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Die Langen Foundation realisiert in Kooperation mit der Villa Merkel einen ersten institutionellen Überblick über das künstlerische Werk von Manfred Kuttner. Parallel zeigt die Kunsthalle Düsseldorf vom 21. Juli bis 29. September 2013 die Ausstellung Leben mit Pop. Eine Reproduktion des Kapitalistischen Realismus.

Das künstlerische Œuvre von Manfred Kuttner (1937-2007) entstand zwischen 1961 und 1964. Ein überschaubares Werk, mit dem Schwerpunkt auf rund 30 geometrisch strukturierten, mit Leuchtfarben ausgeführten Bildern, ebenfalls mit Leuchtfarben bemalten Gebrauchsgegenständen, Papier- und Fotoarbeiten sowie einem experimentellen Film. Knapp 50 Jahre später gibt die von der Langen Foundation gemeinsam mit der Villa Merkel erarbeitete Schau nun einen ersten institutionellen Überblick über dieses früh beendete Œuvre und zeigt wie innovativ und wegweisend Kuttners Arbeiten Anfang der 60er-Jahre waren. Um diese „Werkschau“ des kompletten Œuvres präsentieren zu können, wurden Leihgaben aus internationalen Privat- und Museumssammlungen zusammengetragen, die so bald nicht wieder gemeinsam zu sehen sein dürften.

Manfred Kuttner betrat die Bühne der Kunstszene gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden Gerhard Richter, Konrad Lueg und Sigmar Polke. Zusammen organisierten die vier 1963 in Düsseldorf die Demonstrative Ausstellung, mit der sie ihre radikale Ablehnung aller etablierten Kunstrichtungen demonstrieren und sich zugleich in der Szene positionieren wollten. Mit dieser Ausstellung wurde die so genannte Deutsche Pop Art begründet und der Begriff Kapitalistischer Realismus erfunden, der später Kunstgeschichte schreiben sollte. Manfred Kuttner, der 1961 von Dresden an die Düsseldorfer Kunstakademie gewechselt war, steuerte abstrakte Rasterbilder und bemalte Objekte bei. Für beides verwendete er neu entwickelte fluoreszierende Plaka-Farben in Neontönen, die eigentlich nur in der Werbegrafik genutzt wurden. So verband er in seinen Bildern die Ästhetik der Pop-Art mit ungegenständlicher Malerei. Kuttners Werk nimmt innerhalb der Kunst der frühen 60er-Jahre eine Sonderstellung ein. So lassen sich seine Werke weder eindeutig dem formalen (Op, Zero, Minimal) noch dem figurativen Bereich (Pop, Nouveau Réálisme) zuordnen. Mit Lueg, Polke und Richter verband ihn zwar das Interesse an der Auseinandersetzung mit Malerei und deren Möglichkeiten, Realität ins Bild zu holen. Doch im Unterschied zu seinen Kollegen setzte Kuttner weniger auf das figurative und gegenständliche Arbeiten mit Motiven der Populärkultur, als auf die Methode, mittels der Malerei selbst einen Wirklichkeitsbezug zu schaffen.

Cézannes besondere Art, Licht zu malen einerseits und Yves Kleins Verwendung von Farbe andererseits beeinflussten Kuttners zentrales Interesse: Farbe in Bewegung zu malen. Manfred Kuttner beendete seine Künstlerkarriere, bevor sie wirklich beginnen konnte: 1964 zog er sich aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Kunstbetrieb zurück. In seiner Individualität ist sein Werk auch heute hochaktuell und dient Künstlern einer jüngeren Generation wie Thomas Scheibitz, Tauba Auerbach, Sue Williams, Günter Förg, Laura Owens oder Christopher Wool als Referenz.

Anlässlich der Ausstellung erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König die erste Monografie über Manfred Kuttner mit Texten von Christine Mehring, Birgit Hein, Thomas Scheibitz, Franz Erhard Walther, einer Einführung von Andreas Baur, Christiane Maria Schneider und Marcus Weber und sowie dem Catalogue Raisonné und einer ausführlichen Chronologie, bearbeitet von Sabine Sense und Marcus Weber.

Manfred Kuttner, geb. 1937 in Greiz, Thüringen, gestorben 2007 in Erkrath bei Düsseldorf. 1956-1961 Studium an der Kunstakademie Dresden, 1961-1964 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse K.O. Götz. 1962 Galerie Junge Kunst, Fulda (m. Gerhard Richter); 1963 Demonstrative Ausstellung (m. Konrad Lueg, Sigmar Polke, Gerhard Richter), Kaiserstrasse 31 A, Düsseldorf, IV. Biennale Internazionale D'Arte, San Marino; 1964 Neodada, Pop, Decollage, Kapitalistischer Realismus, Galerie René Block; 1995 Kuttner, Lueg, Polke, Richter, Galerie M.+ R. Fricke, Düsseldorf, 1996 Farbe flieg, Galerie M.+ R. Fricke, Düsseldorf, 2005, 2008, 2010 Galerie Johann König, Berlin; 2007 The Artist's Dining Room (m. Thomas Scheibitz und Anselm Reyle) Tate Modern, London; 2008 westlondonprojects. London.

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Manfred Kuttner
Werkschau