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Eröffnung: Freitag, 26. September 2007, um 19 Uhr

Die neusten Arbeiten des in Berlin lebenden Künstlers Oliver Gröne knüpfen an seine Werkreihe „Westacker“ an. Er schafft grossformatige Ölgemälde, die bei erster Anschauung als extrem verdichtete Waldlandschaften auf den Betrachter wirken. Ähnlich wie bei Barnett Newman funktionieren die grossformatigen Bilder Grönes durch ein unmittelbares Gegenüber. Die anfänglich scheinbar abgebildete Realität kann nur durch die direkte Gegenüberstellung von Betrachter und Bild wiederlegt werden. Hierbei kommt es auf den Betrachterstandpunkt an. Betritt man den Raum, glaubt man eine romantische Landschaftsmalerei im Sinne des 19. Jahrhunderts vor sich zu haben. Nähert man sich dem Gemälde, wird deutlich, wie sehr diese Malerei durch das Feuer der Abstraktion hindurchgegangen ist: Die anfänglich wahrgenommene Waldlandschaft tritt in den Hintergrund und Einzelheiten gewinnen stark an Wert. Die Farben, ihre Oberflächenstruktur und die Textur der Leinwand ziehen nahezu alle Aufmerksamkeit auf sich.

Die Farben sind in Grönes Arbeiten Ausgangspunkt und stimmungsbildend zugleich. Naturstimmungen sollen mittels einer abstrakten Farbfläche eingefangen werden. Die Textur und die Komposition in Grönes Arbeiten dienen als raumgebende Komponente. Schwarze Streifen, die auch als Bäume wahrgenommen werden können, deuten Tiefe an. Die pastose Malweise der dadurch im Vordergrund scheinenden Bäume und Pflanzen, sowie die versetzte Anordnung der Streifen, erzeugen ein Raumgefühl. So etwa im Bild Birkengrund, in dem die orangen, feinen Pinselstriche, welche als Pflanzen gesehen werden können, im Vordergrund stehend eine Abgrenzung zur restlichen Fläche darstellen. Die gesamte Fläche, welche durch die Intensität der Farben dem Betrachter wuchtig entgegenkommen sollte, bleibt bei Gröne mit Hilfe der Begrenzungsstreifen als opake Fläche im Hintergrund stehen, so dass eine paradoxe Raumsituation entsteht. Durch die Oberflächenstruktur und die Anordnung der Streifen werden die Bilder Grönes in einen neuen Kontext gestellt. Es sind nicht, wie anfänglich angenommen, reale Abbilder der Natur, sondern mit Hilfe abstrakter Malerei geschaffene Wahrnehmungsräume, die den Betrachter auffordern, ein Bild tiefergehend zu betrachten. Somit gelingt es Gröne einen kunstintellektuellen Anspruch an seine Bilder einzulösen, in dem er unentwegt Bilder im Bild erstellt.

Zum ersten Mal werden in der Ausstellung „Fahrt und Nacht“ auch ungewöhnlich kleinformatige Arbeiten des Künstlers ausgestellt. Diese können als konsequentes Weitermalen der präabstrakten Landschaftsimpressionen Camille Corots gelten, denn Gröne ist kein Plein air – Maler im Sinne des 19. Jahrhunderts. Seine Bilder entstehen vielmehr aus einem inneren Entwicklungsprozess heraus, für den die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts Begründung und Anreiz für einen neuen malerischen Ansatz ist. Die ohnehin auf das wesentliche verdichteten Kompositionen der Landschaftsnoate Corots hat Gröne daher in seinen neuen Arbeiten noch einmal verdichtet und zeigt damit eindrucksvoll, dass sich Landschaft als reine Malerei keineswegs aus dem Kanon der Moderne verabschieden muß.

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Oliver Gröne
Fahrt und Nacht