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Video bedeutet: Ich sehe.

Meinten Sie Video? Dieser Satz erscheint, wenn man das Wort in der Internetsuchmaschine Google annähernd aber falsch ausschreibt. In seinem neuen titelgebenden Videoportrait balanciert Manfred Kirschner humorvoll und tragisch die Erwartungen und Konflikte an das Medium, dramatisiert und relativiert gleichzeitig die Produktion und deren Rezeption in der Kunst. Es scheint absurd, wenn sich der Künstler aus seinem Video zu befreien sucht. Kann er sich innerhalb, in performativer Weise von seiner Arbeit emanzipieren?

Bedeutet Freiheit, künstlerische Freiheit? Oder ist diese durch Interpretation und Kunstmarkt gesetzt? Im komischen Versuch die Bindungen und Zusammenhänge aufzulösen, erscheinen uns die Grenzen des Kunstwerks erst deutlich spürbar und erfrischend grotesk.

Wie im Video, so bietet uns Kirschner in lustbetonten Rotwein-Aquarellen, das Leben als Material für eine Überwindung des Problems Kunstkomplex.

Eine weitere Arbeit: „The Karl Liebknecht Performance“ ist die Dokumentation einer aktuellen Aktion des Künstlers am Potsdamer Platz. 1951 wurde von Friedrich Ebert junior (DDR) ein Sockel und Grundstein für ein Denkmal zu Ehren von Karl Liebknecht enthüllt. Das Denkmal wurde in den folgenden 10 Jahren nicht fertig gestellt. Es sollte Bezug nehmen auf die Antikriegsdemonstration vom 1. Mai 1916, zu der Karl Liebknecht an gleicher Stelle gegen den Krieg aufrief, verhaftet und wegen Hochverrats verurteilt wurde. Nach dem Ausbau der Sperranlagen stand der Denkmalssockel bis 1990 im Grenzstreifen an der vorderen Mauer. In Folge der deutschen Einheit und der Neuplanung des Platzes wurde der Denkmalssockel 1995 abgebaut und im Jahr 2002 wieder aufgestellt. Das Denkmal Liebknechts ist bis heute nicht realisiert, seine Leerstelle bildet ein wechselvolles und historisches Phänomen im öffentlichen Raum. In seiner Aufmerksamkeit für die Verschiebungen und dem Bedeutungswechsel gesellschaftlichen Interesses an Kunstwerken entdeckte Manfred Kirschner den Sockel als Teil eines öffentlichen Lapidariums. Im Video seiner Performance ersteigt er den Sockel am 1. Mai 2010 und spricht von dort die Worte Karl Liebknechts erneut. (MK)

„Meinten sie Video?“ Ist die erste Präsentation, des in Bremen geboren Künstlers und Performers bei Walden. Manfred Kirschner leitet seit 2007 auch die Galerie Crystal Ball in Berlin- Kreuzberg.

(Reinhold Gottwald)

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