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Wenn von der Verbindung der Kunst zum Leben die Rede ist, nehmen die wörtlich aus dem Leben gegriffenen Skulpturen und Installationen wie auch die ins Leben selbst eingreifenden Interventionen von Olaf Metzel einen besonderen Platz in der Kunstlandschaft Europas ein. Metallgerüste, Leitplanken, eine zerborstene Turnhalleneinrichtung, Sitzreihen aus einer Sporttribüne, Imbiss-Stehtische, Metallspinte und andere vom Künstler eingesetzte, bisweilen brachial veränderte Gegenstände und Materialien nehmen den von den Avantgarden immer wieder postulierten Bezug der Kunst zum Alltag anscheinend wortwörtlich auf. Doch geht es Metzel nicht um eine neuerliche „Materialästhetik“ und schon gar nicht um eine den Dingen innewohnende und zu entlockende „Poesie des Trivialen“. Stattdessen zielt der in München lebende Bildhauer, Objektkünstler und Zeichner auf eine direkte Auseinandersetzung mit dem Betrachter und seinem sozialen, urbanen und gesellschaftspolitischen Umfeld. Metzels Werke enthalten höchst provokante Bezüge zur Lebenswirklichkeit, welche für ihn eben mehr umfasst als den „Alltag“ als solchen. Ihm geht es um das Anschaulich-Machen gesellschaftlich vermittelter Zusammenhänge und Widerspüche, um deren eigenwillige Interpretation, Analyse, und Kritik.

Was das für sein Werk konkret bedeutet, lässt sich beispielsweise an der titelgebenden Installation „Noch Fragen?“ ablesen. Es handelt sich um mehrere Baseballschläger, die in eine straffe Bandagierung aus militärischem Tarnmusterstoff verspannt sind. Diese in der Weserburg installierte Arbeit baut eine Verbindung zu bereits gesehenen, als höchst bedrohlich empfundenen Phänomenen unserer politischen Realität auf und vermittelt sie in formal gelungener aber letztlich höchst widersprüchlicher Weise mit der Architektur des Museums.

Ähnliches bewirkt auch ein aus verbogenen Rohren, Kanteisen und Rauchglasscheiben konstruierter schiefer. In Kombination mit einem modernistischen Sitzmöbel trägt dieses Ensemble den irritierenden Titel „Hartz IV wird fünf“. Die nicht minder provokante Bronzeskulptur „Turkish Delight“ erinnert auf den ersten Blick an einen konventionellen weiblichen Akt. Doch trägt diese Nackte ein Kopftuch, wie wir es aus dem Straßenbild unserer Großstädte und natürlich auch aus der noch immer aktuellen „Kopftuchdebatte“ her kennen.

Metzel arbeitet nach dem Prinzip Produktion = Provokation (pro-vocare = hervor-rufen). Er zielt auf einen Betrachter, der die Dinge, die er vor sich sieht, nicht allein ästhetisch goutiert, sondern der sich in ihre veranschaulichten Widersprüche hineindenkt, sie in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen begreift, sich also im wörtlich zu nehmenden Sinne von Ihnen provozieren lässt.

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Olaf Metzel
Noch Fragen?