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Eröffnung: Donnerstag, 28. Februar 2008 um 18 Uhr im Rahmen der SEILERSTÄTTE; VIENNA PLUS Martin Walde ist anwesend.

Pressetext:

Die Galerie Krinzinger zeigt in der North Gallery Martin Waldes neuestes Hallucigenia-Projekt.

Hallucigenia ist eine ausgestorbene Tiergattung aus dem mittleren Kambrium (vor 500 Millionen Jahren). Die winzigen Wesen, zwischen 25 mm und 3cm lang, einem Wurm ähnlich, sind rundum mit Tentakel versehen, die zunächst eine Orientierung von oben und unten, vorne und hinten unmöglich machten. Die seltsame Erscheinungsform der bizarren Fossilie – einer Halluzination ähnlich – führte zu dem Gattungsnamen Hallucigenia. Dieses wurmartige Wesen hat durch die Rekonstruktionsversuche Geschichte geschrieben. Wissenschaftler versuchten lange Zeit das merkwürdige Kleinsttier mit der nicht erkennbaren Kopfregion zu rekonstruieren. 1992 hat man die ursprünglichen Theorien und die Erscheinungsform von Hallucigenia auf den Kopf gestellt - die Tierchen hatten auf der Körperunterseite zwei Reihen tentakelartige Extremitäten und auf der Oberseite zwei Reihen stachelartiger Fortsätze. Hallucigenia ist – mit über einer Million Eintragungen im Internet - zu einem modernen Mythos geworden, zwischen Definitionssucht und halluzigenem Rausch.

Für Martin Walde (geb. 1957) ist es das „Einhorn unserer Zeit“, ein modernes Fabelwesen, dessen Erscheinung offen ist für Projektionen und Interpretationen. Ab 1989 schuf der Tiroler Künstler kleine grüne Hallucigenia Modelle im Verhältnis 10:1 und war fasziniert von dem, was hinter dem urzeitlichen Tierchen steht: Glaube, Wissenschaft, Fiktion, Ideologien, mediale Strategien etc. In der Folge entstehen die Hallucigenia Products, eine Produktionslinie von Alltagsobjekten, die, in ihrer Materialeigenschaft verändert, neue unerwartete Ergebnisse hervor bringen. Wie bei einem Gegenstand, bei dem die Gebrauchsanweisung für eine eindeutige Anwendung fehlt, ist man gezwungen zu experimentieren. Daraus ergeben sich natürlich auch viele Fehlversuche, so wie bei der Rekonstruktion des Wesens Hallucigenia. Die Hallucigenia Products sind keine Marke, sondern „ein Raum für obsessive Wunschvorstellungen, die sich an die Mechanismen unserer Waren- und Produktwelt anhängen“, so Martin Walde. Seit 1989 erscheint Hallucigenia als Wesen, als Phänomen, als Begriff, als sich veränderndes Bild wiederkehrend in den Arbeiten von Martin Walde.

Hallucigenia #1 und Hallucigenia #2 greifen die Form der Tierchen Ende der 80er Jahre wieder auf und werden diesmal mit raffinierter Technik umgesetzt: In dünnwandig geblasenen Glaskörpern sind verschiedene leuchtende Gase eingeschlossen, die flimmern und farblich leicht changieren. Wie Leuchtröhren-Piktogramme scheinen sie geheimnisvolle Botschaften mitzuteilen. Durch das sich bewegende Gas in den reagenzglasähnlichen Röhren wird ein moderner Alchemismus heraufbeschworen, die rätselhaften Urzeitwesen zu neuem, technoiden Leben erweckt.

Martin Waldes neuestes Hallucigenia-Projekt in der Galerie Krinzinger ist ein Vorbote für eine große Soloshow, die er 2009 in den Galerieräumen zeigen wird. 2009 wird auch eine umfangreiche Walde-Ausstellung im ZKM Karlsruhe zu sehen sein.

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Martin Walde: HALLUCIGENIA & MORE