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Die schweizer Künstlerin Miriam Cahn (1949 geboren in Basel, lebt und arbeitet in Basel und Maloja) hat in den letzten dreißig Jahren ein umfangreiches malerisches und zeichnerisches Werk geschaffen, das gekennzeichnet ist durch eine konsequente Infragestellung festgelegter Begriffe und Strukturen.

In den 1970er Jahren galt Miriam Cahn als Avantgarde-Künstlerin und wurde in einen engen Zusammenhang mit der Frauenbewegung gebracht. Sie selbst bezeichnet sich nicht kategorisch als feministische Künstlerin, betont aber, daß ein Großteil ihrer Arbeiten ohne den Zeitgeist der 70er Jahre und den damit verbundenen Feminismus undenkbar wäre. Die Künstlerin ist sich im Klaren darüber, daß das heutige Publikum einem vermeintlich feministisch motivierten Anspruch aller Wahrscheinlichkeit nach mit Irritation begegnet.

Vielmehr als um eine begriffliche Festlegung geht es Miriam Cahn in ihren Arbeiten um eine ebenso differenzierte wie kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich, sozial und geistig determinierten Haltungen. Cahn sieht in der Kunst ein Erkenntnispotential, doch ist nicht die Kunst selbst in der Lage bestehende Verhältnisse zu ändern, sondern immer nur ihr Betrachter.

Der künstlerische Erfahrungsweg Miriam Cahns nahm seinen Anfang mit Untersuchungen der Dimensionen des Ähnlichen und Verschiedenen. In den späten 70er Jahren entstanden zunächst fast ausschließlich Bleistift- und Kohlezeichnungen, deren Motive thematisch den Bereichen "männlich" und "weiblich" zugeordnet waren. Seit 1982 wurden die teils sehr großformatigen Arbeiten (Maße bis zu 4 x 9 m) in schwarzer Kreide auf Transparentpapier ausgeführt. Hierfür legte Cahn das Zeichenpapier auf den Boden und wählte ein Arbeitsverfahren, das ihren ganzen Körper beanspruchte, zugleich aber nur einen sehr begrenzten Überblick über das Motiv erlaubte. Die Künstlerin suchte hierbei die Kontrolle über das Bildmotiv nicht auf der formalen Ebene, sondern aus einer inneren Vertrautheit mit dem Motiv heraus, eine grundsätzliche Herangehensweise, die für ihre Arbeit auch heute noch zutreffend ist. In sich geschlossene Bildfindungen spielen für die Bilder Miriam Cahns keine Rolle, viel eher ist ihnen eine charakteristische Prozeßhaftigkeit zu eigen, bei der das Ziel der Arbeit kein "Endprodukt" im eigentlichen Sinne ist, sondern eine innerhalb einer Arbeitsphase entstehende, mengenmäßig meist umfangreiche Folge von Bildern. Cahn zeichnet bzw. malt in einer Phase kurzer, intensiver Konzentration; ein Vorgang, den sie selbst als Performanceakt sieht.

Ab Ende 1980 erscheinen auf Cahns Zeichnungen weibliche Köpfe, Oberkörper oder Figuren, die auch in ihren aktuellen Arbeiten einen Schwerpunkt ausmachen. Ein in der Zwischenzeit stattgefundener Wechsel von der Zeichnung zur Malerei und damit verbunden von Schwarzweiß zur Farbe, wurde in erster Linie durch äußere Umstände bestimmt. Hatte Cahn die Entscheidung Schwarzweiß zu arbeiten noch sehr bewußt getroffen, so waren es gesundheitliche Gründe, die die Künstlerin in den vergangenen Jahren daran hinderten, am Boden zu arbeiten. Das Malen mit Ölfarbe kann im Stehen realisiert werden und eröffnet nach jahrelanger Reduzierung auf das Schwarz der Kreide und das Weiß des Papiers neue Perspektiven. In einigen ihrer Arbeiten kombiniert Cahn inzwischen verschiedene Techniken, beispielsweise Ölfarbe und Fotografie. Wie früher beim Zeichnen entstehen auch hier Werkserien, in denen die Künstlerin heute die Möglichkeiten der Erweiterung des Sehens unter Zuhilfenahme von Werkzeugen wie Kamera, Farbe, Film etc. auslotet.

Nicole Ullrich Galerie Schmela

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Miriam Cahn