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Patrick Lichty präsentiert zum ersten Mal seine Werke in einer Einzelausstellung in Europa. Lichty ist ein Künstler der zweiten Generation, nach den frühen Pionieren der 1960er Jahre, der sich mit den digitalen Medien auseinandersetzt. Das Internet hatte er bereits als Student 1983 kennen gelernt. Es faszinierte ihn von Anfang an, wie die digitalen Technologien unseren Alltag und unsere Wahrnehmung veränderten, was sich dann in seinen Arbeiten manifestiert. Als Mitglied des Künstlerkollektivs Second Front reflektierte er kritisch die digitale Kultur. (Second Front trat ausschließlich in Second Life in Erscheinung, einer kommerziellen Internetplattform die zum Ziel hatte, eine virtuelle Parallelwelt zu schaffen). Zu dieser Zeit entwickelte er auch gemeinsame Online-Perfomances mit dem Künstler-Avatar Gazira Babeli, der inzwischen „verschieden“ ist. Dies bildet jedoch nur einen Teil seines Gesamtwerkes.

Die DAM Gallery stellt drei bedeutende Werkgruppen vor, die sich allesamt auf digitale Kultur, Materialität und Performance beziehen: Eine Serie von Tapisserien, inhaltlich eine Fortsetzung früherer Werke wie  z. B. der low-res "8 Bits or Lese" Videoarbeiten. Lichty begann sich für die Jacquard Tapisserien zu interessieren, da sie für den ersten industriellen Einsatz digitaler Fabrikation stehen. Zu sehen sind niedrig aufgelöste Artefakte des Internets, die vielen von uns nur zu vertraut sind. Sie haben unter anderem auch biografische Bezüge in Lichtys periodisch wiederkehrender Erblindung. Ein weiterer Themenbereich ist die "404: File Not Fond" Serie, die das Zusammenbrechen des Internets thematisiert. Was früher eine vertraute Erfahrung für die meisten Benutzer war, ist heute eher selten geworden.

Die figurativen Lasergravuren auf Holz stehen für das Entfernen von Material als eine Metapher für den Ersatz der Realität durch unsere Aufzeichnungen oder Erinnerungen. Der Laser erzeugt hier computergesteuert die Zeichnung in dem er Holz verbrennt.

Als wandfüllende Projektion zeigt die Ausstellung eine Auswahl von Videos, die virtuelle Performances von Second Front und Performances in Verbindung mit den Fluxus Künstlern Larry Miller und Bibbe Hansen dokumentieren.

In über 20 Jahren kreierte Lichty ein umfangreiches Œuvre von Gemälden, Fotografien und Videos als auch Animationen und verschiedene Formen der Internetkunst. Gleichzeitig ergänzte er dies mit seiner Tätigkeit als Aktivist, er ist Mitglied von RTMark und The Yes Men. Patrick Lichty (geb. 1962) lebt in Milwaukee, USA, und ist ein Konzeptkünstler, Kurator und Theoretiker, der sich für den Einfluss der Medien in unserer Gesellschaft interessiert, wie die Medien unsere Wahrnehmung der Realität verändern, an der Grenze zwischen Materialität und dem Digitalen. Er war Mitglied von Second Front, über die in Flash Art, Eikon Milan und Art News berichtet wurde. Lichty ist Fellow der Cal Arts/Herp Alpert Fakultät in Kalifornien und stellte als Teil von RTMark auf der Whitney Biennale aus. International war er auf folgenden Biennalen oder Triennalen vertreten: Yokohama, Venedig, Performa, Maribor, Turin und Sundance. Sein letztes Buch “Variant Analysis: Interrogations of New Media Culture” wurde vom Institute for Networked Culture herausgegeben und in das Oxford Handbuch für Virtualität aufgenommen. Nachdem er von 2006 - 2013 als Dozent für Interaktive Kunst & Medien am Columbia College Chicago tätig war, lehrt er nun Digital Studio Praxis an der Peck School of Arts in Milwaukee, Wisconsin.