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Spätestens seit Beginn der 1990er Jahre und seiner Teilnahme an der Documenta11 (2002) in Kassel und der Biennale von Venedig (2005 und 2009) ist Pascale Marthine Tayou einem breiten internationalen Publikum bekannt. Charakteristisch für sein Werk ist dessen Wandlungsfähigkeit. Denn in seiner künstlerischen Vorgehensweise beschränkt er sich weder auf ein Medium noch auf eine bestimmte Fragestellung. Seine Themen sind vielfältig, geben jedoch vor, die eigene Person, den Künstler selbst, stets als Ausgangspunkt zu haben. Indem Pascale Marthine Tayou schon zu Beginn seiner Karriere seine Vornamen durch die Hinzufügung des »e«, das das Weibliche signalisiert, veränderte, nimmt er eine ironische Distanz zur Bedeutung von künstlerischer Autorschaft und maskuliner beziehungsweise femininer Zuschreibung ein. Gleiches gilt für die Reduktion auf eine bestimmte geografische und kulturelle Herkunft. In diesem Sinn vermitteln seine Werke nicht nur zwischen verschiedenen Kulturen oder setzen Natur und Mensch in eine ambivalente Beziehung, vielmehr entstehen sie immer auch mit dem Wissen um ihre gesellschaftliche, kulturelle und politische Konstruktion. Nicht zuletzt werden in diesem Zusammenhang seine Herkunft aus Afrika – geboren wurde er 1966 in Nkongsamba, Kamerun – und die damit verbundenen Erwartungen des Publikums verhandelt. So sind seine Figuren aus Kristallglas, die Poupées Pascale, zwar Zitate sogenannter »afrikanischer Stammeskunst« und beziehen sich auf die Heimat des Künstlers, zugleich aber verweist die Materialwahl auf europäisches Kunsthandwerk. Zudem bilden die Erfahrungen seiner vielen Reisen auf den Straßen der Welt gleichermaßen den Grundstock seines künstlerischen Handelns.

Was bedeutet es, dass Pascale Marthine Tayou seine Ausstellung für das Kunsthaus Bregenz I love you! betitelt? Bezieht er sich auf die Gruppenausstellung Liebe ist kälter als das Kapital, die vor fast genau einem Jahr am selben Ort stattgefunden hat und in der seine sich drehende, überdimensional große Kugel Empty Gift, die mit über 1000 leeren, jedoch aufwendig verpackten Geschenken versehen war, zu den Publikumslieblingen der Schau zählte?

Oder ist der Titel als Liebeserklärung an die Institution zu verstehen? Der sich in ihm ausdrückende emotionale Überschwang findet sich in seiner speziell für das Kunsthaus Bregenz konzipierten Einzelausstellung allein in der Fülle und ausufernden Präsentation, die eine Vielzahl von Medien – angefangen bei Zeichnungen über Objekte bis hin zu raumgreifenden Installationen – vereint. Der überbordende Parcours von neuen Arbeiten auf den drei Obergeschossen des Kunsthauses vermittelt den Eindruck eines Gesamtkunstwerks, in dem die einzelnen Exponate nicht nur untereinander, sondern auch mit den Besuchern in einen intensiven Dialog treten. Seine Installationen beschränken sich nicht nur auf die drei Stockwerke, sondern bevölkern wie lebende Organismen auch die Treppenhäuser. Dort finden sich neben einer Favela aus mehreren Hundert Vogelhäusern Holzpfähle aus zugespitzten Baumstämmen und schlankere bemalte Versionen derselben, die an Mikadostäbe erinnern.

In Kooperation mit dem vorarlberg museum präsentiert das Kunsthaus eine an Die endlose Säule von Constantin Brancusi erinnernde Skulptur im 20 Meter hohen Foyer des vorarlberg museums. Im Gegensatz zur Säule Brancusis von1937|38, die aus dem charakteristischen Bildhauermaterial Eisen bestand, setzt Tayou seine Version aus einfachen Kochtöpfen zusammen und überführt so in seiner für ihn typischen humorvollen Art Alltagsobjekte in die Kunst.

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PASCALE MARTHINE TAYOU. I love you!

Künstler:
Pascale Marthine Tayou