press release only in german

Die Ausstellung ‘Matter of the Heart’ vereint eine Gruppe skulpturaler Arbeiten verschiedenster Materialien, die unsere Konzeption von Nähe und Distanz erheblich verkompliziert. Inspiriert von einer musikalischen Passage, (vermutlich die erste absichtlich komponierte tonale Ausblendung) präsentiert Canell eine Unterwasserstudie, in der sie Wasserproben aus variierenden Tiefen eines Flusses mithilfe der oceanografischen “Nansen Flasche” entnimmt und systematisiert, um so der abfallenden Bewegung von etwas langsam zu Boden Sinkendem einen Vorstellungsraum zu geben (Anatomy of the Rising Tide).

Der Akt des Schwindens, des Abschwellens und des sich Verflüchtigens bis etwas vollständig seine Wahrnehmbarkeit verliert, wird also, ausgehend von den Seiten einer musikalischen Partitur, in ein leises Unterwasserereignis überführt. In gewisser Hinsicht widersetzt sich die Transparenz des Wassers in den Glaskolben einer klaren Unterscheidung zwischen den metikulös gemessenen Schichten und es überwiegt der Eindruck allumfassender Stille. Ein diskretes Fließvermögen oder etwas, das Gaston Bachelard vielleicht “eine Vorstellung von Bewegung” genannt hätte, weht wie ein leichter Wind oder Luftzug beharrlich durch die gesamte Ausstellung “Matter of the Heart”.

Offene und halboffene Türen sind wiederkehrende Motive einiger Arbeiten Canells, wie beispielsweise ‘A Model Where Things Merge’ verdeutlichen mag, die diverse, gestohlene Türstopper linear zu einer Wellenform zusammenfügt. Es scheint insgesamt ein bestimmtes Prinzip am Werk - ein klar formulierter Glaube, dass ‘die Form eines bestimmten Dinges das Ergebnis dessen ist, was es überstehen mußte’.

Die Ausstellung “Matter of the Heart” kann als parallele Position zu dem Projekt ‘Heart of the Matter’ in der Galerie Barbara Wien Lukatsch gesehen werden. Eine improvisierte Methodik und eine Flexibilität der Form bezeugen Canells Suche nach einer Skulptur, die irgendwo zwischen Materialität und Immaterialität angesiedelt ist, und den Beziehungen zwischen soliden Objekten und mentalen Prozessen ebenso eindringlich eine Form gibt wie es diese in Frage stellt.

Nina Canell’s Arbeiten sind zur Zeit in der Einzelausstellung Ode to Outer Ends in der Kunsthalle Fridericianum in Kassel (12.03.11 – 05.06.11) zu sehen. 2010 war sie in folgenden Gruppenausstellungen vertreten: ‘On Line’ im Museum of Modern Art in New York ,Touched - Liverpool Biennial’ in der Tate Liverpool und in ‘Modernautställningen’ im Moderna Museet in Stockholm. Als Auswahl an Einzelausstellungen wären zu nennnen: ‘To Let Stay Projecting as a Bit of Branch on a Log by Not Chopping it Off’ im MUMOK in Wien, ‘Nought to Sixty’ im ICA in London und ‘Five Kinds of Water’ in Der Kunstverein in Hamburg. Canell gewann 2009 den Baloise Kunst Prize der Art Basel Statements und 2010 den Ars Viva Preis.