Filipp Rosbach, Leipzig

Spinnereistraße 7, Halle 20, Eingang D
04179 Leipzig

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artist / participant

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Eröffnung: Samstag, 20. Januar 2007 von 11- 21 Uhr

Wir freuen uns, Ihnen die Tapisserien von Margret Eicher zu zeigen. Es ist ihre erste Ausstellung bei Filipp Rosbach und in Leipzig.

Der Terror der Oberfläche. Wie alle Bildteppiche Margret Eichers ist auch »Die Einschiffung nach Kythera« ein Hybrid zwischen Verkörperung und Ent-Körperung. Seine buchstäbliche Stofflichkeit produziert eine materielle Präsenz, die von der glatten, künstlichen Hyper-Perfektion der dargestellten Körper wieder dementiert wird. Der Titel spielt auf Watteaus gleichnamiges berühmtes Bild aus dem Jahre 1717 an. In dieser, im Louvre befindlichen Arbeit, stellt Watteau die Reise verschiedener Paare zu der ionischen Insel Kythera dar, die in den griechischen Mythen als Ort der Glückseligkeit und Heiligtum der Liebesgöttin Aphrodite beschrieben wird. Die Einschiffung nach Kythera erscheint so als Metapher für die Macht der Vorstellung, deren Suggestion einer idyllischen Wunschlandschaft stärker ist als die Wirklichkeit selbst. Margret Eichers auf einem Werbemotiv der Modefirma Dolce & Gabbana beruhende Bearbeitung des amourösen Kythera-Mythos, macht aus den Liebenden, deren Glück in einem traumverlorenen, fernen Bild liegt, das im Grunde nie Wirklichkeit werden muss, weil alle Sehnsucht sich in sich selbst erfüllt. Von einer üppig schwellenden Pflanzen-Bordüre umrahmt, in deren vier Bildecken ineinander verschlungene Orgien-Körper sozusagen die Ornamentalisierung einer ewigen pornografischen Lust bebildern, kündet Eichers Kythera-Teppich von einer eisigen Erstarrung. Die zu Stofftierchen domestizierte Natur von Tiger- und Leopardenjungen bildet den perfekten Hintergrund für eine Leiblichkeit, die ihre Befriedigung allein aus einer isolierten Ich-Bezogenheit und der Vergottung eines Körpers zieht, dessen Referenzpunkt eben nicht mehr die Natur, sondern seine Kunstform, die zur Pose, zum Bild erstarrte Figur des Narziss ist.

Die Reisenden auf Margret Eichers Bild dagegen kennen weder die Lust der Ankunft, noch den Schmerz des Abschieds oder die Sehnsucht, die im Dazwischen siedelt. Gefangen in der Agonie eines ewigen Spiegelfantasmas, sind sie Bilderkörper in einer Bilderzählung, die beweist, dass der wahre Terror aus der perfekten Oberfläche entsteht. Stephan Berg, Direktor des Kunstvereins Hannover

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Margret Eicher
Die Einschiffung nach Kythera