press release only in german

Jubiläum: 20 Jahre Peter Mertes Stipendium
PETER MERTES STIPENDIUM 2005
Roland Gätzschmann / Gerda Scheepers

Die 1979 in Tzaneen, Südafrika, geborene Gerda Scheepers studierte nach ihrer Übersiedlung nach Europa zunächst 1999 - 2001 an der Hogeschool voor de Kunsten in Arnheim, Holland, bevor sie ihr Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Rosemarie Trockel fortsetzte. In ihrer Arbeit verbindet die Künstlerin Skulptur, Malerei und Zeichnung zu Tableaus unterschiedlicher Zusammensetzung. Grundmotive sind hierbei immer die menschliche Figur - oft repräsentiert durch ein Detail, z. B. die Haare - und deren Bedingtheit in Gesellschaft und Raum. In ihrer einfachen und humorvollen Formensprache erreicht Gerda Scheepers eine spielerische und doch gültige Interpretation der Komplexität menschlichen Lebens. Für den Bonner Kunstverein entwickelt sie ein großes, weißes Wandrelief und Tonskulpturen auf dem Weg von der Wand in den Raum.

Roland Gätzschmann (*1979 in Augsburg) studierte von 2000-2006 an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Rosemarie Trockel und Hubert Kiecol. Gätzschmann arbeitet medienübergreifend an grundlegenden Fragen künstlerischer Produktion. Er fügt quadratische, verschieden pigmentierte Wachsplatten zu großen Wandbildern zusammen, die instabil auf der Grenze zwischen konkreter Kunst und der Figuration des Pixels stehen. In seinen Raumplastiken aus Holz oder Metallguss behandelt Gätzschmann ebenfalls genuin bildhauerische Fragen nach Komposition und Statik. Begleitende Videoanimationen verhandeln das Thema des "atomaren" Pixels, das in den Wachsbildern eine haptische, quasi-natürliche Brechung erfährt, auf seinem angestammten digitalen Parkett. Medienübergreifend versteht es Roland Gätzschmann mithilfe der in allen Arbeiten erkennbaren inhaltlichen Dimension digitale Kälte in Anschaulichkeit und Empathie zu verwandeln. Eine Wandarbeit, eine Skulpur und ein Video belegen im Bonner Kunstverein das ganze Spektrum von Gätzschmanns künstlerischer Praxis. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

20 JAHRE PETER MERTES STIPENDIUM GREGOR SCHNEIDER: TOTALSCHADEN Das Peter Mertes Stipendium hat sich nach 20jährigem Bestehen dank Kontinuität und Erfolg zur festen Größe innerhalb der rheinischen Förderungslandschaft etabliert. Der Preis, bestehend aus einem einjährigen monatlichen Zuschuss und einer abschließenden Ausstellung mit Katalog, richtet sich ausdrücklich an junge, oftmals gerade aus der Ausbildung kommende Künstler aus dem Rheinland. Der Erfolg des Stipendiums ist immer erst retrospektiv sichtbar: zahlreiche heute bekannte Künstler haben eine ihrer ersten Ausstellungen durch das Peter Mertes Stipendium erhalten, u. a. Jörg Sasse, Monika Baer oder Carsten Höller. Die Peter Mertes Weinkellerei in der Person von Michael und Renate Willkomm einerseits und der Bonner Kunstverein andererseits stemmen mit dem Preis gewissermaßen eine „Krisenzeit“. Förderungen, die sich explizit einer Zeit der Unsicherheit und Krise widmen, sind selten, denn ein „Erfolg“ ist zum Zeitpunkt des Einsatzes nicht gesichert.

Die Krise, griech. ursprünglich die Meinung, Beurteilung oder Entscheidung bezeichnend, meint eine schwierige, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation. Dies betrifft momentan auch den Bonner Kunstverein als Institution. Die angestrebte Renovierung der Räume, die mit einer erfolgreichen Benefiz-Auktion und rund 100.000 Euro Einnahmen im letzten Jahr Antrieb gewann, steht momentan in der Schwebe.

Vor diesem Hintergrund ist Gregor Schneider, ein Künstler, der sich in seinem Werk oft selbst mit instabilen, krisenhaften Zuständen beschäftigt als ehemaliger Peter Mertes Stipendiat (1996) anlässlich des Jubiläums des Peter Mertes Stipendiums zu einer Intervention eingeladen. Auf Initiative von Gregor Schneider werden in der Ausstellung TOTALSCHADEN in den nicht mehr intakten Räumen des Bonner Kunstvereins nicht mehr intakte Werke von unterschiedlichen Künstlern ausgestellt.

Künstler, Kunsthändler, Kunstsammler, Gutachter der Versicherungen und Kunsthistoriker gehen unterschiedlich mit der Kunst um, wenn sie einen Schaden nimmt. Worin macht sich der Schaden, respektive die Sinnhaftigkeit und damit die Wertigkeit eines Kunstwerkes fest?

Kann ein beschädigtes Kunstwerk möglicherweise einen neuen Blick auf ein künstlerisches Werk ermöglichen? Und - wann ist ein Original zerstört? Im Blickfeld steht die sogenannte Aura und die Frage nach der Autonomie eines Kunstwerks. Vor dem Hintergrund der Verzögerung der Renovierung wirft TOTALSCHADEN darüber hinaus auch ein Licht auf die Situation des Bonner Kunstvereins: Zur Diskussion steht die kulturpolitische Perspektive der Institution bei einer Ausstellung, die Plädoyer für intakte Räume und intakte Werke ist.