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Michel Foucault Pünktlich zum zwanzigsten Todestag widmet das Schwule Museum Michel Foucault eine Ausstellung, die Leben und Werk des nach Jean-Paul Sartre wichtigsten französischen Denkers würdigt. Ihm ging es nicht um die Philosophie an sich, sondern um philosophieren als politische Betätigung, um Veränderung des Etablierten. Was die Frage aufwirft: Wie stellt man Philosophie im Museum aus? Der Kurator hat sich für das Prinzip der Collage entschieden. Eine Installation aus Foucault-Zitaten empfängt den Besucher, verleitet ihn zum genauen Hinsehen, zum Lesen. Alle Wände des ersten Raums sind mit Texten tapeziert. Vor, auf und über diesen Texten lagert sich eine weitere Schicht der Foucault-Rezeption ab. Nietzsche, Marx und Freud, deren Werke ganz unterschiedliche Spuren im Denken Foucaults hinterlassen haben, sind mit weiteren Installationen vertreten. Vor einer Wand mit Graffitis aus dem Jahr 1968 ragen zwei Säulen mit Collagen. Auf der einen Foucault, auf der anderen sein Widersacher Jean-Paul Sartre, davor ein Pult mit Texten, die ihre Beziehung nachzeichnen. Gerahmt ist diese Konfrontation von der künstlerischen Arbeit Rinaldo Hopfs, der Foucault auf die Buchseiten von „Die Sorge um sich aquarelliert hat, und von Foucaults politischen Aktionen, die als Text- und Bildzitate eine ganze Wand einnehmen. Vergrößerte griechische Vasenmalerei lenkt das Auge auf das unvollendete Spätwerk und gibt eine Passage frei, die den Besucher in die Welt der Saunen und Bäder führt. Der zweite Raum ist für die Kunstwerke, Bücher, Dokumente, Plakate und Fotos reserviert, die vom Museum Rade am Schloß Reinbek, dem Merve Verlag, Berlin, dem Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main und den Berliner Institutionen: Deutsches Historisches Museum, Polizeihistorische Sammlung, Filmmuseum Berlin und dem Kino Arsenal überlassen wurden. Zur Eröffnung sprechen: Wolfgang Theis, Kurator und Holger Doetsch, Journalist, über die Beziehung zwischen Foucault und Hervé Guibert

Detlef aus dem Kahmen Mit seinen Märtyrerbildern gebührt dem Maler Detlef aus dem Kahmen ein gewichtiger Platz in der schwulen Kunstgeschichte der frühen 70er Jahre. Noch vor den explosiven Äußerungen der Jungen Wilden, die in der 2. Hälfte der 70er Jahre mit ihren wesentlich direkteren schwulen Bildern an die Öffentlichkeit traten, lotete Kahmen in seinen Gemälden die Möglichkeiten einer schwulen Selbstäußerung aus. Nur um wenige Jahre älter als Fetting oder Salomé, stehen seine Arbeiten in einer weit stärkeren Beziehung zur Zeit um die Strafrechtsnovelle von 1969. Kahmens Zyklus von abstrahierten Farbzeichnungen nach Bade- und Unterhosen aus dem Jahre 1968 ist in der künstlerischen Überhöhung banaler Gegenstände den Prinzipien der Pop-Art verpflichtet. In den Märtyrerbildern, die vier Jahre später 1972 entstanden und als schwule Altarbilder zu lesen sind, verarbeitet der Künstler die jahrhundertlange Verfolgung und gesellschaftliche Ächtung von Homosexuellen. Indem er den anonymen schwulen Märtyrern in seinen Bildern durch Symbole der Liebe und Folter ein Denkmal setzt und sie in heiligen Bildern verewigt, sucht er sich in einem Akt künstlerischer Leidenschaft von den gesellschaftlichen Vorurteilen auch seiner eigenen Zeit zu befreien. Die beiden Werkgruppen umschreiben ein gesellschaftspolitisch zentrales Moment der schwulen Geschichte, die Zeit kurz vor und nach der Novellierung des §175 und einer Entkriminalisierung sexueller Handlungen zwischen erwachsenen Männern. Zur Eröffnung spricht: Andreas Sternweiler, Kurator Pressetext

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Michel Foucault 15. Oktober 1926 - 25. Juni 1984
Hommage zum zwanzigsten Todestag
Kurator: Wolfgang Theis

und

Von Märtyrern und heiligen Bildern - Schwule Andeutungen bei Detlef aus dem Kahmen
Kurator: Andreas Sternweiler