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Matthias Ulrich/ Schirn Kunsthalle Frankfurt/ M interpretiert die Malerei von Lea Asja Pagenkemper als „Veduten des Underground (...) als Memento Mori des Pop“, als eine „prekäre() Malerei(), (...) die die Hässlichkeit des Lebens in eine poetische Faszination befördert und das transzendentale Subjekt aus seinem (...) distanzierten Platz bewegt.“ (Unveröffentlicht, 1995)

Lea Asja Pagenkemper (*1976 i. Berlin) hat ihre dritte Soloshow in der Galerie Jette Rudolph mit einem Wort, „ME“, überschrieben und zielt auf die Inszenierung eines modernen Selbstporträts ab. Wie schon in ihren Serien klein- und grossformatiger Arbeiten von 2004- 06 spielt das in fragmentarischer Weise vorgetragene Motiv des urbanen Raums die Hauptrolle, worin die Figur des Menschen fehlt aber eben gerade noch so viel anwesend ist, um eine Spur zu hinterlassen, einen Gedankenklang. Es bevölkern grellfarbene Graffitis und Tacks die Leinwände als Ausdruck für die Rebellion gegen die herrschende Topographie der Städte („A.S.J.A“) sowie die vglw. zarten Töne von Pastellkreide oder Feinhaarpinsel als Medium subtil vorgetragener narzisstisch aggressiver Sätze, Aphorismen und Parolen („Born to paint“).

In dieser bisweilen ornamentalen Verkettung losen Stückwerks von Text und Motiv fügt sich das Selbstbild der Künstlerin im Sinne des Neuen Individualismus, aber poetischer verstanden aus der Perspektive von Oscar Wildes „The Soul of Men“ (1895) mit der Behauptung der individuellen Kreativität des Künstlers gegenüber dem gesellschaftlichen Konformismus. Bei Pagenkemper wird gedisst, was das Zeug hält: So ist „Romantick“ ein Affront gegen die sich in Traditionen flüchtende neue Malereiszene und wartet mit dem Klischee kahlen braunen Geästs vor grauem Hintergrund auf.

Nichtsdestotrotz spielt Pagenkemper in ihren neuesten Malereien lustvoll mit dem Einsatz von Relikten der Natur im Stadtraum inform dürrer Bäume, die irrational wie eigenwillig ein Gespinst feinlinearer Strukturen über das Bild legen, um eben noch aufstrebend von einem dunklen Steinbrocken oder querliegenden Brett erdrückt zu werden. Auch wenn Pagenkemper auf tiefenillusionistische Bildwirkungen verzichtet, so gewinnen ihre Arbeiten mit der mehrfachen Schichtung der Farblasuren eine eigenwillige räumliche Dynamik. Diese existentielle Grundstimmung als auch die experimentelle Mischung der malerischen und zeichnerischen Mittel Öl, Acryl,Spray, Kreide oder Edding erinnern an die altmeisterlich vorgetragenen aber von Zerfall geprägten Veduten des Engländers Nigel Cooke sowie an die expressiv- gestischen Malereien des Berliner Realismus der 70er-80er Jahre.

In ihrer Verknüpfung von Landschafts- und Stadtzitat mit lyrischen Textpassagen rückt Pagenkemper mittels einer bewussten Abkehr von der imaginativ tiefenillusionistischen Raumperspektive die Realität erbarmungslos ans Auge des Betrachters heran. Der Nachklang bleibt: Wer bin ich? Und was mach ich hier? Sie gibt keine Antworten, aber im Hinsehen wird bewusst, daß nicht der schnöde Schnörkel auf der Hauswand von Bedeutung ist als vielmehr der Gedanke, den eine menschliche Seele hier als Spur hinterließ. Julia Kolodziej/ Jette Rudolph

1976 in Berlin; lebt u. arbeitet i. Berlin; 2000- 2004 Studium a.d. Universität der Künste Berlin; 2005 Meisterschülerin bei Prof. Georg Baselitz 2007 SURREAL, m. B.Braun, N.Czech u. T.Ernst, Galerie Jette Rudolph, Berlin (G); MAC Gallery, Istanbul, Turkey (G) (Kat.); LeaAsja Pagenkemper „ME“, Galerie Jette Rudolph, Berlin (S) (Kat.); Pagenkemper u.a., Akinci Galerie Amsterdam/ NL (G); 2006 Jugend von Heute/ Youth of Today, Schirn Kunsthalle, Frankfurt/ M (G) (Kat.) (Kuration: Max Hollein u. Matthias Ulrich), (Katalog); „The World State“, Galleri Erik Steen, Oslo/ NOR (G) (m. T.D.Beer, K.Kartscher etc.); Malerei aus der Sammlung Falckenberg, ArtKarlsruhe; Galerie Akinci, Amsterdam (S); RIO, artnews projects, Berlin (G); “Bordsteinschwalbe”, Galerie Jette Rudolph, Berlin (S) (Kat.)

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Lea Asja Pagenkemper