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Vom 13. Mai bis 25. September 2005 widmet das Straßburger Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst der optischen und kinetischen Kunst eine große Ausstellung, die zu einem besseren Verständnis von Geschichte und theoretischen Grundlagen dieser in den 50er-Jahren entstandenen Kunstrichtung beitragen will. Zu den wichtigsten Vertretern dieses Stils zählen Victor Vasarely, Jesús-Rafael Soto, Nicolas Schöffer und Yaacov Agam. Die lange mit Gleichgültigkeit rezipierten Werke und Künstler dieser Strömung haben heute einen hohen Stellenwert. Eine große Ausstellung wurde ihnen jedoch bisher noch nicht gewidmet.

Wie bereits mit der Ausstellung „Hyperrealism USA 1965-1975” verfolgen die Straßburger Museen auch mit dieser Ausstellung das Anliegen, Künstler zu ehren, die durch die Erschließung von neuen Wegen der Wahrnehmung zur Entwicklung einer eigenen Formensprache gelangten.

Die Ausstellung baut auf vier Schwerpunkten auf: Auge/Motor, Auge/Körper, Auge/Computer, Auge/Klang.

Auge/Motor : Im Mittelpunkt dieses Abschnitts stehen Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Dynamogenik und Kinetik des Blicks sowie Flimmern und rhythmische Atmung der Bildoberfläche. In den verschiedenen Sälen werden diese Fragen anhand von drei Themen aufgegriffen: Dynamik der Retina (Schwarz-Weiß-Saal: Victor Vasarely, Jesús-Rafael Soto, Bridget Riley, Marina Apollonio, Jean-Pierre Yvaral u.a.), optische Beschleunigungen (Position von Gittern, Rastern, linearen Netzstrukturen, Moiré-Effekte: Giovanni Anceschi, Antonio Asis, Alberto Biasi, Carlos Cruz-Diez, Peter Kubelka, Bridget Riley, Dieter Roth, Jesús Rafael Soto, Victor Vasarely, Ludwig Wilding u.a.) und visuelle Hypnosen (ein Saal mit Flimmer- und Stroboskop-Effekten: Tony Conrad, Karl Gerstner, Julio Le Parc, Pierre Rovere, Paul Sharits, Gregorio Vardanega u.a.).

Auge/Körper : Im zweiten Teil der Ausstellung werden hauptsächlich Fragen von Manipulation und Zwängen sowie die Teilhabe des Betrachters mittels der Öffnung des Werkes für die taktil-kinetische Wahrnehmung behandelt. Drei Themen stehen hier im Mittelpunkt: veränderbare Reliefs (Yaacov Agam, Carmelo Arden Quin, Pol Bury, Lygia Clark, Gianni Colombo, Carlos Cruz-Diez, Julio Le Parc, Victor Lucena, Joël Stein u.a.), das Ablenken des Blicks aufgrund der Vervielfachung der Perspektiven durch Standortwechsel und/oder Spiegelsysteme (Getulio Alviani, Pol Bury, Raymond Hains, Julio Le Parc, Christian Megert, Nicolas Schöffer u.a.), physische Instabilität und Schaffung von Zwängen, die das Verhalten beeinflussen (G.R.A.V., Julio Le Parc, Gianni Colombo u.a.).

Auge/Computer : In diesem Abschnitt geht es vorrangig um Kybernetikmodell und Informationstheorien, um künstliche Intelligenz und um das mechanische Sensorium. Zwei Themen werden behandelt: Programmierung (Pixelierung und Digitalisierung: Julio Le Parc, Vera Molnar, François Morellet, Victor Vasarely, Jesús-Rafael Soto u.a.) und homöostatische Systeme (kybernetische Konstruktionen: Davide Boriani, Gabriele De Vecchi, Frank J. Malina, Nicolas Schöffer, Tsai Wen-Ying u.a.).

Auge/Klang : Der vierte Teil beschäftigt sich mit der Frage der Erweiterung/Fusion von Blick und anderen Sinnen bei der Betachtung eines Werkes im Sinne der totalen Kunst. Im Mittelpunkt stehen lumino-kinetische und synästhetische Effekte (musikalische Metaphern in Malerei und Fotografie: Yaacov Agam, Karl Gerstner, Raymond Hains, Frank J. Malina, Nicolas Schöffer, Etienne-Bertrand Weill u.a.), Klangräume und –gegenstände sowie sensorische Botschaften (Eintauchen in das Farb- und Klangbad: Bernard und François Baschet, Hermann Goepfert, Pierre Schaeffer, Jesús-Rafael Soto, Gregorio Vardanega u.a.).

Zwei weitere Sektionen ergänzen die Ausstellung: ein historischer Saal (Ursprünge der optisch-kinetischen Kunst: Josef Albers, Marcel Duchamp, Alexander Calder u.a.) und ein zeitgenössischer Saal (John Tremblay, Hugues Reip, Philippe Decrauzat, Xavier Veilhan u.a.).

Der Aufbau der Ausstellung folgt weder einer chronologischen noch einer monographischen Gliederung, auch liegen ihm keine Unterscheidungen wie etwa zwischen „virtueller Bewegung“ und „echter Bewegung“ zugrunde. Eine gewisse Homogenität wird zwischen Werkgruppen bewahrt, deren inneren Zusammenhang Netzhaut-Stimulation, sensorische Umfelder und lumino-kinetische Aspekte bilden.

Aus Anlass der Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Abhandlungen von Anna Dezeuze, Marcella Lista, Michel Gauthier, Emmanuel Guigon, Arnauld Pierre und Pascal Rousseau, in denen die vier thematischen Schwerpunkte einer eingehenden Analyse unterzogen werden

Pressetext

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L’ŒIL MOTEUR (AUGE MOTOR)
Art optique et cinétique, 1950-1975 / Optische und kinetische Kunst 1950-1975

mit
Yaacov Agam, Josef Albers, Getulio Alviani, Giovanni Anceschi, Marina Apollonio, Antonio Asis, Bernard Baschet
/ François Baschet, Alberto Biasi, Davide Boriani, Pol Bury, Alexander Calder, Lygia Clark, Gianni Colombo, Tony Conrad, Carlos Cruz-Diez, Philippe Decrauzat, Marcel Duchamp, Karl Gerstner, G.R.A.V., Raymond Hains, Peter Kubelka, Richard Paul Lohse, Victor Lucena, Frank Joseph Malina, Christian Megert, Vera Molnar, François Morellet, Frank J. Malina, Hermann Goepfert, Julio Le Parc, Carmelo Arden Quin, Hugues Reip, Bridget Riley, Dieter Roth, Pierre Rovere, Pierre Schaeffer, Nicolas Schoeffer, Paul Sharits, Jesús Rafael Soto, Joel Stein, John Tremblay, Tsai Wen-Ying, Gregorio Vardanega, Victor Vasarely, Gabriele De Vecchi, Xavier Veilhan, Etienne-Bertrand Weill, Ludwig Wilding, Jean-Pierre Yvaral