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Vernissage im Beisein des Künstlers: 16. März, 18–20 Uhr

Organic Abstraction, die neue Gemäldereihe des dänischen Künstlers Lars Christensen (*1972), ist eine Reaktion auf Farben als Energie, Bewegung und Materie. Die organische Struktur basiert auf Löchern und Schlitzen: Sie durchsetzen die Leinwände in verschiedenen Größen und lassen die von der Rückseite hindurchgedrückte Farbe „wachsen“ und sich in vielfältigen Formen fortpflanzen. Löcher und Farben erscheinen als endloses Muster, das den Raum, der den Übergang zwischen den körperlichen und geistigen Aspekten der Bilder herstellt, sowohl strafft als auch weitet. Die Gemälde wie auch die Arbeiten auf Papier erkunden die Relativität der Farben – wie sie mit der Oberfläche, miteinander und mit dem Zusammenspiel von Licht und Raum interagieren.

Das Aufbringen der Farbe als Form, als bewegliche und manipulierbare Masse anstatt eines bloss farbgebenden Materials, lässt eine Dreidimensionalität mit skulpturalem Ausdruck entstehen. Jede Arbeit ist Gemälde und Skulptur zugleich. Das quadratische Format der Gemälde erlaubt es der Farbe, an allen Seiten gleichermaßen hervorzudringen und (wie bei einer Kugel mit einem Mittelpunkt) einen Rahmen zu schaffen, der die Grenzen zwischen Raum, Bild und Betrachter aufhebt.

Mit der neuen Reihe möchte Christensen den Akt des Malens als „selbstdenkenden Organismus“ zurückgewinnen, als ein organisches Objekt mit inhärent eigener Logik und Struktur, eigenen Vorschriften und Systemen, die Farbe und Energie freisetzen, Natur und Leben simulieren. Auch die Eigenschaften der Natur bilden eine wichtige Komponente der Arbeiten: Warme Luft wird zur Trocknung der „hängenden“ Acrylfarbe benötigt, das Surren des Gebläses weckt Erinnerungen an Wasser, Luft, Wellen, Vegetation, Erdreich, Stoff, Temperatur usw. … Zusätzlich begleitet Minimal Music von Steve Reich, Brian Eno, Terry Riley, Phillip Glass und anderen die Untersuchung der Grenze zwischen polychromen und monochromen Ausdrucksformen auf demselben Untergrund. So entsteht nicht nur eine Imitation der Natur und des Kosmos, sondern vor allem ein spiritueller und psychologischer Dialog mit dem Betrachter durch die Farbtöne und Stofflichkeit.

Die vier in Gold, Blau, Pastell bzw. Schwarz gehaltenen Gemälde im Format 50x50 cm sind minimale kosmische Einschläge. Planeten ähnelnd, enthalten sie hohe Konzentrationen an Volumen, Masse und Farbe. Diese hochenergetischen Gemälde ragen in den Raum hinein und vermitteln dank ihrer spitzen Perforationen unterschiedlichster Grösse und der monochromen Farbgebung den Eindruck ständiger Bewegung. Im Gegensatz zu den grösseren, früher ausgestellten Gemälden geht es bei Curved by Air um die Natur und die Finesse von Licht und Farben. Auch Dichte ist gegenwärtig, jedoch in zarter Form, wie z.B. im Schatten der horizontalen Linien in Color Lines 01, 02 und 03, 2017.

Lars Christensen lebt und arbeitet in Kopenhagen. Seine Gemälde sind in den Sammlungen des dänischen Statens Kunstfond, der Ny Carlsberg Foundation, des Copenhagen Cultural Fund sowie in vielen privaten Sammlungen rund um den Globus vertreten. Mit grossem Erfolg wurden seine Arbeiten im vergangenen September auf der Expo Chicago in einem ihm und Meg Webster gewidmeten Stand erstmalig in den USA gezeigt.

2008 kokuratierte Christensen „Teaching an Old Dog New Tricks“ (Den Frie Udstillingsbygning, Kopenhagen). Ein Katalog seiner Arbeiten erschien 2014.