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Die Arbeiten, die ab dem 09. Juli 2011 in der Gruppenausstellung "Nullportrait" in der Galerie Zink zu sehen sein werden, lösen beim Betrachter Faszination, Irritation und Unbeghagen. zuweilen auch Belustigung aus. Es handelt sich dabei durchwegs um Darstellungen menschlicher Figuren, deren Gesichter mit künstlerischen Mitteln angegriffen, verhüllt, maskiert, verzerrt oder auch völlig ausgelöscht wurden. Auf diese Weise werfen die beteiligten Künstler Fragen nach der Bedeutung, Funktion und Form des Portraits heute auf und widmen sich damit einer Problemstellung, die seit dem Aufkommen der Fotografie Generationen von Künstlern beschäftigt hat.

Als "Nullportrait" schlechthin können die "Portraits ohne Antlitz" des Schweizer Künstlers Albrecht Schnider (1958, Luzern, Schweiz) angesehen werden. Sie stellen die Frage danach, wieviel beziehungsweise wenig es braucht, um ein menschliches Portrait zu schaffen. Ähnlich abstrakt muten die übergrosse Zeichnung "o.T. (Poesie der Langeweile" des belgischen Künstlers Ante Timmermans und die kleinformatige Arbeit "Banana Girl" von Hiroshi Sugito (1970, Nagoya, Japan) + Yoshitomo Nara (*1959, Hirosaki, Japan) an. Allein die Form eines hellen Ovals evoziert beim Betrachter die Vorstellung eines Gesichts.

In starkem Kontrast dazu erscheint das detailreiche, fantastisch-übersteigerte Portrait "Der Matrose", das das französische Künstlerduo Hippolyte Hentgen (Gaëlle Hippolyte, 1977 in Perpignan, Lina Hentgen, 1980 Clermont-Ferrand, Frankreich) eigens für die Ausstellung geschaffen hat. Das Gesicht der in Manier eines Herrscherportraits dargestellten Figur löst sich in ein Meer aus Haaren und Augäpfeln auf. Auch die beiden Portraits des Zeichners Dennis Scholl (*1980, Hünfeld, Deutschland) mit den rätselhaften Titeln "Mönch, Sonne stehlend" und "Elagabal" sind in Auflösung begriffen.

Die Künstler Fumie Sasabuchi (1975, Tokyo, Japan), Sofie Bird Møller (1974, Dänemark), Linienstraße 23 10178 berlin berlin@galeriezink.de t +49 (0) 30 6981 4320 f +49 (0) 30 6981 4340 Zink+Zink GmbH & Co. KG Theresienstr. 122a 80333 München / Sitz München Amtsgericht München HRA 93705 Pers. haftende Gesellschafterin: Michael Zink GmbH / Sitz München Amtsgericht München HRB 178445 Geschaftsführer: Michael Zink Sabrina Jung (1978, Neuss, Deutschland) und Noé Sendas (1972, Brüssel, Belgien) widerum bearbeiten in ihren Werken vorgefundene Fotografien. Während Sasabuchi mit Hilfe von Lösungsmittel und einem feinen Kugelschreiber die Haut von den Gesichtern der abgebildeten Modelle förmlich abzieht, um die darunterliegende Anatomiefreizulegen, werden die Models in Sofie Bird Møllers Arbeiten mit expressivem Pinselstrich kurzerhand übermalt. In Sabrina Jungs Collagen aus der Serie "Masken" hingegen begegnen uns absurd bis verstörend anmutendene Gesichter, in denen die Kategorien "männlich" und "weiblich, sowie "alt" und "jung" ins Wanken geraten. Wie Jung arbeitet auch Noé Sendas mit alten Schwarz-Weiß- Aufnahmen, die er allerdings nicht wie Jung mit Schere und Klebstoff, sondern digital am Computer manipuliert. Dabei geht er soweit, die Köpfe der dargestellten Schönheiten, der "Crystal Girls", vollständig auszulöschen. Oft zeugt nur mehr ein Schatten von ihrer vormaligen Existenz.

Von Noé Sendas ist neben den Arbeiten der Serie "Crystal Girls" auch die Skulptur "Only Silence Remains" zu sehen, die sich auf ein Treffen von Samuel Beckett und Morton Feldman im Jahre 1976 in Berlin bezieht. Das weiße Tuch, dass die beiden Gesichter verhüllt, erinnert an das Tuch in René Magrittes "Die Liebenden" und findet sich auch in Rinus Van de Veldes (*1983, Leuven, Belgien) gezeichnetem Doppelportrait "Untitled" wieder.

Die Themen "Verhüllung" und "Maskierung" sind auch in den Werken von Santiago Ydáñez (1969, Jaén, Spanien) und Gregory Forstner (1975, Douala, Kamerun), Thorsten Brinkmann (1971, Herne, Deutschland) und Rui Calçada Bastos (1971, Lissabon, Portugal) von zentraler Bedeutung, die in der Ausstellung jeweils mit einer großformatigen Arbeit repräsentiert sind. Von dem rumänischen Künstler Veron Urdarianu (*1951, Bukarest, Rumänien) wird die groteske Skulptur "Demasquée" gezeigt. Auch hier taucht das Motiv des großen Unbekannten auf, das sich hinter der Maske verbirgt und Raum für die Projektionen des Betrachters bietet.