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Ausstellungseröffnung: Freitag, 5. September 2008, 18-21 Uhr

Die Werke der in New York lebenden amerikanischen Künstlerin Nicole Eisenman (geb. 1965 in Verdun, Frankreich) werfen Fragen an gesellschaftliche Modelle und Mängel des modernen Lebens auf, die vorhandene Konventionen in Kunst und Gesellschaft aufheben. Mit einem Bildvokabular, das kunsthistorische Kompositionselemente von der Vor-Renaissance bis in die Moderne mit Satire, Karikatur, schwarzem Humor, Slapstick und subkulturellen Bildstrategien verbindet, gelingt es Eisenman, groteske Umformulierungen der Gesellschaftsordnung zu entlarven. Ein häufig wiederkehrendes Thema in Eisenmans Werk ist die ironisierende Darstellung menschlicher Individualität.

Anknüpfend an Eisenmans Ausstellung A Show Called Nowhere (2005) freut sich die Galerie Barbara Weiss, unter dem Titel Coping eine zweite Einzelpräsentation mit der international erfolgreichen Künstlerin, die ihre Werke zuletzt in der Kunsthalle Zürich und Le Plateau/Frac ile de France in Paris ausstellte, zu zeigen. Der als ständige Anforderung an sich selbst zu verstehende Begriff Coping – dt. bewältigen, meistern, zurechtkommen -, unter dem Eisenman ihre neuen Bilder und Monoprints präsentiert, wird von der Künstlerin in nachfolgendem Diagram verdeutlicht.

Den Versuch, mit inneren Zweifeln zurechtzukommen und das Alltagsleben zu bewältigen, leitet Nicole Eisenman mit dem Bild The Session, 2008, ein, in das sich die Künstlerin, deren Vater als Psychoanalytiker tätig war, selbst mit einbezieht. Die Dichotomie zwischen der Motivation, mit der externen Realität zurechtzukommen, und der Bewältigung der inneren Realität, der Existenz von Ängsten und Krisen, zieht sich wie ein Band durch die präsentierten Arbeiten. In dem Bild Brooklyn Biergarten II, 2008, das mit seiner opulenten Gruppendarstellung beispielsweise an Gemälde von Brueghel, aber mit seiner wachsamen Observation der Freizeitgesellschaft auch an die Pariser Caféhaus-Szenen der Impressionisten erinnert, sieht man detaillierte Charakterisierungen von Individuen, die versuchen ihre eigene Situation in der Menschenmenge zu meistern. Mit grotesker Komik und Referenz an Edvard Munch entwirft die Künstlerin Kreaturen, deren innere Gemütsbewegungen die vorgetäuschte, nach außen präsentierte „Fassade“ durchdringen.

Nicole Eisenmans Darstellungsvermögen des schwarzen Humors und ihre lebhafte Vorstellungskraft werden auch in der Monoprintserie von „weinenden“ Gesichtern deutlich. Neben der Visualisierung des Begriffs Coping, sieht die Künstlerin in dieser Porträtreihe einen kritischen Kommentar zur aktuellen politischen Situation. Gleichzeitig betont sie den befreienden Aspekt, den das Weinen für den Menschen haben kann. Eisenmans Forderung nach einem jährlich stattfindenden „National Crying Day“ setzt sich in der Ikonographie ihrer „weinenden“ Porträts fort.

Charlotte von Carmer

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Nicole Eisenman
Coping