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Lutz Fritsch ist Bildhauer und Zeichner, Fotograf, Filmemacher und Polarreisender. Konsequent reduziert der 1955 in Köln geborene Künstler seine bildnerischen Mittel auf monochrome Linien und geometrische Flächenformen. Einfühlsam erfasst er den realen Raum und lässt ihn mittels präziser gestalterischer Akzentuierungen bewusster werden. Fritschs minimalistische, farbig lackierte Stahlskulpturen, oft nur „Linien im Raum“, so der Künstler, signalisieren, dass die Wahrnehmung räumlicher, vor allem plastischer Dimensionen grundsätzlich eine Sache der persönlichen Perspektive und Bewegung, der Distanzen und Proportionen sowie in erheblichem Maße eine Angelegenheit menschlicher Einbildungskraft ist. Dem entsprechend konnte der Bildhauer beobachten, wie in der Eiswüste der Antarktis dasselbe klein aber auch groß gesehen werden kann – egal wie klein oder groß es ist -, weil in ihrer weißen Weite die Orientierung bietenden Maßstäbe fehlen. Diesen ästhetischen als auch kreativen Aspekt der Einbildung, der sich ähnlich auf den fiktiven oder den kosmischen Raum übertragen ließe, thematisiert der Künstler en miniature in seinen neuesten Vitrinenarbeiten, in denen millimeterdünne farbige Metallstäbchen auf einer weißgrauen Grundfläche Positionen beziehen und uns nicht nur imaginäre Räume und Welten suggerieren, sondern in ihren variablen Konstellationen zueinander erforscht und aus der subjektiven Bewegung, Perspektive und Emotion heraus interpretiert werden können. Überdies vermitteln Lutz Fritschs gläsern transparente „Ausstellungsräume“ bzw. „Raummodelle“ eine leise Vorstellung von jener, Wahrnehmung relativierenden polaren Einsamkeit und metaphysischen Stille, in die er im Jahre 2005 als Ergebnis eines beachtenswerten logistisches Unternehmens seine „Bibliothek im Eis“ setzte. Es ist ein wohnlicher Lektüre-Container, in dem die Forscher der deutschen Antarktisstation Neumayer ihren Imaginationen nachgehen können, umringt von einer grenzenlosen (und lebensfeindlichen) Umwelt.

Fritschs minimalistische Raummodelle berichten nicht nur von der Phantasie anregenden Relativität physischer Größe im freien Raum, sondern darüber hinaus birgt ihre formale Einfachheit ein reiches Spektrum schöpferischer Impulse und kontemplativer Empfindungen. Dieses anregende Potential kann beispielsweise im unmittelbaren Dialog mit historischer ostasiatischer - oder zeitgenössisch-westlicher Kunst und Philosophie in verwandter, aber ebenso in kulturspezifisch unterschiedlicher Weise in Erscheinung treten. Mithin bieten Lutz Fritschs zeitgleiche „Interventionen“ in den charakteristischen Galerieräumen des Museum Ludwig und des Museums für Ostasiatische Kunst dem wandelnden Besucher sowohl ein ästhetisches und gedankliches Eintauchen in den Dialog physischer Raumgebilde und vermeintlicher „geschlossener Welten“ als auch mannigfaltige Erkenntnisse, die aus dem kreativen Austausch von Innen- und Außenraum, von Psyche und Wirklichkeit hervorgehen. Der Künstler persönlich wird am 30. November im Museum für Ostasiatische Kunst über diese stillen gestalterischen Beziehungen reden und mit dem Publikum diskutieren.

Pressetext

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Lutz Fritsch
Räume und Welten
Museum Ludwig / Museum für Ostasiatische Kunst

Stationen:
25.11.06 - 07.01.07 Museum Ludwig Köln
25.11.06 - 07.01.07 Museum für Ostasiatische Kunst, Köln