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In seiner Einzelausstellung im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen wird der südafrikanische, in Amsterdam lebende Künstler Moshekwa Langa eine große installative Gesamtinszenierung vornehmen. Der Titel present + tense birgt mehrere Bedeutungen: Alle, die Englisch lernen, kennen die grammatikalische Zeiteinteilung, die auf die Gegenwart, auf das Jetzt des Präsens verweist. Man kann den Titel auch mit "anwesend und gespannt‘ übersetzen, so dass eher das Hier der Präsenz gemeint ist, ein Da-sein mit atmosphärischer Geladenheit. Anwesenheit und Spannung des Individuums, Bewusstsein für Zeit und Raum, für Ortswechsel und Grenzüberschreitung sind Themen, die Moshekwa Langa interessieren. Warum nehmen wir gewisse Dinge wahr und andere nicht? Existiert etwas erst nach seiner "Entdeckung‘?

Für die Ausstellung hat der Künstler u.a. eine neue Serie mit Augenpaaren hergestellt, die er aus Zeitungen und Magazinen kopiert und auf große Blätter montiert. Von der gesamten Stirnwand des Raumes aus fixiert eine Masse anonymer Augen den Besucher der Ausstellung. Dabei ist nicht nur das Spiel zwischen Beobachter und Beobachtetem, sondern auch die Tätigkeit des Beobachtens und Entdeckens von zentraler Bedeutung für Langas Ansatz: Was nehmen wir wahr? Worauf wird der Blick gelenkt? Entsteht die Welt durch unsere Betrachtung oder Einteilung? Was spielt sich ab, wenn wir gerade nicht hinsehen?

In Collagen kombiniert der Künstler “Fundstücke" wie Plastikschnipsel, Zeitungsausschnitte oder Zigarettenstummel mit zeichnerischen und malerischen Elementen. Immer wieder entfalten sich daraus kartenähnliche, geografische Strukturen, persönliche Abkupferungen von scheinbar objektiven Bestandsaufnahmen der Welt – Zeichnungen und Collagen von imaginären Landschaften – zusammengesetzte Texturen und melancholische Erzählfragmente. Diese Kompositionen ergeben Bilder voller Verweise und Assoziationsketten, eine Arbeitsweise, die auch für seine Installationen und Videos typisch ist.

Auf der Biennale in Venedig 2003 zeigte der Künstler bereits eine Installation mit vielen Videos, in denen Szenen aus dem südafrikanischen Alltag zu sehen waren, kleine Handlungen oder Stadtlandschaften, die sich ähnlich auch in farbige Collagen und Zeichnungen einfügen – Bilder, in denen Langa seine Sicht auf zwei Heimaten aufscheinen lässt: Afrika und Europa.

Moshekwa Langa (*1975 in Bakenberg / Potgietersrus, Südafrika / lebt in Amsterdam) hat für sein junges Alter bereits ein überraschend überzeugendes Werk aufgebaut und internationale Bekanntheit erlangt. Der Künstler spielt mit Klischees, reißt unlösbare Identitätsfragen an und schärft das Bewusstsein für Kontrollmechanismen. Seine Kunstwerke sind heiter und böse, spielerisch und todernst. Sie sind Ergebnis intellektueller Kraft und politischer Überzeugung, und gleichzeitig stellen sie poetische, rätselhafte und autonome Arbeiten dar, die sich einer direkten Lesbarkeit entziehen. Ein Katalog erscheint in Zusammenarbeit mit dem Contemporary Arts Center in Cincinatti Ende 2004. Mit freundlicher Unterstützung der Niederländischen Botschaft und der Mondriaan Stichting (Mondriaan Foundation).

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Moshekwa Langa
present+tense