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Es ist ein grandioser Mythos – Martin Luthers heftiger Wurf mit dem Tintenfass. Während seiner Arbeit an der Bibelübersetzung 1521/22 auf der Wartburg soll der Reformator mehrfach vom Teufel belästigt worden sein. Mit einem Tintenfass habe Luther nach dem Beelzebub geworfen und ihn verjagt. An einer Wand der Lutherstube sei ein Tintenfleck über Jahrhunderte sichtbar gewesen. Denkmalpfleger und Historiker vertreten die These, der Fleck – der heute fehlt – stammte keinesfalls aus der Zeit Luthers und sei mehrfach erneuert worden.

Die kulturelle Spannung zwischen Legende und Wissenschaft wurde am 10. November, dem 526. Geburtstag des Reformators, zum Thema einer spektakulären Kunstaktion in der historischen Lutherstube. Der Ästhetikprofessor Bazon Brock und der Künstler Moritz Götze rekonstruierten den Tintenfass-Wurf mit größtmöglicher Authentizität. Wiederholt schmetterten Brock und Götze vom Schreibpult aus tintengefüllte Glaskugeln auf großformatige Büttenkartons.

Die Kunstaktion steht im Zusammenhang mit dem von Bazon Brock konzipierten Projekt einer "experimentellen Geschichtsschreibung". Es geht darum, historische Wahrheit und populäres Evidenzerleben in einer künstlerischen Aktion zu versöhnen.

Hinterlassenschaft (Environment) der Aktion sind die Lutherstube auf der Wartburg (dank umfangreicher Schutzmaßnahmen unbefleckt und nur rezeptionell verändert) sowie 99 Papierarbeiten: nach Originalrezeptur gemischte Gallustinte, explodiert auf edlem Bütten, Wurfgeschwindigkeit etwa 50 bis 80 Stundenkilometer.

Die Kunstaktion wurde am 24. November innerhalb der Veranstaltung "Musealisierung als Zivilisationsstrategie" in der Temporären Kunsthalle Berlin vorgestellt.

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Moritz Götze, Bazon Brock
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