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Lisa Schmitz hat in den letzten Jahren eine eigenständige Methode entwickelt, Bibliotheken zu fotografieren. Während die bekannten Bibliotheksfotografien von Candida Höfer eine getreue Wiedergabe der Realität in der Zeit des frühen Dokumentarismus sind, stehen die Bibliotheksfotografien von Lisa Schmitz im Zeichen einer Post-Fotografie, Dokumentation im Anschluss an die konstruierte und inszenierte Fotografie, wie sie in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt wurde. Die Künstlerin hat diese Erfahrungen aufgegriffen und daraus ihre eigene Lehre entwickelt. Sie interveniert in den Bibliotheken, bevor sie fotografiert und zwar an der zentralen Stelle, nämlich der Information. Sie dreht alle Bücher um, sodass nur das weiße Papier zu sehen ist und nicht die Buchrücken. Sie bedeckt alles beschriftete Papier mit weißem Papier. Sie löscht gleichsam die Schrift, das Wesen des Buches und negiert damit das Archiv, das Wesen der Bibliothek. Die Fotografien zeigen die Bibliothek im Zustand der Informationslosigkeit, im Zustand der weißen Leere. So bleibt uns die Bibliothek allein als Bild einer ästhetischen Erfahrung. In einer labyrinthischen Installation allerdings, die aus tausenden von Lochstreifen besteht, die ihre Information auf kodierte Weise beinhalten, und auf die Buchseiten, Wortketten, Textflächen projiziert werden, präsentiert sie uns das Gegenprinzip: einen Überfluss an Information, so mächtig, dass wir in diesem Überfluss wie in einem Malstrom ertrinken. Bilder von Büchern und Bibliotheken an die Wand gehängt, Bilder von Büchern und Bibliotheken statt Bücher auf Bibliotheksdispositive gelegt, auf eine labyrinthische Struktur projiziert, repräsentieren und reduplizieren bzw. publizieren einerseits die Realität der Bibliothek, andererseits erweitern sie den Raum der Bibliothek ins Imaginäre, in den unendlichen Raum des Denkens.

Kuratiert von Peter Weibel.

Pressetext

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Lisa Schmitz
InVerse Bibliothek
Ausstellung auf dem ZKM_Museumsbalkon
Kuratiert von Peter Weibel