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Eröffnung: 27.06.2008, DNA Berlin

Die Ausstellung „Memories of Objects“ zeigt Erinnerungsstücke, die nach Performances als Artefakte zurückbleiben. Die gezeigten Artefakte übernehmen in den Performances eine handlungstragende Funktion und dienen nun als Katalysatoren der Erinnerung an die zugehörige Performance. Die Performancekunst richtet ihrem Wesen folgend gegen die Vorstellung von Kunst als Artefakt. Die etablierte Trennung von Kunstwerk und Künstler wird aufgehoben und zu einer neuen Einheit als Gesamtkunstwerk verschmolzen. Performance bearbeitet die Situation, das Vergängliche und das eigene ´Erleben´, und macht damit den eigentlichen Lebensimpuls sichtbar, der heute immer mehr in den Hintergrund zu rücken droht. Die Performance ist damit eine künstlerische Ausdrucksform, die unsere Lebenswelt in ihrer zunehmenden Komplexität und Bewegtheit aber auch in den vielen Facetten der Virtualität und Ideengestalt erfassen kann. Zugleich ist diese Flüchtigkeit der Performance auch ihre große Schwäche. Denn wie schon Hölderin im Hyperion sagte, "... geht alles auf und unter in der Welt und es hält der Mensch mit aller seiner Riesenkraft nichts fest". Wie Mondlicht huscht eine Performance an uns vorbei und nur eine äußert gespannte Aufmerksamkeitshaltung kann die gebotene Überfülle an Eindrücken festhalten. Durch das Setting der Ausstellung werden die gezeigten Erinnerungsstücke zu Artefakten und übernehmen damit teilweise den Charakter von eigenständigen Kunstwerken: allerdings ohne dabei ihren Wesenszug der Performance zu verlieren. In diesem Sinne stellen die gezeigten Arbeiten Kippfiguren dar, die einerseits behaupten, eigenständige Artefakte zu sein, jedoch nur in Zusammenhang mit der Handlung der Performance eine konstitutive Sinneinheit finden.

So wird unter anderem in der Ausstellung ein Messergürtel zwischen zerschnittenen Papierwänden präsentiert, der die Durchbrüche in den Papierwänden offensichtlich bewirkt hat („Oomph“, 2007). Einerseits werden die Papierwände zu einer Skulptur, die nun mit der Architektur der Galerie korrespondiert. Anderseits wird diese Skulptur zu einer Geschichte, wenn der Betrachter den Hergang rekonstruiert. Die Skulptur wird zu einem Erinnerungsstück. In einer weiteren Arbeit werden Kaffee und Vaseline zu lesbarer Schrift und es entsteht ein Wandgemälde als eigenständiges Kunstwerk („Lifting a Secret“, 2007). So wird die flache Wand durch den geschrieben Inhalt zu einer lebendigen plastischen Raumskulptur, die über eine Handlung berichtet und damit an ein Stück aus dem Leben der Künstlerin erinnert.

Die Arbeit „Madonna“ ( 2008) wird live präsentiert und zeigt 37 Kerzen, die unter der Decke montiert sind. Durch ihr Abbrennen tropft Wachs herunter und bildet eine filigrane Wachskruste auf der Haut und dem Kleid der Künstlerin. In der Performance regnet das Wachs wie aus einem Wachsmeer von der Decke herab. Jeder Wachstropfen, der in der Performance herunter regnet, bildet einen plastischen Ausdruck eines Erinnerungsstücks.

Die Arbeiten von Nezaket Ekici sind Performance-Installationen, die aus ihrer Ursprungs-umgebung herausgelöst wurden, für die Sie eigentlich entwickelt wurden. In einem neuen Zusammenspiel bilden sie nun eine objektgestützte Erinnerungslandschaft.

Text: Andreas Dammertz