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Die erste umfassende Retrospektive der Gemälde Lyonel Feiningers (1871-1956) vereint die "zwei Leben" des deutsch-amerikanischen Malers in ihrem komplexen Zusammenhang zwischen Europa und Amerika, Romantik und Klassischer Moderne.

Nach Ausstellungen der letzten Jahre zu einzelnen Leitmotiven und Schaffensorten (Gelmeroda, Halle, Paris, Lüneburg, Ostsee) wagt die Retrospektive erstmals die wertende Zusammenschau des malerischen Gesamtwerkes von Feininger. Sie korrigiert damit auch das Klischee vom romantisch verklärten "Kristalliker" der Jahre 1912 bis 1937, indem sie das bisher übersehene Frühwerk der aus der Karikatur kommenden "Mummenschanz"-Grotesken und das amerikanische Spätwerk mit den Manhattan-Bildern und Erinnerungen an Thüringen und die Ostsee zum ersten Mal gebührend ins Blickfeld rückt.

Die Retrospektive veranschaulicht an Hand von 120 Gemälden aus allen Schaffensperioden die Situation einer "Wanderung" durch Orte (Berlin, Paris, Gelmeroda, Weimar, Dessau, Ostsee, New York) und führt durch die Stilentwicklung des Malers vom Impressionismus und den Grotesken über den kubistischen "Prismaismus" der Kriegsjahre (1914-1918) bis hin zu den gläsernen Architektur- und Marinebildern der Bauhausjahre (1919-1932). Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und die Aktion "Entartete Kunst" 1937 vertreiben den amerikanischen Staatsbürger Feininger, der 50 Jahre in Deutschland lebte und arbeitete, aus seiner Wahlheimat. Die folgenden 20 Jahre im Geburtsort New York brachten den Umbruch zu einem abstrakt-linearen Stil, der in der Manhattan-Serie gipfelt. Die Ausstellung zeigt, daß Feininger bis zuletzt nicht nur Maler der romantisierenden "Erhabenheit" war, sondern zugleich immer auch ein Künstler des skurrilen Humors und der Selbstironie.

Die Feininger-Retrospektive im Haus der Kunst vereint Meisterwerke aus deutschen und amerikanischen Museen und Privatsammlungen, von denen zahlreiche der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich waren. In Bezug auf die europäische Avantgarde vor 1914 zeigt sie Feiningers Malerei dialogisch mit exemplarischen Bildern u.a. von Umberto Boccioni, Georges Braque, Robert Delaunay und Paul Klee. Vor allem für die zwanziger und dreißiger Jahre wird Feiningers Wahlverwandtschaft mit der Kunst der Romantik in der sinnfälligen Gegenüberstellung seiner Gemälde mit Kathedralvisionen, Ruinen und Schiffen von Caspar David Friedrich, Karl Friedrich Schinkel und William Turner zur Anschauung gebracht.

Katalog: G+H-Verlag, Berlin, Broschur, 384 Seiten. Herausgegeben von Roland März. Mit farbigen Abbildungen aller in der Ausstellung gezeigten Werke.

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Lyonel Feininger 1871-1956
Retrospektive
Von Gelmeroda nach Manhattan
In Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Berlin
Kurator im Haus der Kunst: Christoph Vitali