-beziehung zwischen Realität und Fiktion auf andere Art thematisiert. Er organisierte zu diesem Zweck eine Autobusfahrt durch die Stadt. Die Strecke, die der Bus abfuhr wurde den Teilnehmern während der Fahrt mit nahezu simultanem Zeitablauf auf einem Video vorgeführt. Dieses Video hatte der Künstler am Tag zuvor aufgenommen, indem er dieselbe Strecke mit seiner Videokamera abfuhr. Die scheinbare Übereinstimmung der beiden beobachtbaren Situationen (live bzw. auf Video) demonstrierte die Austausch- und Verwechselbarkeit von Wirklichkeit und Fiktion.

In den jüngsten Ausstellungsprojekten von Pierre Huyghe wird der Besucher verstärkt zum aktiven Teilnehmer. Die Installation in der Secession vereint verschiedene Elemente der Filmproduktion, wie Drehbuch, Rekonstruktion und Transkription und soll einen "Procès du temps libre" (einen Prozeß, der die Freizeit thematisiert) initiieren. Sie wird durch ein elektronisches Spiel eröffnet, das in Inter-aktion mit der Architektur des Ausstellungsraumes entsteht und den Betrachter zum Akteur dieser fiktiven "Freizeitlandschaft" werden lässt.

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Pierre Huyghe