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Die Sammlungspräsentation setzt mit Werken aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein – eine Epoche, die durch enorme Umwälzungen gekennzeichnet war: Die preußische Provinzstadt Berlin wuchs enorm und wurde zur Reichshauptstadt. Durch die Zuwanderung vom Land verschärften sich die sozialen Gegensätze. Frauen forderten vehement ihre Rechte und drangen in vormalige Männerdomänen ein. Die Kunst der Epoche, die ganz unterschiedlich auf die neuen Verhältnisse reagierte, wird in dieser Sammlungspräsentation anhand der Gegensatzpaare: Stadt - Land, Arm - Reich, Frau - Mann vorgestellt.

Der zweite Teil der Sammlungspräsentation beginnt mit den Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts wie Expressionismus, Dadaismus und Konstruktivismus, die künstlerisch Widerspruch formulierten und Antworten auf die drängenden sozialen und politischen Fragen gaben. Die Diffamierung dieser künstlerischen Richtungen bei gleichzeitiger Indienstnahme ihrer fortschrittlichen Ästhetik durch die totalitären Regime der 1930er- und 1940er-Jahre ist ebenso Thema wie die Wiederaufnahme der künstlerischen Vorgaben dieser Bewegungen durch die jungen Künstlerinnen und Künstler nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Werke der 60er- bis 80er-Jahre. Eine kritische Generation konfrontierte im Westen das Wirtschaftswunderland BRD mit seiner verdrängten jüngsten Geschichte, während im Osten der propagierte Fortschrittsoptimismus durch vielfach im Abseits arbeitende Künstler angezweifelt wurde.

Die Berlinische Galerie zeigt erstmalig 9 von 27 Arbeiten Bernd Heydens. Die Fotografische Sammlung erwarb sie im Zuge eines Nachkaufs für die "Sammlung zur Fotografiegeschichte der DDR" 1991/1992 von der Tochter des Fotografen, Martina Heyden.

Bernd Heyden war ein typischer Live-Fotograf, der das Alltagsleben in seinem Ostberliner Kiez beobachtete. 1940 in Svinemünde geboren, lebte er seit seiner Kindheit in Berlin Prenzlauer Berg. Dort starb er vierundvierzigjährig an den Folgen seiner Alkoholkrankheit. Er war Autodidakt und was er von der Fotografie wusste, lernte er bei Georg Eckelt, einem Berliner Fotografen. Das Grau der Stadt wirkte auf Heydens Bildern grauer, der Zerfall ist allgegenwärtig, es herrscht eine allgemeine Leblosigkeit. Seine porträthaften Aufnahmen zeigen Gesichter und Gesten von anrührender Menschlichkeit: Bilder der Sehnsucht in einem zutiefst melancholischem Werk.

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KUNST IN BERLIN 1900-1980. Fokus 1900
Sammlungspräsentation

Künstler:
Max Beckmann, George Grosz, John Heartfield, Bernd Heyden, Ludwig von Hofmann, Rudolf Schlichter ...