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2016 feiert die Schweiz 100 Jahre Dada, eine künstlerische und literarische Bewegung, die im legendären Café Voltaire in Zürich gegründet wurde. 1916 brach diese Bewegung alle bisherigen in der Kunst geltenden Regeln und Normen. Als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg attackierten die Dadaisten eine bürgerliche Scheinwelt und lösten alle bestehenden Grenzen zwischen Literatur, Theater, Musik und bildender Kunst auf. Um an den Feierlichkeiten für den hundertsten Jahrestag teilzunehmen, zeigt das Museo Comunale d’Arte Moderna die Ausstellung Marcel Duchamp. Dada und Neo-Dada, die in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Schwerin / Ludwigslust / Güstrow entstanden ist und die Werke aus dessen Sammlung präsentiert.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl wichtiger Werke von Marcel Duchamp, einem Künstler, der einen enormen Einfluss auf die zwischen den beiden Weltkriegen entstandenen Avantgarden ausgeübt hat und der als Vorläufer und Anreger verschiedener bis zur Gegenwart aktiven Bewegungen gilt: von der Pop Art zur konzeptuellen Kunst, von Fluxus zur Net und Mail Art.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die weltbekannte Manipulation der Mona Lisa von Leonardo da Vinci, der Duchamp einen Bart zeichnete. Damit schuf er ein dadaistisches Porträt und ebenfalls eines seiner provokativsten Ready-mades. Dazu kommen weitere wichtige Werke, von der berühmten Boîte-en-valise (1941) zum Nu descendant un escalier (1911/1937), von den ersten Ready-mades, wie der Kamm (1916/1964) zu den späteren, wie Tabliers de la blanchisseuse (Schürzen der Wäscherin) (1959).

Neben diesen Werken wechseln sich die der Fluxus Künstler ab, eine neo-dadaistische Bewegung (oder besser gesagt ein „Strömung“; eine offene Gruppe von Persönlichkeiten, die auf direktem oder indirektem Weg die Vorbedingungen der historischen Dadaisten radikalisierte), die sich 1962 bildete. Sie war aber schon Ende der 1950er Jahre aktiv, auch dank der Vermittlung durch Duchamp. In der Ausstellung werden Werke von 12 Künstlern dieser Gruppe gezeigt, von deren Initiator George Maciunas zu Nam June Paik, Ben Patterson, Dick Higgins, Philip Corner, Daniel Spoerri, Ben Vautier und anderen.

Wie für Duchamp wurden Humor, Spiel und Zufall auch für die Vertreter von Fluxus zu künstlerischen Strategien, um Denk- und Sehschablonen zu attackieren: ihre Arbeiten schweifen in das Leben und in verschiedene Kunstformen ab und beeinflussen sich gegenseitig in einer Vereinigung eklektischer Ausdrucksweisen. Diese Eigenschaften kommen in Al Hansens Serie von Venusdarstellungen zum Ausdruck, wie die von Streichhölzern gebildete Venus oder die Zoo Venus, die aus kleinen Plastiktieren besteht. Ebenso bedeutend ist das Schaffen zwischen Kunst und Sprache, von Ben Vautier – wie Hansen ebenfalls unter den Pionieren von Fluxus – der in seinen Sätzen Paradox und Ironie, Wahrheit und Entweihung alterniert. Sowohl Duchamps Schachteln finden ihre Nachfolge und Neu-Variation im Kollektivwerk Fluxus Virus Box, in der Box Selbstbildnis von Emmett Williams und in den Optimistic Box von Robert Filliou; alles Werke, die beweisen, wie sehr Duchamps Vorstellungen und sein Handeln immer noch lebendig und aktuell sind.