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Mit "an Exhibit" bezieht sich der österreichische Künstler Martin Beck auf die gleichnamige Ausstellung der Independent Group, die 1957 am ICA London und in Newcastle gezeigt worden ist. Das Format Ausstellung dient dabei als modellhafter Rahmen, in welchem zwei Erzählungen zur Reorganisation von Räumlichkeit am Rande der Moderne miteinander in Beziehung gebracht werden. Dabei handelt es sich einerseits um die Asueinandersetzung des britischen Architekturkritikers und Protagonisten der Independent Group, Reyner Banham, mit den Wüsten des amerikanischen Südwestens in den späten 70er und frühen 80er Jahren und andererseits um den gleichzeitig sich entwickelnden Diskurs zu postmoderner Architektur und Funktionalismuskritik in den verschiedenen Auflagen von Charles Jencks Buch "The Language of Post-Modern Architecture".

Bei der Ausstellung "an Exhibit", die von den Mitgliedern der Independent Group Richard Hamilton, Lawrence Alloway und Victor Pasmore konzipiert worden ist, handelt es sich um ein abstraktes Modell einer Ausstellung, in der das Display selbst Thema ist, und dieses anstelle von Objekten ausgestellt wird. Mit einem scheinbar schwebenden Gefüge von Panelen, Acrylplatten und Plastikrahmen entsteht, wie bei der "Raumstadt" von Friedrich Kiesler aus dem Jahr 1925, eine räumliche Anordnung, die die Ausstellung zu einem im Moment erlebbaren Ereignis macht, "zu einem Spiel, einem Kunstwerk, einem Environment". "played, viewed, populated" steht auf der Einladungskarte geschrieben, deren Typographie Martin Beck für seine Ausstellung im Grazer Kunstverein übernommen hat. In Graz jedoch erfolgt eine Umstellung in der Reihung dieser Begriffe. "viewed, played, populated" markiert jenen Unterschied, der die "Ausstellung" als Referenzrahmen, als diskursive Plattform begreift, wo räumliche Modelle neu verhandelt werden, bzw. in diesem Prozess Narrationen neu eingeschrieben werden.

In den Ausstellungsraum des Grazer Kunstvereines, der sich in einem Gebäude aus der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts befindet, zieht Martin Beck mittels einer Wandbemalung, einer sogenannten Supergraphic, einen imaginären "white cube" ein, und stellt auf diese Weise zwei Raummodelle in Beziehung: den Kubus der Moderne innerhalb des geometrisch "nicht perfekten" historischen Raums. Entlang der Linien des imaginären Kubus sind mehrere Displayelemente ausgerichtet, darunter eine etwa zehn Meter lange, beide Räume des Grazer Kunstvereines durchschreitende Rahmenstruktur mit einer Projektionsfläche und ein Kubus mit Laminatoberfläche, der quasi als Leitsystem fungiert.

Anders als in "an Exhibit" der Independent Group verweist das Ausstellungsdisplay in Martin Becks Ausstellung nicht auf sich selbst, sondern dient als Struktur, innerhalb derer die beiden Erzählungen mit fotografischen und filmischen Strategien vorgeführt werden. Charles Jencks Buch "The Language of Post-Modern Architecture", das zwiscchen 1977 und 1991 sechsmal neu aufgelegt worden ist - wobei jede Auflage substantiell erweitert, und die darin vorgebrachten Thesen revidiert und / oder ergänzt wurden - gilt gemeinhin als zentraler Text jüngerer Architekturgeschichte. Jencks artikulierte und systematisierte hierin die Verschiebung architektonischer Referenzsysteme von Moderne zu Post-Moderne, und prägte damit den Begriff "Post-Moderne" im Feld der Architektur.

In der Ausstellung sind sechs Fotomontagen zu sehen, für die Martin Beck Genrefotografien aus den Bereichen Architektur-, Mode-, und Produktfotografie herstellen ließ, um die jeweilige Auflage von Charles Jencks Buch aus wechselnden Perspektiven zu zeigen. Auf der Projektionsfläche ist eine 2-Kanal Videoprojektion mit dem Titel "Scenes" zu sehen, die sich auf Reyner Banhams Reisen im amerikanischen Südwesten beziehen. In emblematischen Standardeinstellungen sieht man unter anderem Züge durch die Wüste fahren; eine panoptische Kameradrehung am Silurian Lake, einem ausgetrockneten Salzsee, der in vielen Autowerbeclips als Hintergrund dient; und eine Sequenz von nahezu unbewegten Standeinstellungen von Frank Lloyd Wrights Haus und Schule "Taliesin West". Beck verschränkt darin filmische und architektonische Referenzen mit Textfragmenten aus Reyner Banhams Buch "Scenes in America Deserta".

Der Grazer Kunstverein freut sich, auch auf Martin Becks Publikation "half modern, half something else (Charles Jencks, 'The Language of Post-Modern Architecture', First, Second, Third, Fourth, Fifth, Sixth, and Seventh Edition)" hinzuweisen, welche im Mai in der Reihe "Montage" erschienen ist.

Eva Maria Stadler (Pressetext)

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Martin Beck - an Exhibit