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Oliver Laric verbindet in seiner Arbeit digitale Techniken mit analogen, den virtuellen Raum mit dem Physischen, Hochkultur mit Phänomenen digitaler Populärkultur und – auf ungewöhnliche und faszinierende Weise – Kunst- und Kulturgeschichte mit der Welt der Binärcodes. Den Antagonismus zwischen analoger und digitaler Kunst löst Laric, indem er beide ganz selbstverständlich miteinander verbindet. Seine Kunst passiert ebenso im Netz wie im Ausstellungsraum. Seine Werke nutzen die schier unendlichen Möglichkeiten neuester Produktionsmittel, statt diese als Bedrohung wahrzunehmen. Digitale Formen der Vervielfältigung und Verbreitung werden als Weiterentwicklung analoger Formen in eine Kontinuitätslinie mit ihren Vorläufern wie beispielsweise Fotografie, Film und Skulptur gestellt.

Die Funktionsweisen der spezifischen Distributionskanäle von Bildern und Videos im Internet, die Möglichkeiten visueller Manipulation durch Bildbearbeitungsprogramme und wie diese Entwicklungen insgesamt unsere Auffassung von grundlegenden Bildeigenschaften verändert haben, sind Motive in Larics Arbeit. Viele der Themen, die der Künstler in seinen Arbeiten anspricht, entstammen gegenwärtigen kultur- und bildwissenschaftlichen Diskursen: So greift er in seinen Werken häufig und durchaus humorvoll das Thema Raubkopien, Fälschungen und andere Piraten-Strategien auf und setzt sich mit Aspekten des Urheberrechtes auseinander.

Sofern er es nicht selbst generiert, arbeitet Laric mit vorgefundenem Bild- und Videomaterial, das er recherchiert, sammelt, bearbeitet und kompiliert. Vor einigen Jahren begann er mit Skulpturen zu arbeiten, wobei er sich besonders für Gipsabgüsse von griechischen und römischen Plastiken und die Geschichte großer Gipssammlungen interessiert. Diese waren in ihrer Funktion als Verbreitungsinstrumentarium gleichsam Vorläufer digitaler Informationsverbreitung. Sein erstes großes Projekt dieser Art realisierte er 2012 in Zusammenarbeit mit dem Museum The Collection im englischen Lincoln. Seither hat er in zahlreichen Institutionen und Sammlungen gearbeitet. Seine eigenen Skulpturen basieren auf diesen Scans, von denen sowohl Abgüsse als auch 3D-Drucke hergestellt werden können. Diese Reinterpretationen unterscheiden sich deutlich von den Ausgangsobjekten: sie sind charakteristischerweise polychrom und erinnern mit ihrer Oberflächengestaltung an Marmorpapier, dessen Muster und Farbverlauf medial bedingt und dem Zufall unterworfen sind.

Über die Arbeit mit 3D-Scans stieß Laric auf den französischen Fotografen und Erfinder Francois Willème, der 1860 in Paris ein Patent für ein Verfahren anmeldete, dass die Produktion dreidimensionaler Objekte von Fotografien ermöglichte und somit ein Vorläufer des modernen 3D-Scan- und Druckverfahrens ist. Ausgehend von der Recherche zu Willème, dessen Spur auch nach Wien führt, konzipiert Laric eine Ausstellung für die Secession, in deren Zentrum eine neue Werkserie steht, für die er in zahlreichen Museen und Institutionen arbeitet.

Larics Arbeit stellt das Konzept von Autorschaft im Sinne einer singulären individuellen Leistung unweigerlich in Frage – alles baut auf Vorhandenem auf, wir alle sind von (kulturellen) Vorstellungen geprägt. Larics eigene Haltung ist konsequenterweise eine des Teilens: Seine Filme und Animationen zeigt er online auf seiner Webseite, die digitalen Daten der von ihm gescannten Skulpturen stellt er zum freien Download zur Verfügung. Die nicht unbeträchtliche Kommunikations- und Überzeugungsarbeit, die dem vorausgeht, wurde zwangsläufig zu einem Teil seiner künstlerischen Praxis.

Zur Ausstellung erscheint ein von Oliver Laric gestaltetes Künstlerbuch.

Oliver Laric, geboren 1982 in Innsbruck, lebt und arbeitet in Berlin.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Bettina Spörr
Mit großzügiger Unterstützung der Arbeiterkammer Wien