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"Die Welt der Kunst besteht aus drei Faktoren: 1) Eitelkeit. 2) Exklusivität, 3) Schönheit. Selbstverständlich kann die Videowelt nur mit der dritten Sache aufwarten … Schönheit, nicht aber mit Eitelkeit oder Exklusivität, da Video essentiell ein multipolitisches und deshalb ‘demokratisches’ Medium ist." (N.J.Paik)

Das museum kunst palast, Düsseldorf, widmet Nam June Paik (1932-2006), dem Begründer der Video- und Medienkunst, in Zusammenarbeit mit der Tate Liverpool eine umfangreiche Retrospektive. Die Ausstellung gibt einen umfassenden Überblick zu den wesentlichen Entwicklungen dieses außergewöhnlichen und einflussreichen Künstlers des 20. und 21. Jahrhunderts. Dabei wird mit zahlreichen Leihgaben aus internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen erstmals deutsche, anglo-amerikanische und koreanische Forschung zum Werk von Paik zusammengeführt.

Die Schau

Das Spektrum der Schau reicht von Musik über (Fluxus-) Aktion und Performance hin zu medialen Arbeiten: Dabei stehen sich Installationen der 1970er, 1980er und 1990er Jahre, Videoarbeiten sowie Partituren, (Fluxus-) Konzepte und Handschriften der 1950er und 1960er Jahre als geistige Sprengsätze gegenüber.

Gezeigt werden über 30 große skulpturale Werke - darunter zum ersten Mal in Deutschland die Installation Laser Cone aus der letzten Schaffensperiode von Paik, in der er die Technik des Lasers weiterentwickelte und in seine Arbeit hineinnahm. Weitere Highlights der Ausstellung sind V-yramid von 1982, Egg Grows von 1984 One Candle von 1989, und Internet Dream von 1994. Ebenfalls zum ersten Mal wird innerhalb einer Ausstellung eine große Gruppe der berühmten TV Buddhas präsentiert.

Zeitdokumente

Des Weiteren werden graphische Werke wie eine große Anzahl von Handzeichnungen in der Ausstellung zu sehen sein. Anhand zahlreicher Dokumente, wie Fotos, Briefe, Texte und andere Handschriften, wird den Besuchern zudem die Gelegenheit gegeben, die Arbeits- und Denkweise Paiks kennenzulernen.

Paik und das Rheinland

Die enge Verbundenheit des Künstlers mit Düsseldorf und dem Rheinland wird in der Ausstellung als besonderer Forschungsschwerpunkt präsentiert. Denn hier entwickelte Paik sich in den Jahren 1958-63 vom Komponisten und Musiker hin zum „Vater“ der Videokunst. Als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrt Paik von 1979-1995.

Paik und das Künstlerumfeld

Paiks Werk ist auch aus intensiver Kooperation mit anderen Künstlern heraus zu begreifen. Dies verdeutlicht v.a. der Werk- und Dokumenten-Komplex, der Paik und seiner Muse – der legendären Musikerin und Aktionskünstlerin – Charlotte Moorman gewidmet ist.

Auch wird Paik im Gruppenkontext von Fluxus präsentiert: Im Rahmen von Fluxus, dem internationalen Sammelbecken progressiver künstlerischer Kräfte im Zwischenbereich von Musik, Theater, Literatur und bildender Kunst, spielte Paik bis Mitte der 1960er Jahre nicht nur als Mit-Akteur, sondern auch als Organisator, Co-Regisseur von Fluxus-Gründer George Maciunas und als Kommunikator eine zentrale Rolle. Paiks lebenslange Verbundenheit mit Joseph Beuys, mit dem er einige beeindruckende Konzerte/Aktionen aufführte, geht auf jene frühe Fluxus-Zeit zurück: Seit dem, im Februar 1963 in der Düsseldorfer Kunstakademie aufgeführten, Festum Fluxorum Fluxus waren beide Künstler – zwei Schamanen des 20. Jahrhunderts – freundschaftlich und künstlerisch eng verbunden.

Kunst als permanentes Experiment

Paik verband in seiner Arbeit scheinbar paradoxe Phänomene. Er hat die Grenzen der Kunst auf vielen verschiedenen Ebenen verschoben und mit seiner Arbeit immer wieder „neue Bewusstseinszustände“ initiiert. Kunst als permanentes Experiment, als Collage heterogener Stränge, die gesellschaftliche, politische, technologische und ökonomische Prozesse hinterfragt, stand bei Paik stets im Zentrum. "Auf wie vielen Ebenen sich kritisches Bewusstsein materialisieren kann, machte Paik in jedem seiner Werke deutlich – unabhängig davon, ob es sich hier um Musik, (Fluxus)-Aktion, Performance, Video, Skulptur oder Zeichnung handelte. Existentiellen Fragen ging der – in Tokio, München, Freiburg und am Studio für Elektronische Musik des WDR in Köln – ausgebildete/experimentierende Musiker und Komponist, der auch Philosophie und Kunstgeschichte studiert hatte, mit Ironie, Humor, intellektueller Schärfe und akademischer Gründlichkeit nach." (Dr. Susanne Rennert)

Die Ausstellung Nam June Paik wurde kuratiert von Sook-Kyung Lee, Tate Liverpool und Susanne Rennert für museum kunst palast, Düsseldorf.

Katalog

Zur Ausstellung erscheint im Hatje-Cantz Verlag ein Katalog, hrsg. von Sook-Kyung Lee und Susanne Rennert, mit Texten von Dieter Daniels , Edith Decker-Phillips, Youngchul Lee, Sook-Kyung Lee, Susanne Neuburger, Susanne Rennert, Joan Rothfuss, Stephan von Wiese, David Zerbib

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Nam June Paik
Retrospektive
Initiiert und entwickelt von museum kunst palast, Düsseldorf
und Tate Liverpool.
Im Rahmen der Quadriennale 2010
Kuratoren: Sook-Kyung Lee, Susanne Rennert
Künstlerischer/technischer Berater: Jochen Saueracker

Stationen:
11.09.10 - 21.11.10 Museum Kunst Palast, Düsseldorf
17.12.10 - 13.03.11 Tate Liverpool / FACT Liverpool

kunstaspekte special zur Ausstellung:
Sender und Empfänger & "Nagel den Fernseher an die Wand!"