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Eröffnung: 5. September 2008, 18.00 — 21.00 Uhr

Der 1979 geborene Künstler studierte von 2001 bis 2008 an der Universität der Künste Berlin bei Christiane Möbus. Er lebt und arbeitet in Berlin, wo er unter anderem 2007 als Mitbegründer der Kunstinitiative TÄT fungierte, ein Schauraum in der Schönhauser Allee 161a, der als Produzentengalerie von Absolventen der UdK betrieben wird. Einer der besseren und spannenden Projectspaces in dieser für Kunst immer unübersichtlicher werdenden Stadt.

Die erste große Personalausstellung Philip Topolovacs` zeigt unter anderem eine von einem Sandhaufen abgenommene großformatige, mehrteilige Polyesterform, die er in einer Sandgrube im Brandenburgischen hergestellt hat. Schon in dieser Arbeit blitzt die hintergründige, humorvolle Weltsicht auf, die sich bereits im Titel ankündigt. Daneben findet sich die Vergrößerung eines alten Schaltschützes. Diese Geräte wurden und werden zum Schalten hoher Spannungen in industriellen Anlagen verwendet. Die Verheißung von Funktionalität, von Kraftübertragung, - Freisetzung und Generation bildet dabei das Faszinosum des Technologischen, seinen ästhetischen Reiz. In den Galerieraum versetzt wird die funktionale Ästhetik sozusagen umgedreht, verwirbelt und zum eigenständigen skulpturalen Objekt gewendet. Als wäre das noch nicht genug, findet sich daneben das Schaltbild eines wagnerschen Hammers an der Wand. Eine der prinzipiellsten elektronischen Schaltungen, noch aus der Zeit der Anfänge der Elektromechanik. Diese Simplizität mit ungeheuerem Namen, man hört dabei geradezu die Schaltschütze der 30.000 Voltanlagen knallen, ist aufgebracht in fast altmeisterlicher Technik, als Wandzeichnung vergrößert. Denken wir an die gerade beginnenden Experimente im Kernforschungszentrum Cern, die uns Urknall und Schwarze Löcher vielleicht näher bringen, ist hier der Gegenpol gesetzt. Die elektromechanischen Grundelemente erheben, ähnlich den Objekten der Arte Povera, den Blick auf das funktionale Gerüst hinter dem schönen Schein, auch wenn das den Betrachter und das schöngeistiges Empfinden ärgern mag. Topolovac beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit der Frage nach Abbild und Realem, Formaten und Größen des Ästhetischen. Ist der Abdruck eines Sandhaufens mehr als dessen potentielles Modell? Wir glauben sagen zu dürfen schon. Wenn er als solch schrundiges Objekt daherkommt, sandelt man nicht mehr dahin sondern denkt an die Wunde Brandenburg, Friedrichs Traum, Lessings Schrei und ist fast gleich bei Kafkas Gregor Samsa. Das Feste meint man nicht fest genug, es könnte auch geronnener Schleim sein, die Formschalen sind mit Maschinenschrauben fest verschraubt und was liegt darin, darunter? Die Setzungen Philip Topolovacs sind dabei durchaus poetisch zu verstehen: materiell reizvoll und zugleich einfach aber weiter weisend bis ins schwarz-romantische. Geht man durch die Galerie, stößt man auf ein Brandloch in der Wand.

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Philip Topolovac
parasites and mountainviews