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Eröffnung: 19.11.2008, 19.00

»Passioniert Provokativ« sammelte das Ehepaar Stoffel seit den 1970er Jahren wichtige Positionen der Gegenwartskunst. »Passioniert Provokativ« – unter diesem Motto stellt die Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne jetzt erstmals einen großen Teil dieser glanzvollen Sammlung mit rund 120 Arbeiten auf über 1200 qm vor.

Die Sammlung Stoffel zählt zu den bedeutendsten Zugewinnen in der Erwerbungsgeschichte der Sammlung Moderner Kunst in der Pinakothek der Moderne.

Mit Passion, Konsequenz und Gespür für das Spezifische des jeweiligen Künstlers baute das Ehepaar Michael und Eleonore Stoffel (2005 und 2007 verstorben) seit den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine herausragende Sammlung auf. Der Sammlungskosmos zeigt entscheidende Entwicklungen deutscher und amerikanischer Kunst in den 60er bis 90er Jahre des 20. Jahrhunderts auf: Positionen einer neuen deutschen Malerei werden durch so unterschiedliche Künstler wie Gerhard Richter, Sigmar Polke und Jörg Immendorff repräsentiert, dessen ironisch subversive frühe »Lidl« Arbeiten hervorzuheben sind.

Künstler wie A.R. Penck sowie Markus Lüpertz und Günter Förg, prägen die Sammlung Stoffel mit umfangreichen Werkkomplexen. Arbeiten der »Neuen Wilden« (u. a. von Albert und Markus Oehlen, Martin Kippenberger, Walter Dahn und Jiri Georg Dokoupil) ergänzen den deutschen Schwerpunkt. Sie alle erweitern substantiell die bereits in der Pinakothek der Moderne vorhandenen Werkbestände, die durch die Sammlung SKH Herzog Franz von Bayern, PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne sowie gezielte eigene Erwerbungen aufgebaut werden konnten. Einen neuen Akzent von außerordentlicher Bedeutung setzen die Bilder, Objekte und Rauminstallationen von Rosemarie Trockel, die sich in unterschiedlichsten Medien mit der Beziehung zwischen den Geschlechtern, der Relation Mensch und Natur sowie allgemeinen Wahrnehmungsphänomenen auseinandersetzt. Einen Grundpfeiler des amerikanischen Teils der Sammlung bildet neben Carroll Dunham und Terry Winters David Salle, der mit unterschiedlichen Stilmitteln, Zitaten und gestisch spontanen Elementen, collageartige Bildwelten schafft.

Besonderen Raum nehmen die Installationen von Mike Kelley ein, einem Künstler, dessen Inspirationsquellen abseits von allem Anerkannten, am unteren Rand des sozialen Gefüges liegen. Eine weitere Facette der Sammlung Stoffel zeigen die ebenso subtilen wie provokativen Gemälde der Südafrikanerin Marlene Dumas Obwohl thematisch und stilistisch sehr unterschiedlich, lassen sich dennoch verbindende Elemente innerhalb der Sammlung Stoffel feststellen: einerseits geht es um die Auseinandersetzung mit der Malerei und ihrer radikalen Infragestellung unter veränderten historischen Bedingungen, andererseits um die Erweiterung formaler Mittel in installativen Prozessen und Bildfindungen. Auffallend ist darüber hinaus die besondere Sensibilität für gesellschaftspolitische Fragestellungen.

Nach dem Tod von Dr. Michael Stoffel im Juni 2005 setze seine Frau Eleonore, die 2007 verstarb, alle Kräfte daran, das gemeinsame Mäzenatentum fortzuführen und die Zukunft der Sammlung in der vorgesehenen Weise zu sichern. Der Sammler Udo Brandhorst, dessen Museum die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Frühjahr 2009 eröffnen werden, hatte dabei im Vorfeld der Verhandlungen entscheidenden Anteil an der erfolgreichen Vermittlung der Sammlung Stoffel nach München. 2006 gelangten die Gemälde und Installationen mit einer unbefristeten Dauerleihgabe an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. In Absprache mit diesen konnte die Plastiken aus der Sammlung Stoffel weiterhin für den Skulpturenpark in Köln gesichert werden.

Der begleitende Katalog widmet sich mit einleitenden Aufsätzen, einer reich bebilderten Präsentation und Erläuterungen der Werke ausführlich der Geschichte und dem Profil der Sammlung. Katalog wie Ausstellung verstehen sich damit auch als Hommage an ein außergewöhnliches Sammlerpaar.

Kuratorin der Ausstellung: Carla Schulz-Hoffmann