press release only in german

Eröff­nung: Donnerstag, 1. Oktober, 19 – 21 Uhr Einfüh­rung: Dr. Harriet Häussler, Kunsthistorikerin

WHITECONCEPTS freut sich, die erste Einzel­aus­stel­lung von Fran­ziska Rutis­hauser in ihrer Galerie zu präsentieren. Franziska Rutis­hau­sers Werk ist von physi­ka­li­schen, philo­so­phi­schen und ästhe­ti­schen Entwick­lungen der Jetzt­zeit geprägt. Ausge­hend von neuen Erkennt­nissen über unser Universum lassen sich ihre Gemälde, Zeich­nungen und Foto­gra­fien besser in ihrer Gänze verstehen. In der aktu­ellen Ausstel­lung werden Arbeiten aus drei großen Werk­zy­klen gezeigt, die sich teils direkt auf kürz­lich entdeckte Erkennt­nisse in der Physik beziehen. Die vier aus der Serie „Dark light matter“ ausge­wählten Öl auf Leinwand-Gemälde aus den Jahren 2010 bis 2014 spielen bereits im Titel auf die „Dunkle Materie“ an. Indem die Künst­lerin das Wort „light“ inte­griert, fügt sie ein Wort– und Bedeu­tungs­spiel ein. Heute geht die Wissen­schaft davon aus, dass die „Schwarze Materie“, die abso­lute und rela­tive Dunkel­heit im Universum, ein Viertel der Energie von nicht leuch­tender und damit auch für das mensch­liche Auge nicht weiter defi­nier­barer Materie in sich trägt. Die Künst­lerin verweist mit „light“ darauf, dass auch im vermeint­li­chen „Nichts“ etwas ist. Nur das mensch­liche Auge ist nicht in der Lage, dieses zu erkennen. Eine Ansamm­lung von Schwemm­holz in „Nest — Dark light matter“, das sie entdeckt, wird zugleich zum Abbild des Univer­sums, Pflan­zen­blätter in „Calm 1 und 2 – Dark light matter“ erhalten durch die starken Licht­schat­ten­kon­traste nicht nur eine beson­dere Ästhetik, sondern lassen an fleisch­liche, tieri­sche und mensch­liche Formen denken.

Diese Asso­zia­tionen treten auch in dem zweiten großen Werk­zy­klus der Ausstel­lung auf. In den „Berliner Sand­bergen“, einer Serie von insge­samt 83 Foto­gra­fien aus dem Jahr 2012, aus denen die Künst­lerin eine Auswahl von zwölf Leucht­kästen und zwei Drucken präsen­tiert, macht sie erneut etwas für das mensch­liche Auge sichtbar, das zwar exis­tiert, ohne dabei jedoch offen­sicht­lich zu sein. Als Fran­ziska Rutis­hauser das Gelände einer ehema­ligen Kaserne in Berlin-Karlshorst erkundet, entdeckt sie im sandigen Boden zahl­reiche Forma­tionen, die an mensch­liche Struk­turen erin­nern. Die Doku­men­ta­tion der Baustelle wird für die Schwei­zerin und Neu-Berlinerin zu einer symbo­lisch konno­tierten Reise. Für sie ist „Berlin kein Haus. Es ist ein Teller, ohne schüt­zende Ränder. Eine riesige flache urbane Gegend, auf Sand gebaut. Ein Ort stän­diger Veränderung.“

Der letzte Werk­zy­klus „Anthro­po­mor­phismen“, acht Zeich­nungen von 2010, besticht eben­falls durch seine Präzi­sion der Darstel­lung und starken Schwarz­weiß­kon­traste. Er bezieht sich auf Natur­formen, meist in Südfrank­reich gefunden, in denen Gesichter und mensch­liche Körper­frag­mente versteckt zu sein scheinen. Erneut macht Fran­ziska Rutis­hauser Unsicht­bares sichtbar. Sie gibt dem Besu­cher der Ausstel­lung Bilder mit, die nicht nur bild­haft, sondern auch sinn­lich erlebbar bleiben.

Die Schweizer Künst­lerin Fran­ziska Rutis­hauser (* 1962 in Münsingen) lebt und arbeitet ‚ neben ihren Werk­stätten in Bern und Nizza, seit fünf Jahren auch in Berlin. In diesem Jahr hat sie eine weitere Einzel­aus­stel­lung im Kunst­verein Solingen sowie Ausstel­lungs­be­tei­li­gungen in Bern, Karls­ruhe und Bad Salz­det­furth. Ihre Mono­gra­phie zum Oeuvre der Jahre 2006 bis 2014 ist kürz­lich im Kerber Verlag, Biele­feld erschienen und in der Galerie erhältlich.