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Eröffnung 12.2.2009, 20.00 Uhr

Nam June Paik ging als Pionier der Videokunst, bedeutender Medienkünstler und Akteur der Fluxusbewegung in die jüngste Kunstgeschichte ein. 1963 inszenierte er seine erste wichtige Ausstellung, die „Exposition of Music — Electronic Television “, bei der er einen Übergang von Musik zum elektronischen Bild schuf. Mit unterschiedlichen Medien und Materialien, darunter dem legendären „Klavier Integral“ und der ersten modifizierten Fernseharbeit „Zen for TV“ — beide Arbeiten befinden sich in der Sammlung des MUMOK — lancierte der junge Künstler und Musiktheoretiker einen weiter gefassten Begriff von Musik, der sich an alle Sinne wandte und auf Spekulation und Improvisation setzte.

Die MUMOK Ausstellung „Music for all Senses“ präsentiert die eigene exemplarische Sammlung früher Arbeiten Nam June Paiks. Sie orientiert sich am räumlichen und partizipatorischen Konzept der außergewöhnlichen Erstausstellung Paiks von 1963. Der Avantgardegalerist Rolf Jährling richtete ihm in der angesagten Wuppertaler Galerie Parnaß eine Ausstellung über 3 Etagen ein, die vom Keller bis in die Wohnräume ein spektakuläres Szenario bot: Schallplatten- und Toninstallationen, ein Raum mit präparierten Klavieren, dadaistische Objekte, wie eine Dada-Puppe in der Badewanne, ein Raum mit Spiegelfolien oder Zenobjekte im Keller sorgten ebenso für Verwunderung, wie der Kopf eines frisch geschlachteten Stieres, der den Betrachter am Eingang der Ausstellung empfing. Das Hauptereignis der Präsentation war ein Raum mit 12 manipulierten Fernsehgeräten, die vom Publikum bedient werden konnten. An ihnen nahm er Modifikationen vor, die das Bild des laufenden Fernsehprogramms verzerrten. Nach dem Fernsehprogramm richteten sich auch die Öffnungszeiten der 10-tägigen Ausstellung, die von 7.30 bis 9.30 Uhr zugänglich war. Paik war auf der Suche nach neuen Wegen für die Musik, inspiriert von der Arbeit des amerikanischen Komponisten John Cage, dem er einige Jahre zuvor begegnet war. Das Publikum sollte die Ausstellung als Gesamterlebnis wahrnehmen, in der er Performance, Musik und Fernsehbild zusammenführte. In der „Exposition of Music“ war es der prominente Besucher Joseph Beuys, der eines der Klaviere zertrümmerte.

Mit einer angedeuteten Raumsimulation, die großformatige dokumentarische Fotografien des Ausstellungsereignisses und interaktiven Installationen stellt die Schau „Music for all Senses“ den Charakter von „Exposition of Music“ und stellt Paiks frühe Werke in einem lebendigen Kontext vor. Einzelne Werke wie die Tonbandarbeit Random Excess und der Schallplattenschlaschlik beleuchten den interaktiven Aspekt der Ausstellung.

Kurzbiografie Nam June Paik 1932 in Seoul (ROK) geboren; 1950 Emigration nach Japan; 1953-56 Studium der Musik-, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Tokio (J); 1956-57 Studium der Kunst- und Musikgeschichte an der Universität München; 1957-58 Kompositionsstudium an der Musikhochschule Freiburg; 1958 erste Begegnung mit John Cage; 1958-63 Arbeit im Studio für elektronische Kunst des WDR, Köln; in den 60er Jahren Fluxuskünstler; 1963 Exposition of Music— Electronic Television; 1964 Übersiedlung nach New York (USA); in der Folge Pionier der Videokunst in Tapes, Installationen, Skulpturen und Fernsehevents; 1978 Professur für Video an der Kunstakademie Düsseldorf; lebte und arbeitete in New York und Florida; 2006 Nam June Paik starb im Alter von 73 Jahren in Miami (USA).

Auszeichungen (Auswahl) 1991 Will-Grohmann-Preis 1989 Kurt Schwitters Preis, Hannover 1992 Picasso-Medaillie der UNESCO 1993 Goldener Löwe für den besten Länderpavillion auf der Biennale von Venedig 1998 Kyoto-Preis 2001 Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg

Der Katalog zur Ausstellung wird am 5. März im Rahmen eines Konzerts mit Originalinstrumenten Nam June Paiks präsentiert.

only in german

Nam June Paik
Music for all Senses
Kuratorin: Susanne Neuburger