press release only in german

eröffnung | samstag, 3. september 2016, 13 uhr

Die Kestner Gesellschaft zeigt vom 4. September bis 13. November 2016 die Ausstellung »Große Spritztour« der deutschen Malerin Monika Baer. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen drei neue Werkgruppen, die motivisch über das Thema Alkohol miteinander korrespondieren. Sie werden durch zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und Collagen aus den letzten zwei Jahrzehnten ergänzt.

Monika Baer lässt in durchaus humorvoller Weise unterschiedliche Ansätze der Malerei an- und auftreten: Figuration und Abstraktion, vermeintlich expressive Geste und zeichnerische Sensibilität scheinen miteinander zu konkurrieren. Mal tritt dadurch das narrative Potential, mal die materiale Buchstäblichkeit des Bildes hervor, mal erscheint die Leinwand als Fenster auf eine Welt, mal selbst als Objekt in der Welt. Dieses Spannungsverhältnis findet sich in den einzelnen Bildern wie zwischen den einzelnen Werkgruppen wieder: So wird der Bildträger in der großformatigen Alkoholserie zur Bühne, an deren unterem Rand hyperrealistisch dargestellte Flaschen wie Darsteller aufgereiht sind. Im Hintergrund bildet malerische Expression eine Art Kulisse.

Während in den Großformaten realistische Darstellung und helle Farbpalette dominieren, herrscht auf den mittelformatigen Alkohol-Bildern, die wie Negative der hellen Serie wirken, ein irisierendes Schwarz vor. Auf dem dunklen Grund treiben schablonierte Alkohollabels; hier und da treffen sie auf direkt aus der Tube gedrückte Farbwürste in Pastell, Spiegel, pastos aufgetragene Farbflecken, Regenbogenmotive. Mit den beiden Werkgruppen treffen hell und dunkel, illusionistische und emblematische Darstellung, Bild und Text aufeinander. Beide Werkgruppen sind auch von einer Spannung zwischen Ding und Zeichen durchzogen. In der dritten, kleinformatigen Werkgruppe der Alkoholserie wird dieses Spannungsverhältnis noch einmal eigens akzentuiert: Miniflaschen diverser Alkoholika sind an den äußeren Bildkanten angebracht. Auf diese Weise oszilliert ihre Malerei zwischen referentiellen und wortwörtlichen Verweissystemen.

Die Ausstellung zeigt das sich laufend entwickelnde Vokabular der Künstlerin und ergänzt es durch Zeichnungen und Collagen, die bislang einen ganz eigenen Kosmos im Werk von Monika Baer gebildet haben. In den jüngsten Werkgruppen jedoch taucht die Zeichnung auch als irritierendes Element auf den Leinwänden auf: Gezeichnete Köpfe von Tieren und Menschen treten aus den expressiven Hintergründen hervor wie Halluzinationen – oder sitzen wie Grafitti auf der Leinwand. Als Teil der im Bild dargestellten Welt oder als externer Kommentar sind die Zeichnungen hier weitere Figuren der dialektischen Umkehrbewegungen, zu deren Nachvollzug die Malerin ihr Publikum verführt.

Monika Baer studierte von 1985 bis 1992 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Alfonso Hüppi. Ihre Werke waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem im Bonnefantenmuseum in Masstricht (2005), der Pinakothek der Moderne in München (2006) und auf der Documenta 12 in Kassel (2007). Große Werkschauen wurden zuletzt in den Vereinigten Staaten gezeigt, 2012 im Art Institute in Chicago und 2014 im Williams College Museum of Art, Williamstown. Monika Baer lebt in Berlin und unterrichtet an der Milton Avery School of Fine Art des Bard College, New York, und an der Städelschule in Frankfurt.

Die Ausstellung in der Kestner Gesellschaft entstand in Kooperation mit dem Museum Abteiberg, Mönchengladbach. Es erscheint ein zweisprachiger Katalog (dt./engl.).

Die Ausstellung Monika Baer »Große Spritztour« wird gefördert von der Stiftung Niedersachsen, der Stiftung Kunstfonds und dem Förderkreis + Kunstkomm.

Kuratorin der Ausstellung: Christina Végh
Kuratorische Assistenz: Milan Ther

*

Parallel ist die Ausstellung »100 Jahre Kestner Gesellschaft« (28. Mai bis 13. November 2016) zu sehen.

*

rahmenprogramm | monika baer »große spritztour«

»querschnitt«
gespräch mit rochelle feinstein
mittwoch, 21. september 2016, 19 uhr

Die amerikanische Künstlerin Rochelle Feinstein, die ab 3. Dezember in der Kestner Gesellschaft ausstellen wird, diskutiert mit der Direktorin Christina Végh über ihre künstlerische Praxis und stellt die Verbindung zur Monika Baer-Ausstellung her. Beide Malerinnen verbindet die Auseinander-setzung mit der Verräumlichung des Bildes und der Sprache in der Malerei. Das Gespräch schlägt eine inhaltliche Brücke innerhalb des Ausstellungsprogramms der Kestner Gesellschaft.

Im Eintrittspreis enthalten | Mitglieder kostenfrei

»malereimaschinen«
gespräch mit monika baer und dr. kerstin stakemeier
donnerstag, 13. oktober 2016, 19 uhr

Monika Baer spricht mit der Kunsthistorikerin Dr. Kerstin Stakemeier über ihre aktuelle Ausstellung in der Kestner Gesellschaft. Sie untersuchen verschiedene Themen wie den Körper, den Bildraum und das Bildobjekt innerhalb des Werks von Monika Baer. Dr. Kerstin Stakemeier ist Professorin für Kunsttheorie und -vermittlung an der Akademie für Bildende Künste in Nürnberg, als Autorin schreibt sie unter anderem für »Texte zur Kunst« und »Springerin«. Das Gespräch wird moderiert von Christina Végh.

Im Eintrittspreis enthalten | Mitglieder kostenfrei

»bühne frei für die malerei«
ferienworkshop für kinder von 6 –10 jahren
dienstag, 4. – mittwoch, 5. oktober 2016, 11–16 uhr

Bild oder Bühne? Wie lassen sich diese Begriffe zusammenführen? In Monika Baers Malerei wird die Leinwand zur Bühne. Auf humorvolle Weise verbindet die Künstlerin hyperrealistische Malerei mit surrealen Erzählungen, teilweise kitschigen Motiven oder ganz realen Gegenständen. Theatralisch inszeniert agieren die dargestellten Dinge wie Theaterfiguren in den Gemälden. In einem zweitägigen Workshop nähern wir uns dem Bild als Bühne und kreieren unsere eigenen zwei- oder dreidimensionalen Aufführungsorte für unser Lieblingsmotiv.

Kosten: 10 Euro | Die Teilnehmerzahl ist begrenzt
Anmeldung bis zum 27. September unter: wobbe@kestnergesellschaft.de

»ladies‘ night«
donnerstag, 15. september 2016, 19 uhr

Exklusiver Rundgang für Frauen durch die Ausstellung mit anschließendem Gespräch bei Longdrinks und Canapés.

Im Eintrittspreis enthalten | Mitglieder kostenfrei | Anmeldung erwünscht unter kestner@kestnergesellschaft.