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MICHAEL KUTSCHBACH beschäftigt sich in seinen Zeichnungen und Skulpturen bereits seit längerem mit biomorphen Formen und lässt sich in seinem gesamten Werk bewusst auch von der Formensprache von Architektur und Design inspirieren. Seine Zeichnungen entwickeln sich aus einer Vielzahl von Formen, die der Künstler mit unterschiedlichen Blei- und Graphitstiften sowie Graphitstaub auf zuvor zurechtgeschnittenen Zeichenkarton aufbringt und dann mithilfe von Radiergummis und Linealen weiter bearbeitet. In zeitraubender Arbeit schattiert, verwischt, radiert und kratzt Kutschbach bis hin zur fertigen Zeichnung und erschafft so schwer beschreibbare Konstrukte – “Kombinationen aus Faustkeil und Weltraumschrott” (C. Tannert) – , Gebilde von einer heiteren Skurrilität, zu der es bestens passt, dass Kutschbach sie mit Titeln versieht, für die er ausgiebig aus den witzigen Sprachspielereien von Lewis Carroll in dessen 1871 erschienenen Buch Alice hinter den Spiegeln schöpft. Der für eine seiner Zeichnungsserien gewählte Titel Galumph beispielsweise entstammt Carrolls Nonsens-Gedicht J a b b e r w o c k y und bezieht sich auf die Fortbewegungsart des „Galumphing“ (vorstellbar vielleicht als eine Art “triumphierendes Gallopieren“). In Kutschbachs Zeichnungen meint der Betrachter manchmal, reell Existierendes erkennen zu können, doch ebenso häufig auch nicht. Bei den Skulpturen ist das Sichtbare so weit im Fiktiven angesiedelt, dass sie eher wie eine poetische Beschreibung von etwas Erfundenem anmuten als wie alltäglich-vertraute Gegenstände. Von der Zwei- zur Dreidimensionalität ist es bei Kutschbach nur noch ein kleiner Schritt. Während seines Aufenthalts im Künstlerhaus Bethanien sind circa zehn Gips-Abgüsse entstanden, die er mit schwarzer und grauer Tinte im Airbrush-Verfahren bearbeitet und anschließend gewachst hat, so dass die Oberfläche samten wie eine Haut wirkt. Für die Ausstellung Callooh! Callay! hat Kutschbach diese Gipsplastiken mit einer Vielzahl kleinformatiger, selbst gerahmter Zeichnungen und einer gigantischen Wandzeichnung in den grauen Farbschattierungen des Graphits zu einer raumgreifenden Installation arrangiert, deren spielerische Heiterkeit den Besucher beim Betreten des Raumes erfasst und ihm diesen für eine grenzenlose Reise in die Fantasie öffnet. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

MICHAEL KUTSCHBACH, geboren 1975 in Melbourne, Australien, lebt und arbeitet in Berlin und Australien. Er studierte Kunst und Design am RMIT, Melbourne sowie Bildende Kunst an der South Australian School of Art und der Chelsea School of Art and Design in London (MA). Ausstellungen u.a.: Zombie Kunsthalle, Berlin (2009); go you little dynamo, go, Adelaide Festival of the Arts (2008); all mimsy were the borogoves, and the mome raths did outgrabe, KoCA, Weimar (2008); crash test at seth’s arc, Greenaway Art Gallery, Adelaide (2007); lionel lustily lit sullen oil, Box, Berlin (2007); DLA Piper Art Award, Sarah Myerscough Fine Art, London und Art Cologne (Conny Dietzschold Gallery) (2007); Rohkunstbau Xll, Schloss Gross Leuthen (2005). Derzeit ist Michael Kutschbach als Stipendiat des Australia Council for the Arts, Sydney, im Rahmen des Internationalen Atelierprogramms im Künstlerhaus Bethanien zu Gast.

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Michael Kutschbach
Callooh! Callay!