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“Was wir mit dem Gegenstand als ein definites Sein ansprechen, ist in Wahrheit eine unveränderliche facies totius universi, und in ihr gründet die Äquivalenz aller seiner Erscheinungen und die Identität seines Seins. (…), dass sie (Wahrheit) zurückverweist auf die Setzung einer Welt als streng gebundenes System, dass wir niemals eingeschlossen sind in bloßen Schein, und endlich, dass der Gegenstand nur (er) selbst ist, der im vollen Sinne erscheinen kann.“ (Maurice Merleau-Ponty, Phänomenologie der Wahrnehmung, de Gruyter & Co, Berlin 1966)

Marcus Sendlinger (*1967 Königstein/ Taunus, lebt und arbeitet in Berlin) präsentiert seine dritte Einzelausstellung in der Galerie Jette Rudolph mit neuen groß- und kleinformatigen Arbeiten sowie einer Metallskulptur unter dem Ausstellungstitel „The Recurrence of Truth“.

Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung ist die Skulptur „T.B.O.T.“ (The Base of Thoughts), die Reminiszenzen an ein Faltobjekt wach ruft. Der Materialität trotzend sitzt sie auf einem dünnen dreieckigen Metallblech, das mittels Drahtseilen zwischen Boden und Decke eingespannt ist. Diese Konstruktion suggeriert einen bühnenartigen bis virtuellen Charakter, der an Installationen der Moderne erinnert und metaphorisch die Idee eines Festhaltens von Zeit ähnlich einem Movie-Still aufgreift.

Mit dem Ausstellungstitel „The Recurrence of Truth“ spielt Sendlinger auf den philosophischen Ansatz Nietzsches „ewiger Wiederkehr des Gleichen“ an, indem er einem Fortschrittsgedanken in der Kunst widerspricht und bewusst Referenzen zur Kunstgeschichte herstellt, aber auch aktuelle Bezüge aus Architektur und Design in seine Malerei einfließen lässt. Auch in den Bildtiteln des Künstlers wie bspw. „Auge und Geist“ lassen sich Bezüge zur Philosophie finden, insbesondere der Phänomenologie, die das Medium des Bildes angesiedelt sieht zwischen Beweis und Wahrheit sowie Ausschnitt und Ereignis. Sinngemäß arbeitet Sendlinger in seiner Malerei und Skulptur formal mit der bildnerischen Strategie der Facettierung, die sich in Lichtbrechungen und Reflektionen visualisiert sieht. Weitergehend greift eine Serie figurativer, in ihrer Motivik aber surreal anmutender Tuschezeichnungen den Prozess der Transformation eines Autorahmens zur Skulptur auf, assoziiert das Morphing von Material und Form zum neu generierten Gegenstand.

Letztendlich überwiegt ein geometrischer Formenkanon in den Arbeiten Sendlingers, dessen Linien, Flächen, Dreiecke und Kreise mehrschichtig übereinander gelegt ein wechselhaftes Spiel zwischen Fläche und Raum evozieren. Die sukzessive Staffelung der Bildebenen schafft Sendlinger mittels der Techniken des Taping sowie des Auflegens und Verschiebens von Schablonen und Lochblechen, wodurch ein Moiree- Effekt entsteht, der Dank der changierenden Muster und Farben dem Bild eine zusätzliche Dynamik verleiht. Der Künstler entwirft ein Konzept von Malerei und Skulptur als eine Konstruktion, minimiert auf eine geometrische Formensprache und komprimiert auf ein sich selbst generierendes vielschichtiges System, motiviert über Referenzen von Codes, die zu einem autonomen Ausdruck gebracht sind in ihrem Bedürfnis, eine mediale Reminiszenz zur Sprache zu bilden und deren Reflektion von Gedanken und Ideen auf dem Weg zu einem neuen Bewusstsein.

english version

„The object, which is responded likewise the definite Sein is in fact a constant facies totius universi, within the founded equivalence of all its phenomena and the identity of the Sein. (...) the truth refers back to the setting of the world like a strictly fixed system, never trapped into a mere pretence, but finally the object can only be and appear in the whole sense of itself.” (free translation: Maurice Merleau-Ponty, Phenomenology of Perception, de Gruyter & co., Berlin 1966)

Marcus Sendlinger (* 1967 in Königsstein/ Taunus, based in Berlin) presents his third solo show entitled „The Recurrence of Truth“ at the gallery Jette Rudolph Berlin. Works include his most recent small and large-sized images and a metal sculpture.

The linchpin of this exhibition will be the sculpture “T.B.O.T.” (The Base of Thoughts), awakening reminiscences of a folded object. Despite its materiality it is set on a thin triangular metal sheet, fixed by steel wires from the ground to the ceiling. The construction suggests a stage-like but virtual character, reminiscent of installations of the Modern and captures the metaphorical idea of “the stoppage of time”, similar to a movie-still.

Featuring the exhibition title „The Recurrence of Truth” Sendlinger hints at the approach of “the eternal recurrence of the same” by F. Nietzsche. Comparable to the philosopher Sendlinger discounts the thought of progress in the art and works consciously with references taken from art history, architecture and design. References to philosophy, especially phenomenology, can also be found in the image titles, e.g. “Auge und Geist”/ “Eye and Mind”- the object of the image is composed between the evidence and the truth, the extract and the event.

Corresponding to the image strategy of faceting in Sendlinger´s works, light refraction and reflexion is visualized. Further a series of figurative but seemingly surreal ink drawings show the process of transformation of a car frame into the sculpture, associating the morphing from material and shape through to a new generated object. Finally a geometrical shape canon prevails, its lines and planes, triangles and circles multi-layered — put one on the top of the other to evoke an alternating play between surface and space. By using successive staggering of the image planes Sendlinger operates with techniques of taping, laying and moving templates and perforated metal plates. The moiré-effect with its iridescent patterns and colours originates an additional dynamic.

The artist generates a concept of construction into his paintings and sculpture, a minimized geometrical syntax, a compressed self-generating and multi-layered system, motivated by references and codes, which are expressed by its autonomy and necessity being a medial reminiscence of language and its reflection of thoughts and ideas on the track into a new consciousness.