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Die Staatsgalerie Stuttgart und das Bucerius Kunstforum in Hamburg veranstalten im Jahr 2008 eine Ausstellung, die sich Henri Matisse (1869 - 1954), einem der bekanntesten und beliebtesten Vertreter der Moderne, widmet. Indem sie die Porträtkunst des Künstlers in den Blick nimmt, konzentriert sie sich auf eine Facette seines Werkes, die bislang noch in keiner Ausstellung thematisiert wurde. Es geht dabei um die faszinierende Frage, wie es Matisse, dem es immer um eine allgemeingültige Synthese der Naturerscheinungen und keineswegs um „exactitude“ ging, überhaupt möglich war, ein ähnliches Abbild eines Gegenübers zu schaffen. Wie gelang es ihm, den „wahren Charakter“ eines ganz bestimmten Gesichts zu erfassen und damit – nach eigenem Postulat – das zu generieren, was man ein „wirkliches Porträt“ nennen kann?

Die Ausstellung möchte mit einer konzisen Werkauswahl aus allen Schaffensperioden, mit Gemälden ebenso wie mit Skulpturen und Zeichnungen, den prozesshaften Weg bis zu diesem Ziel des „wirklichen Porträts“ nachvollziehbar machen. Denn bei jeder Sitzung wurde die Analyse ja neu begonnen, die vom Modell ausgehenden Impulse neu sondiert – bis ein Bildnis von ikonenhafter Gültigkeit entstand. Nicht selten, besonders in den späteren Jahren, bestand diese Synthese auch aus einer Serie von Schnellzeichnungen, die für Matisse ebenso „Offenbarungen“ darstellten wie die gemalten Porträts oder die Skulpturen. Ein zentraler Aspekt unserer Fragestellung wird dabei sein, worin die gesuchte Ähnlichkeit bzw. die vom Künstler beschriebene emotionale Beziehung zum Modell jeweils besteht und wie die gesamte Bildanlage diese Emotion widerspiegelt.

Bei diesem Interpretationsansatz werden neueste Erkenntnisse zu Matisses Familienverhältnissen, zu seinen Beziehungen zu Künstlerkollegen, Sammlern und Modellen wesentlich miteinbezogen. Daher werden die frühen Porträts der Künstlerfreunde im Umkreis der Fauves ebenso betrachtet wie die Bildnisse von Frau und Kindern sowie die berühmten Sammlerporträts, die nahezu allesamt vor der Nizza-Periode entstanden; ebenso gilt es, auf die besondere formale Überzeugungskraft derjenigen Porträts hinzuweisen, die durch Matisses langjährige Modelle inspiriert waren.

Die Ausstellung führt in der Staatsgalerie eine lange Reihe überaus erfolgreicher und hochrangiger Präsentationen zu Künstlern ihres Sammlungsbestandes fort – unter anderem in den letzten Jahren zu Gauguin, Pissarro, Marc, Tanguy, Manet, Picasso, Monet. Geplant ist eine konzentrierte Präsentation aus ca. 40 Ölgemälden, ebenso vielen Zeichnungen sowie den Porträtskulpturen des Künstlers. Die Leihgaben sind außerordentlich hochrangig und stammen aus den großen internationalen Sammlungen, insbesondere jenen in Russland, Frankreich und den USA. Begleitet wird die Ausstellung von einem Katalog mit zahlreichen Farbabbildungen sowie einem umfangreichen Rahmenprogramm. Bereits am 5. März findet in Hamburg ein Symposium statt.

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Matisse – Menschen Masken Modelle
Große Landesausstellung
Henri Matisse