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Am 17.6.2004 eröffnet Grimm|Rosenfeld mit Mind Over Manner eine Gruppenausstellung, in deren Zentrum eine bis heute nie öffentlich gezeigte Arbeit des 1941 geborenen Amerikaners Joe Zucker steht. Außerdem werden Arbeiten von Jeff Grant, Dominik Halmer, Kent Henricksen, David Renggli, Matt Saunders, Lisa Tan und Lesley Vance gezeigt, die alle der Nachwuchsgeneration angehören. Das gesamte Werk Joe Zuckers umkreist die Herausforderung, sich intellektuellen Fragestellungen mit Hilfe von minutiösgearbeiteten, gleichzeitig durch Schönheit bestechende Objekte anzunähern. Dies ist auch Grundthema der Ausstellung.

1975 schuf Joe Zucker mit "Burp" eines seiner berühmten Bilder aus Wattebällchen. Die "cotton ball paintings" thematisieren einerseits viele generelle künstlerische Fragen, spielten aber auch Motive und Vorgehensweisen der Pop Art und der Minimalisten gegeneinander aus. In "Burp" findet Zuckers häufige Verwendung von Vorkriegs- und Bürgerkriegsikonographie ihren Niederschlag in einem comic-haft dargestellten Rüsselkäfer. Die Arbeit bezieht sich ebenso auf die verstörenden Bedingungen der Baumwollproduktion zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs wie auf das Material des Bildes selbst. Mind Over Manner orientiert sich an Joe Zuckers Ansatz und stellt die Arbeiten sieben junger Künstler zur Diskussion, die wie Zucker darauf bedacht sind, ihre Arbeiten mit einem zugänglichen und relevanten Subtext zu versehen.

Dominik Halmer verweigert sich in seinen ekstatischen Leinwänden vollkommen der Idee von Schönheit. Seine Malerei kommt aus dem Unterbewussten, lässt Farben zwischen schmutzig und leuchtend wechseln und weist die Idee von Geschmack als Anhaltspunkt zurück. In seinen großformatigen Arbeiten vermischen sich abstrakte Formen mit fratzenhaften Gesichtern und comic-ähnlichen Figuren.

Im Gegensatz zu Halmer kultivieren Lisa Tan und Jeff Grant eine strenge Ästhetik, die den konzeptuellen Charakter ihrer Arbeit untermauert. In seinen Tuschezeichnungen auf Architektenpapier überlagert Jeff Grant Silhouetten von Gothik-Elementen mit suburbanen Motiven und verweist so auf die düsteren, den sozialen Strukturen zugrunde liegende Mythologien. Lisa Tans Skulptur "Ellsworth Kelly" basiert auf Namenskarten, die sie dem Künstler nach einem Abendessen in Los Angeles als Geschenk überreichte. Die Karte mit Kellys Namen liegt unter einer Plexiglasvitrine auf einem schwarz lackierten Podest. Lisa Tan untersucht damit, wie Namen überhöht und abstrahiert werden, um für umfassendere Ideen oder ganze Werkkomplexe stehen zu können.

Matt Saunders und Lesley Vance, beide Maler, teilen eine romantische Neigung. Die drei großen Arbeiten auf Mylar (Architektentransparentpapier) von Matt Saunders basieren auf Filmstills und zeigen drei schlafende Schauspielerinnen. Die Arbeiten sind beidseitig gemalt und teils durchsichtig. Teilweise von Warhols "Sleep" beeinflusst, formen diese Arbeiten ihre eigene Wiedergabe der Filmleinwand und verorten sie in eine neue Umgebung.

Lesley Vance lässt in ihren überbordenden, kannibalistischen Urwäldern Schönheit und Bedrängnis aufeinandertreffen. Sie stellt die Landschaften auf den Kopf, spart Bereiche aus oder nimmt ihnen die Dichte und untergräbt damit die Perfektion des Bildes.

Der Schweizer Bildhauer und Fotograf David Renggli erzeugt mit banalen Objekten geheimnisvolle Situationen, indem er sie spiegelt, verdoppelt oder in merkwürdige Beziehungen zueinander setzt. Aus braun glasierter Keramik formt er einen Ast, auf dem ein Vogel sitzt. Der Vogel ritzt mit seinem Schnabel die Worte "Lust und Moral" in den Ast. Glasur und Struktur der Keramik erinnern an menschliche Exkremente. Der Betrachter schwankt zwischen Ekel und Belustigung.

Kent Henricksens erschütternde Arbeiten basieren auf Szenen bedruckter Dekorationsstoffe und gewebter Wandteppiche, deren bukolische Inhalte in ihr Gegenteil verdreht werden. Dem Duktus seiner Vorlagen entsprechend bedient sich Henricksen bürgerlich konnotierter Sticktechniken, und verwandelt frömmelndes Kunsthandwerk in Szenen, die von Geistern und mordenden Kapuzenmännern heimgesucht werden.

Pressetext

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Mind Over Manner

mit Jeff Grant, Dominik Halmer, Kent Henricksen, David Renggli, Matt Saunders, Lisa Tan, Lesley Vance, Joe Zucker