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Wir freuen uns sehr, die zweite Einzelausstellung von Paul Graham in Berlin zu eröffnen. Der 1956 in England geborene Photograph lebt und arbeitet in London und New York. Mit dem in den vergangen Jahren entstandenen Zyklus „A shimmer of possibility“, welcher 2007 mit einer Edition in 12 Bänden bei Steidl publiziert wurde, hat Graham wohl einen der bedeutendsten Beiträge zur zeitgenössischen Photographie der letzten Jahre geleistet. Die Ausstellung bei carlier | gebauer umfasst acht Arbeiten aus dem Zyklus.

Graham steht in der Tradition der US-amerikanischen Photographen wie Diane Arbus, Lee Friedlander oder Robert Frank, die ab den 1970er Jahren im Kunstkontext rezipiert wurden. Grahams photographisches Werk entwickelt sich seit Beginn der 1980er Jahre aus der Tradition der klassischen englischen Dokumentarphotographie um Martin Parr, Richard Billingham, Tom Wood, Paul Seawright u.a. Graham hat maßgeblich dazu beigetragen, die bildnerische Sprache der Dokumentarphotographie und der englischen Social Critique zu erneuern und zu erweitern.

Mit "A shimmer of possibility" ist ein umfassend angelegtes Porträt der USA des 21. Jahrhunderts entstanden. Der Titel zitiert den russischen Schriftsteller Anton Tschechow, dessen Ökonomie des Wortes Paul Graham mit seiner Photographie begegnet. Mit nur wenigen Aufnahmen, nähert sich Graham einem Moment, dessen Darstellung nicht abgeschlossen wird, sondern dessen Bedeutung als Teil eines Kontinuums im Leben der Menschen aufgegriffen wird. Graham reflektiert mit der Photographie die Offenheit und Transparenz von Tschechows Erzählungen, welchen den Augenblick aufgreifen, ohne ihn zu bestimmen. Jede der Arbeiten handelt von einem Drama en miniature, das sich anhand weniger Bildsequenzen sparsam entrollt, ohne dabei einem linearen erzählerischen Duktus zu folgen. In Abgrenzung zu den monumentalen, fast in ihrer Verschattung oder gleißenden Erhellung verschwindenden Photographien aus der Serie „American Nights“ bestehen die Werke von "A shimmer of possibility" aus bis zu 15 einzelnen Photographien, welche in Sequenzen und unterschiedlichen Größen wie etwa bei Wolfgang Tillmanns zu einem vielteiligen Werk gruppiert werden. Auch inhaltlich haben sich die Arbeiten von ihrer deutlich politischen Färbung weiterentwickelt. In „American Nights“ stehen die Menschen am Rande der Gesellschaft im Zentrum von Grahams Arbeit. Ihre Porträts lösen sich in gleißender Überbelichtung auf, als ob sie nicht zu existieren scheinen oder jede Erinnerung an sie sofort verschwindet. “A shimmer of possibility” hat zwar ebenso einen politischen Unterton, die Stärke der neuen Serie liegt jedoch in der Vermeidung von vereinfachenden Subsummierungen. Graham zeigt Zwischenmomente, Zwischenorte, Menschen in einem Zustand des Übergangs zwischen einem offenen Vorher und Nachher, in dem jeder Augenblick und jedes Bild einen „shimmer of possibility“ in sich trägt. „Just slow down and look at this ordinary moment of life. See how beautiful it is, see how life flows around us, how everything shimmers with possibility.“ formuliert es Paul Graham 2007 in einem Interview.

Paul Grahams Arbeiten wurden seit Mitte der 1980er Jahre in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt: u.a. im Museum of Modern Art, New York, in der Tate Gallery in London, im Fotomuseum Winterthur und im Kunstmuseum Wolfsburg. Paul Grahams Werk wird 2009 im Kunstmuseum Folkwang in Essen und 2010 in der Whitechapel Gallery London mit einer umfassenden Retrospektive gewürdigt.

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Paul Graham
A shimmer of possibility