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Zum elften Mal seit 1995 zeigt der Neue Berliner Kunstverein eine Ausstellung unter der Überschrift "Ortsbegehung". Die in jährlichem Rhythmus wiederkehrende Reihe präsentiert zeitgenössische Positionen junger Kunst mit jeweils drei in Berlin lebenden KünstlerInnen. Sie werden von einem Gastkurator oder einer Gastkuratorin ausgewählt und jeweils konzeptuell aufeinander bezogen.

"Ortsbegehung 11" mit dem Titel "Handlungsformate" wurde von Marius Babias konzipiert und beschäftigt sich mit dem Thema Öffentlichkeit, genauer: mit den Möglichkeiten des Eingreifens in die Realität durch eine kritische Kunstproaxis. Die im Prozess der Globalisierung immer brutaler werdende kapitalistische Gesellschaft schmückt sich mit immer kritischer werdenden Mikroöffentlichkeiten, wovon eine hochgradig symbolische die Bildende Kunst ist. Das "kritische Kunstwerk" kann beides leisten: nach innen die jeweilige Subszene mit Oppositionalität aufladen und mit Distinktionsgewinnen versorgen, nach außen die institutionelle Legitimität und das kulturelle Selbstbild der kapitalistischen Gesellschaft generieren.

Die Ausstellung "Ortsbegehung 11 - Handlungsformate" definiert den Neuen Berliner Kunstverein als öffentlichen Raum, der für die Kunst reklamiert wird. Der Ausstellungsraum, wie ihn Brian O'Doherty verstand, ist derjenige exterritoriale Raum, in dem das Publikum stellvertretend für die Gesellschaft ästhetische Erfahrungen, auch solche gegen die Gesellschaft gerichtete, austestet. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten thematisieren auf unterschiedliche Weise die Außenbeziehungen der Kunst zur Gesellschaft. Ohne direkt "Handlung" zu initiieren oder zur Tat aufzurufen, enthalten die Arbeiten doch ein Handlungsmoment; sie repräsentieren ein das künstlerische Wirken in der Öffentlichkeit befragendes und das kritische künstlerische Interesse fassendes Handlungsformat, das die Reflexion mit der Anschauung verbindet. Ebenso wie der Katalog ein Display und Co-Produzent der Ausstellung ist, definieren sich auch die ausgestellten Werke als modellhafte Anschauung der Wirksamkeit von Kunst in einer sukzessive sich entöffentlichenden Gesellschaft.

Laura Horelli, geboren 1976 in Helsinki, lebt und arbeitet in Berlin. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit Phänomenen der Globalisierung, mit Gender, Immigration und den Medien auseinander. Ihr Interesse gilt der Erforschung unterschiedlicher Methoden der Dokumentation sowie der konzeptuellen und sozial engagierten Kunst. In den letzten Jahren hat sie an den Gruppenausstellungen Need to Document, Halle für Kunst Lüneburg (2005), In 2052 Malmö Will No Longer Be Swedish, Rooseum, Malmö (2005), Ellen Gallagher / Laura Horelli, Galerie im Taxispalais, Innsbruck (2004) und Manifesta 5, San Sebastian (2004) teilgenommen.

Daniel Knorr, geboren 1968 in Bukarest, lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten stellen die Materialität der Kunst in Frage und überschreiten die Grenzen zwischen Theater, Performance und Alltagsleben. Knorr erforscht die Zonen des öffentlichen, privaten, natürlichen und künstlichen Raums sowie die Beziehungen zwischen Künstler, Publikum und Sujet. Er hatte Einzelausstelllungen in der New Yorker Galerie The Project (2002) und in der Serge Ziegler Galerie Zürich (2001) sowie im Kunstforum Lenbachhaus München (1994), und repräsentiert Rumanien bei der 51. Biennale Venedig (2005). Gruppenausstellungen (Auswahl): Hey International Competition Style, TENT, Rotterdam (2000), Space Co-Opted, Andrew Kreps Gallery, New York (2001), Public Affairs, Kunsthaus Zürich (2002), Love It Or Leave It, 5. Kunstbiennale in Montenegro (2004).

Katya Sander, geboren 1970, lebt und arbeitet in Kopenhagen und Berlin. In ihren Videos, Filmen, Fotos, Texten, architekturbezogenen Arbeiten und Interventionen beschäftigt sie sich mit Fragen von Raum, Narration, Wunschproduktion und Machtstrukturen. Viele ihrer Arbeiten sind ortsspezifisch und verwenden und/oder reflektieren einen gegebenen Kontext. Häufig plaziert sie ihre Arbeiten außerhalb identifizierbarer Kunstkontexte. Sander hatte zuletzt eine Einzelausstellung - The Most Complicated Machines Are Made of Words - im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig (MuMoK), Wien (2005), und ihr jüngstes Projekt Exterior City wurde in der Ausstellung Whatever Happened to Social Democracy? im Rooseum, Malmö (2005) gezeigt. Sie produzierte Was ist Öffentlichkeit? für eine Einzelausstellung im Kunstverein München (2004), und koproduzierte zusammen mit AndreaGeyer Meaning Is What Hides the Instability of One's Position im Esbjerg Kunstmuseum, Dänemark (2004). Sander ist Mitglied des Forschungskollektivs Scripts and Politics (mit Andrea Geyer, Ashley Hunt, Sharon Hayes und David Thorne) und Mitherausgeberin der Serie OE: Critical Readers in Visual Cultures (mit Simon Sheikh).

Zur Ausstellung, die ab November 2005 auch im Kunstverein Göttingen gezeigt wird, erscheint ein Katalog mit Texten von Marius Babias, Laura Horelli, Daniel Knorr und Katya Sander.

Pressetext

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Ortsbegehung 11 - Handlungsformate
Kurator: Marius Babias

mit Laura Horelli, Daniel Knorr, Katya Sander