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Das Künstlerporträt weist mit der zeitgenössischen Kunst eine heimliche, wenig beachtete Beziehung auf. Zugleich stellt es eine der durchgängigen Traditionen der modernen Kunstauffassung dar.

Unsere Ausstellung bilanziert diese beiden Themen ausgehend vom genius loci des Kunstortes Düsseldorf. Die ausgestellten Künstlerporträts wurden entweder von 1800 bis heute in diesem künstlerischen Biotop geschaffen oder betreffen langjährige Protagonisten des Düsseldorfer Kunstgeschehens der Stadt. Gemälde, Zeichnungen und Grafiken aus der Alten Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf zeigen, dass eine systematisch betriebene Praxis des Künstlerporträts bis in die Klasse von Wilhelm von Schadow zurückreicht. Dies wiederum setzt die berühmten Porträts von Kommilitonen in ein neues Licht, mit denen Thomas Ruff in den 1980er Jahren seinen eigenen Werkverlauf aufbaute.

Die neuere Konjunktur des zeitgenössischen Künstlerporträts entspringt der „Überwindung des Tafelbildes“ in den Avantgarde-Bewegungen der 1960er Jahre und dem Aufstieg der Fotografie zur anerkannten Kunstform im darauffolgenden Jahrzehnt. In Düsseldorf lösten die ZERO-Feste, Fluxus-Festivals und die Ein-Abend-Ausstellungen (Mack/Piene, Lueg/Richter/Polke) im Umfeld der Kunstakademie eine dokumentarfotografische Welle aus, deren eigenständige Ästhetik (Reiner Ruthenbeck, Benjamin Katz u.a.) sich als Teil dieser Kunstbewegungen definierte. Wenn ab 1965 wesentliche Protagonisten der Düsseldorfer Kunstszene vor der Kamera von Angelika Platen agierten bzw. ‚performten’ (wobei die Fotografin gleichzeitig die internationalen Großausstellungen, von „Prospekt“ in der Kunsthalle Düsseldorf bis „von hier aus“ festhielt), war dies eine Weiterentwicklung der neuen Ereignisformen inder zeitgenössischen Kunst. Erika Kiffels Stilleben aus Düsseldorfer Ateliers knüpften gleichzeitig an die Tradition der Sachlichkeit von Otto Steinert und Bernd und Hilla Becher an.

Die Ausstellung zieht anschließend einen Bogen vom antiklassizistischen Künstlerporträt der 1970er und 1980er Jahre (Tita Giese, Inge Mahn, Klaus Mettig, Rudi Molacek, Jörg Sasse) über den bewussten Klassizismus von Thomas Ruff zu den digitalen Ausdrucksbereichen der Gegenwart (Elger Esser, Sebastian Riemer, ATM, Sachli Golkar und Till Hofrichter). Das Künstlerporträt, ab den 1960er Jahren aus der kommerziellen Fotografie befreit, erweist sich als eigenständiger Zweig der künstlerischen Fotografie sowie als Berührungszone zur autonomen Fotokunst der Gegenwart. Gleichzeitig präsentiert die Ausstellung eine Porträtgalerie wesentlicher Protagonisten des Kunstgeschehens der Kunstmetropole Düsseldorf sowohl im 19. Jahrhundert als auch der letzten fünfzig Jahre in Einzelporträts und Porträtserien, die zu einem beachtlichen Teil erstmals ausgestellt werden

Die Ausstellungen wird kuratiert von Robert Fleck und Johannes Myssok, Professoren an der Kunstakademie.

Sie entstand in Kooperation mit dem Archiv künstlerischer Fotografie der rheinischen Kunstszene (AFORK)/Museum Kunst Palast, der Alten Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf/Museum Kunst Palast, der Neuen Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf und Leihgaben teilnehmender Künstler.

Gezeigt werden etwa 250 Fotografien, Gemälde und Grafiken.